Jung, alt, diverse Schulabschlüsse, fast die Hälfe mit Migrationshintergrund: Im Bürgerrat Klima ist die Vielfalt groß. Dies bedeutet auch, dass das Vorwissen zur Klimaerwärmung unterschiedlich ist, sagt der Koordinator Bruno Wipfler.
Durch die zufällig getroffene Auswahl der Teilnehmenden beim Bürgerrat Klima sollen alle Perspektiven der Stuttgarter repräsentiert werden. Das war in manchen Teilen der Gesellschaft jedoch gar nicht so einfach, sagt Bruno Wipfler, der Koordinator des Gremiums.
Herr Wipfler, wie aufwendig ist es, 61 Menschen zu finden, die tatsächlich den Querschnitt der Bevölkerung in Stuttgart abbilden?
Der ganze Prozess hat etwa zweieinhalb Monate gedauert. Wir haben uns Zufallsdaten aus dem Einwohnermelderegister schicken lassen und dann Briefe an 6000 Haushalte in Stuttgart versandt. Rund 850 dieser angeschriebenen Menschen waren interessiert daran, beim Bürgerrat Klima teilzunehmen. Wir haben darauf geachtet, dass alle Stuttgarter repräsentiert werden in Bezug auf Alter, Geschlecht, Schulabschluss, Migrationshintergrund, Job, Kinder, wirtschaftliche Lage sowie gesundheitliche Einschränkungen. Der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund im Bürgerrat Klima ist also genauso hoch wie der Anteil der Stuttgarter mit Migrationshintergrund, rund 47 Prozent.
War es in einer bestimmten Gruppe schwierig, Menschen zu finden, die mitmachen wollten?
Ja, es haben sich kaum Menschen mit körperlichen oder gesundheitlichen Einschränkungen zugetraut, am Bürgerrat teilzunehmen. Letztlich ist nur eine Person dabei, die mit einem Fahrdienst gebracht wird, weil sie nicht gut zu Fuß ist.
Wie gehen Sie im Bürgerrat mit den Menschen um, die die Klimaerwärmung nicht recht ernst nehmen?
In den ersten beiden Sitzungen hatten wir Vorträge von Experten, die Grundlegendes zum Klimawandel erklärt haben. Danach wurde deutlich, dass nicht allen bekannt war, wie ernst die Lage ist. Manche äußerten auch Verwunderung darüber, warum nicht genug gegen die Erderwärmung getan wird, obwohl all diese Fakten bekannt sind. Deshalb hatten wir anfangs auch Psychotherapeuten dabei, die den Teilnehmenden bei der Bewältigung geholfen haben – und erklärt haben, dass es wichtig ist, über diese erste Lähmung hinauszugehen.
Was ist Ihr Wunsch an das Gremium?
Ich bin überzeugt davon, dass Bürgerräte uns helfen können, Lösungen zu finden, mit denen später so gut wie alle leben können. Außerdem wünsche ich mir, dass der Bürgerrat Brücken schafft – also dass Politiker aus verschiedenen Parteien sich am Ende auf etwas Gemeinsames einigen, um die Klimaneutralität bis zum Jahr 2035 in Stuttgart zu erreichen.
Bruno Wipfler hat schon andere Bürgerräte begleitet
Experte
Bruno Wipfler (29) stammt aus der Pfalz und hat an der Uni Stuttgart Planung und Partizipation studiert. Seit 2019 begleitet er Bürgerräte, zuletzt zwei auf Bundesebene. Nun arbeitet er seit einem Jahr bei der Stadt Stuttgart als Koordinator für den Bürgerrat Klima.