Gratulation vom Landrat: Roland Bernhard schenkt dem Sieger Lukas Rosengrün eine Flasche Schnaps aus eigenen Beständen. Foto: factum/Jürgen Bach

Der 35-jährige Kandidat holt 51,8 Prozent der Stimmen. Er gewinnt damit knapp vor Roland Narr, der auf 47,6 Prozent kommt. Lukas Rosengrün gehört der SPD an, war aber parteilos zur Wahl angetreten.

Ehningen - Kurz bevor das vorläufige Endergebnis auf dem Bildschirm erscheinen soll, streikt die Technik. Zwar werden die fünf Wahlbezirke angezeigt, doch der Briefwahlbereich bleibt plötzlich leer. Das zögert die Gewissheit zwar etwas hinaus, doch bereits zu diesem Zeitpunkt steht eigentlich fest: Der Böblinger Lukas Rosengrün hat die Bürgermeisterwahl in Ehningen gewonnen. Kurz darauf jubelt seine Anhängerschaft dann auch mit dem Gesamtresultat im Rücken.

Laut Endergebnis hat der 35-jährige Familienvater, der bei dem baden-württembergischen Strom-Übertragungsnetzbetreiber arbeitet, 2017 Stimmen auf sich vereinen können. Das entspricht 51,8 Prozent. Roland Narr aus Holzgerlingen kam auf 1853 Stimmen (47,6 Prozent). Beide waren parteilos angetreten. Der dritte Bewerber, Dauerkandidat Samuel Speitelsbach, erhielt 20 Stimmen (0,5 Prozent). Die Wahlbeteiligung lag bei 56 Prozent.

Der Sieger bedankte sich bei seiner Frau

Noch-Amtsinhaber Claus Unger, Landrat Roland Bernhard und Herrenbergs Bürgermeister Thomas Sprißler gratulierten dem Wahlgewinner, ehe Rosengrün selbst ans Mikrofon trat: Er bedankte sich zunächst bei seiner Frau Julia, „dass du diesen Weg mit mir gehen willst“. Seine Eltern und die Schwiegereltern hätten sich während des Wahlkampfs oft um seine Zwillinge gekümmert. „Vielen Dank dafür!“, sagte Rosengrün. Den Gemeinderäten kündigte er eine gute Zusammenarbeit an – unabhängig davon, ob sie den 35-Jährigen unterstützt hätten oder nicht.

Schließlich wendete er sich an seinen Kontrahenten, den parteilosen Roland Narr (48). Im Wahlkampf habe eine gewisse Polarisierung stattgefunden, sagte der Wahlgewinner. „Ich nehme mir aber vor, jetzt alle mitzunehmen – sowohl diejenigen, die Herrn Narr gewählt haben, wie auch die, die mich gewählt haben.“ Man habe sich einen „tollen Wahlkampf“ geliefert, so Lukas Rosengrün. Er sprach Roland Narr Mut zu. Die Frage sei immer, wie man mit Niederlagen umgehen würde.

„Dass ich heute Abend hier stehe, liegt auch daran, dass ich im letzten Jahr eine Niederlage erlebt habe“, sagte der künftige Bürgermeister von Ehningen und spielte damit auf die Bürgermeisterwahl in Gäufelden im Juli 2019 an, wo er mit deutlichem Abstand auf Platz zwei landete. Damals setzte sich der Verwaltungswirt Benjamin Schmid durch, der Mitglied der CDU ist, aber ebenfalls einen Wahlkampf ohne Parteibuch machte. Man müsse nach vorne schauen und es woanders erneut probieren. „Und da hat Herr Narr sicher gute Chancen!“, machte der Ehninger Wahlsieger dem Mitbewerber Hoffnung.

Amtsinhaber stellte sich nicht zur Wahl

Das SPD-Mitglied Lukas Rosengrün hatte im Januar als Erster in Ehningen seinen Hut in den Ring geworfen. Kurze Zeit nach seiner Bewerbung sagten ihm die Ehninger Grünen ihre Unterstützung zu. Der parteilose Roland Narr, Amtsleiter im Sindelfinger Rathaus und für Bildung und Betreuung zuständig, gab seine Unterlagen erst kurz vor Bewerbungsschluss im Rathaus ab. Trotz dieses Spätstarts hätte es beinahe zu einem Sieg gereicht. Um 18.57 Uhr stand das Wahlergebnis fest. Danach gab es gleich eine Gratulation von Landrat Roland Bernhard, der dem jungen Bürgermeister einen Schnaps aus eigenen Beständen zum Wahlsieg schenkte.

Der Amtsinhaber Claus Unger war nach 16 Jahren auf dem Chefsessel im Rathaus nicht mehr zur Wahl angetreten.