Die OBs Hesky und Zull gratulieren dem neuen Kollegen. Foto: /Nicklas Santelli

Benedikt Paulowitsch wird im November sein Amt antreten. Ein Termin liegt allerdings noch nicht fest. Derweil tuscheln die Bürger über Ähnlichkeiten seines Wahlkampfs zu Altenbergers Kandidatur vor 16 Jahren. Die Fallhöhe ist hoch.

Kernen - Während die Schockwellen im Rathaus Kernen noch nicht abgeebbt sind, ist am Tag nach der überraschend ausgegangenen Bürgermeisterwahl der weitere Ablauf der Amtsübergabe noch unklar. Zwar endet die Amtszeit von Stefan Altenberger im Oktober, doch ist zu erwarten, dass der Schultes noch zahlreiche Urlaubstage angesammelt hat und diese unabhängig von der Wetterlage auch nehmen wird. Eine Auskunft über die Anzahl verweigert die Gemeindeverwaltung.

Auch über die offizielle Amtseinsetzung gibt es noch keine Terminvorstellungen

Der Amtsantritt von Benedikt Paulowitsch ist frühestens am Samstag, 2. November, zu erwarten, einen Tag nach dem Feiertag Allerheiligen. Ob der neue Bürgermeister zu diesem Zeitpunkt schon an seiner alten Stelle als Regierungsrat im Innenministerium freigegeben wird, ist ebenfalls noch offen. „Der Amtsantritt wird im November erfolgen. Das Datum steht noch nicht fest“, heißt es aus dem Rathaus. Auf den vom Wähler gewünschten frischen Wind müssen die Bürger also noch warten. Auch über die offizielle Amtseinsetzung – einer Feierstunde meist mit Landrat, weiterer Prominenz, Musikverein und Sonnenschein – gibt es noch keine Terminvorstellungen.

Auch Benedikt Paulowitsch hat geschickt mit seiner Vielseitigkeit und Bürgernähe gepunktet

Aufgefrischt sind in dieser Situation die Vermutungen, was wohl zur Abwahl von Stefan Altenberger geführt hat. Ihn haben doch fast alle Beobachter, begünstigt nicht zuletzt durch die sonnige und besucherträchtige Remstal-Gartenschau, sicher im Sattel sitzen gesehen. Parallelen zum knapp ausgegangenen Wahlkampf vor 16 Jahren drängen sich manchem Bürger auf. Auch Benedikt Paulowitsch hat geschickt mit seiner Vielseitigkeit und Bürgernähe gepunktet, wie damals Stefan Altenberger. Als frische Kraft von außen, unabhängig von den dörflichen Seilschaften am Ort, keiner Interessengruppe verpflichtet, kam Altenberger damals gut an. Gerade dies gilt aber jetzt auch für den Herausforderer, während Altenberger längst im Ort verwurzelt und – so denkt man – auch vielen verbunden ist.

Mancher erinnert sich auch daran, dass Altenberger später zeitweilig bei ihm unbeliebte Menschen ignorierte

Bis ins Private gleicht sich das Auftreten. So wie der vor 16 Jahren noch unverheiratete Kandidat Altenberger seine strahlende Verlobte an der Seite lächeln ließ und ins Blitzlichtgewitter mitnahm, hielt es auch Benedikt Paulowitsch – öffentliche Liebesgeständnisse inklusive. Das kam an. „Der hat ihn mit seinen eigenen Waffen geschlagen“, bemerkt nicht nur ein Bürger.

Mancher erinnert sich auch daran, dass Altenberger später zeitweilig bei ihm unbeliebte Menschen ignorierte, und er kam vielleicht deshalb mit seiner eigentlich sehr angenehmen Charmeoffensive der vergangenen Monate mit Händeschütteln wie am Fließband zu spät.

Ob Benedikt Paulowitsch das und anderes besser macht, muss sich noch erweisen

Benedikt Paulowitsch muss aufpassen, dass er in den nächsten acht Jahren im Amt nicht in ein ähnliches Fahrwasser wie Altenberger kommt. Dieser trat einst mit dem Versprechen auf Transparenz an und stellte die, einmal im Amt, häufig erst dann her, wenn alles bereits entschieden schien. So hatten das die Bürger nicht verstanden. Paulowitsch wiederum verspricht jetzt, den Bürgern verstärkt zuzuhören. Doch verpflichten Wahlkampf-Aussagen auch Bürgermeister zum Handeln. Kernens Einwohner werden sich enttäuscht abwenden, wenn er in den nächsten acht Jahren Amtszeit nicht auch in ihrem Sinne entscheidet – wobei er abhängig von Sachzwängen, gesetzlichen Einschränkungen und Mehrheiten im Gemeinderat doch gar nicht richtig frei in seinen Beschlüssen ist. Allzu großer Stolz aufs repräsentative Amt und seine Entscheidungsfreiheit – „Ich bin der Bürgermeister“ – ist dabei wenig hilfreich. Ob Benedikt Paulowitsch das und anderes besser macht, muss sich noch erweisen.

Aus Ärger über die SPD: Erich Ehrlich Tritt zurück

Als Konsequenz der Wahlschlappe für Kernens Bürgermeister Stefan Altenberger will der SPD-Gemeinderat Erich Ehrlich sein Mandat niederlegen. „Wenn der Altenberger nicht mehr gewählt wird, bin ich auch weg – das habe ich den Kollegen schon vor Wochen gesagt“, erklärte der seit 2004 in dem Gremium aktive Kfz-Meister am Montag in einer Reaktion auf das Ergebnis der BM-Wahl. Ehrlich fühlt sich nach eigenen Worten „vor den Kopf gestoßen“. Seinen Ärger begründet er mit dem Ver-halten seiner Ratskollegen. „Die SPD hat den Kandidaten Paulowitsch weitaus stärker unterstützt als ausgemacht war“, sagte er am Montag auf Nachfrage.