Heiß begehrt: Sechs Männer wollen Bürgermeister von Korntal-Münchingen werden. Foto: Simon Granville

Die Spannung steigt: Es ist die große Frage, ob am 23. April ein klarer Sieger aus dem Rennen um das Amt des Bürgermeisters von Korntal-Münchingen hervorgeht.

Auf der Internetseite der Stadt stößt der aufmerksame Leser am Freitagmorgen auf einen Text mit „Informationen zu einer möglichen Neuwahl“. Sie ist am 14. Mai dann, wenn an diesem Sonntag keiner der sechs Bewerber im Rennen um das Amt des Bürgermeisters die absolute Mehrheit – mehr als die Hälfte – der Stimmen erhält. Der Noch-Rathauschef Joachim Wolf (parteilos) stellt sich nach zwei Amtszeiten nicht mehr zur Verfügung.

Hellsehen, wie die Wahl am 23. April ausgeht, kann die Stadtverwaltung freilich nicht. Nach dem Wahlkampf über sechs Wochen, nachdem die Kandidaten von Veranstaltung zu Veranstaltung getingelt sind, um für sich zu werben, lässt sich aber durchaus sagen: Es wird keinen überraschen, wenn am Sonntag niemand den eindeutigen Zuschlag für den Chefsessel bekommt.

Besonders strittig ist der Ökopark

Sieht man vom Ökopark, vom regionalen Gewerbeschwerpunkt (RGS) ab, positionieren sich die vier aussichtsreichsten Bewerber – Alexander Noak (Erster Beigeordneter von Korntal-Münchingen), Axel Felger (Unternehmer), Matthias Groh (Bürgermeister der Gemeinde Untermünkheim bei Schwäbisch Hall), Steffen Kirsch (Büroleiter bei zwei CDU-Landtagsabgeordneten) –, die auch am Talk unserer Zeitung teilgenommen haben, zu wichtigen Themen ganz ähnlich.

So wollen sie die Finanzen der Stadt in den Griff kriegen, die Multifunktionshalle in Münchingen bauen – und künftig generell günstiger –, die Stadtteile mit Fuß- und Radwegen besser verbinden, ein langsames Wachstum der Stadt, ihre Infrastruktur stärken, die Ortskerne beleben, die ärztliche Versorgung verbessern, mehr Transparenz im Rathaus, mehr Bürgernähe und -beteiligung.

Sympathie, Erfahrung, Heimatverbundenheit

Unterm Strich haben sich die Kandidaten bisher ziemlich gut geschlagen bei ihren Auftritten. Sie präsentieren sich kompetent, haben sich intensiv mit der Stadt, der Bevölkerung, den Wünschen, Baustellen, Herausforderungen auseinandergesetzt. Zugleich hat wiederum jeder Kandidat individuelle Vorzüge, mit denen er bei den rund 14 700 Wahlberechtigten punkten kann. Letztlich dürfte bei einer Entscheidung für oder gegen einen Kandidaten auch eine große Rolle spielen, wie sympathisch man ihn findet, für wie wichtig man die Erfahrung hält – oder ob Heimatverbundenheit relevanter ist.

Alexander Noak, 45, kennt die Korntal-Münchinger Stadtverwaltung aus dem Effeff, ist er doch seit mehr als fünf Jahren der Erste Beigeordnete. Er weiß also, was im Rathaus nicht optimal läuft, verbesserungswürdig ist, spricht diese Dinge an – und versichert sie zu ändern, was einige aber bezweifeln. Er wohnt im Vaihinger Stadtteil Ensingen.

Münchingen fühlt sich benachteiligt

Anders Axel Felger, 52. Er setzt auf seinen Blick von außen und als Unternehmer, denn ihm fehlt politische Erfahrung. Er lebt schon lange in Münchingen. Gerade das dürften viele Leute dort goutieren: Aus dem Stadtteil ist immer wieder zu hören, er werde gegenüber Korntal etwa finanziell benachteiligt.

Dorthin ist Matthias Groh im Sommer gezogen. Er ist mit 29 Jahren zwar der jüngste Bewerber, dafür mit dem Amt des Bürgermeisters bestens vertraut, weil er schon Rathauschef ist. Dass er bereit ist, mitten in der Amtszeit zu gehen, können manche nicht nachvollziehen. Als einziger Bewerber bekennt er sich als Gegner des Ökoparks.

Steffen Kirsch weiß, wie man verschiedene Ortsteile händelt, seine Heimat Remseck hat gar sechs räumlich getrennte Stadtteile. Der 41-Jährige will als Bürgermeister auch von seiner Erfahrung als Stadtrat profitieren – einige stört jedoch das CDU-Parteibuch – und, sollte er die Wahl gewinnen, nach Korntal-Münchingen ziehen.

Remseck besteht aus sechs Stadtteilen

Auch Hans-Peter Friedrich, 51, ist in Münchingen heimisch und ohne Verwaltungserfahrung. Der Bäckermeister bringt viele Ideen mit, wie man sich für „die kleinen Leute“ einsetzen kann: Schüler sollen Älteren helfen, Muttersprachler Flüchtlingskindern, mehr Sozialarbeiter in Schulen.

Der Neue muss liefern

Und dann ist da noch Ulrich Raisch. Der Musikpädagoge aus Stuttgart will in so gut wie jeder Kommune Rathauschef werden. Zuletzt trat der Dauerkandidat in Korntal-Münchingen im Jahr 2015 gegen Joachim Wolf an. Am 23. April kandidiert Ulrich Raisch außerdem in Oberstenfeld.

Bei einer Neuwahl können nicht nur die jetzigen Bewerber ihren Hut wieder in den Ring werfen – oder zurückholen. Die Stadtverwaltung nimmt auch neue Bewerbungen entgegen. Egal, wer es an die Rathausspitze schafft: Die Bürgerinnen und Bürger setzen große Hoffnungen in den Neuen, erwarten, dass er seine Versprechen einlöst.

Das vorläufige Wahlergebnis wird im Wahlbistro in der Stadthalle Korntal gezeigt. Das Ergebnis gibt es auch hier: www.korntal-muenchingen.de/Buergermeisterwahl.