Für den Schultesposten in Urbach kandidieren (von links oben nach rechts unten): Thomas Hornauer, Martina Fehrlen, Dieter Schienmann und Frido Miller. Foto: privat (2), Rudel, Stoppel

Angesichts zweier schillernder Dauerkandidaten und zwei chancenreichen Bewerbern hatten bei der Kandidatenvorstellung in Urbach viele eine Krawallveranstaltung erwartet. Doch es blieb überraschend zahm – von ein paar Ausrutschern abgesehen.

Urbach - Fridi Miller ist erst gar nicht erschienen: Zu heftig ist wohl die Dauerkandidatin bei Bürgermeisterwahlen in der Region vergangene Woche persönlich angegangen worden. Unterhaltsam – und vor allem informativ – ist die Veranstaltung der „Schorndorfer Nachrichten“ in der Auerbachhalle am Mittwoch trotzdem geworden. Nicht nur wegen des weiteren Dauerkandidaten, Thomas Hornauer.

Vor allem die beiden ernsthaften Kandidaten – Martina Fehrlen (39), Verwaltungswissenschaftlerin aus Esslingen, und Dieter Schienmann (54), seit sechs Jahren Leiter des Bauamts Remshalden und als Erster Beigeordneter ständiger Stellvertreter des dortigen Bürgermeisters – haben in den Fragerunden des Moderators Hans Pöschko sowie der Urbacher Bürger gezeigt, dass sie sich mit der Gemeinde, ihren Besonderheiten und Problemen auseinandergesetzt haben.

Eine bessere Nahversorgung ist den Urbachern wichtig

Wie etwa mit dem Thema Nahversorgung in Oberurbach: Dort machen sich die Bewohner Sorgen darüber, wo sie seit dem Wegfall des örtlichen Lebensmittelladens noch einkaufen können. Dieter Schienmann hat eine Idee dazu: „Ein Bäcker, der auch Lebensmittel verkauft, wäre ein Ansatzpunkt“, sagt der parteilose Verwaltungsprofi. Auch eine Genossenschaft oder einen Verein, der mit Ehrenamtlichen einen Laden betreibt, könnte sich der Vater zweier Söhne im Teenageralter aus Stetten vorstellen.

Martina Fehrlen (CDU), die zurzeit Assistentin des Rektors der Hochschule Esslingen und Geschäftsführerin des Instituts für Weiterbildung der Hochschule ist, möchte den dörflichen Kern von Oberurbach nicht nur erhalten, sondern stärken und – wenn möglich – wieder einen Lebensmittelmarkt ansiedeln. „Dort könnte auch ein Hofladen funktionieren oder ein familiär geführter Einzelhandel“, sagt die Mutter einer bald dreijährigen Tochter .

Selbst der Außenseiter erntet ehrlichen Applaus

Selbst Thomas Hornauer, der schillernde Plüderhausener Unternehmer, möchte den Oberurbacher Kern beleben. Sein Lösungsansatz sieht allerdings ganz anders aus: Die Bewohner könnten mit einem Homeservice mit Lebensmitteln versorgt werden. Statt Läden möchte er Sozialräume schaffen: „Wir brauchen sozialen Austausch ohne Konsumzwang“, sagt Hornauer – und erntet damit sogar Applaus.

Bei anderen Themen, etwa dem Verkehr an der Hauptstraße und der Frage eines Bürgers nach einer Entlastungsstraße, zeigten die Kandidaten deutlich, auf welches Wissen und welche Erfahrung sie zurückgreifen. Während Thomas Hornauer, der unter anderem einen Tesla fährt, kurz und bündig für eine Entlastungsstraße ist und appelliert, einfach mehr Elektroautos zu kaufen, fordert Fehrlen mehr Verkehrskontrollen und eine neue Straße, denn: „Lärm kann krank machen.“

Hornauer: „Dass sie hier auftreten, ist Prostitution“

Dieter Schienmann weiß aus der Praxis, wie Verkehrsprobleme angegangen werden können: „Es sind umfangreiche Untersuchungen notwendig, dann erst weiß man, ob sich die Lage durch eine Umgehungsstraße verbessert“, sagt Schienmann. Erst wenn der Ziel- und Quellverkehr bei einer Verkehrszählung erfasst werde, könne die Gemeinde entscheiden.

Der Ton bei der Podiumsdiskussion am Mittwoch ist meist sachlich und zurückhaltend. Die Kandidaten leisten sich nur kleine höfliche Seitenhiebe: So betont Martina Fehrlen immer wieder, dass sie mit ihrer Familie – falls sie die Wahl gewinnt – nach Urbach ziehen, ihre Tochter dort aufwachsen lassen möchte und immer für die Menschen vor Ort ansprechbar sein werde – und das im Gegensatz zu Dieter Schienmann, der in Stetten im Remstal verwurzelt ist. Schienmann wiederum betont seine Praxiserfahrung in einer anderen Gemeinde und erwähnt schon fast beiläufig: „Ich wurde nicht gefragt, ob ich kandidiere.“ Er habe sich selbst für Urbach entschieden – nicht wie Martina Fehrlen, die extra gefragt wurde.

Und Hornauer? Der muss regelmäßig in die Schranken gewiesen werden. Mal unterbricht er mit „Jawoll“ den Moderator, mal schimpft er gegen den Waiblinger Zeitungsverlag: „Die beiden anderen Kandidaten tun mir leid, dass sie in die Fänge des Verlags geraten sind. Dass sie hier auftreten, ist Prostitution.“