Ekrem Imamoglu hat am Sonntag auch im zweiten Anlauf die Bürgermeisterwahl in Istanbul gewonnen. Foto: dpa

Bereits am 31. März hatte der Oppositionskandidat Imamoglu knapp die Bürgermeisterwahl gewonnen. Doch die regierende AKP erreichte eine Wiederholung der Abstimmung. Diese endet nun mit einem noch deutlicheren Sieg Imamoglus.

Istanbul - Oppositionskandidat Ekrem Imamoglu hat am Sonntag auch im zweiten Anlauf die Bürgermeisterwahl in Istanbul gewonnen. Nach fast vollständiger Auszählung der Wahlzettel kam er bei der Wiederholung der Wahl vom 31. März auf rund 54 Prozent, sein Gegner Binali Yildirim von der regierenden AKP auf rund 45 Prozent, wie türkische Medien berichteten. Yildirim räumte seine Niederlage ein und gratulierte Imamoglu. Dieser sagte seinen jubelnden Anhängern: „Ich habt den Ruf der Demokratie in der Türkei vor den Augen der ganzen Welt gewahrt“.

Die Wahl am 31. März hatte Imamoglu mit einem hauchdünnen Vorsprung vor dem früheren Ministerpräsidenten Yildirim gewonnen. Das Ergebnis wurde aber auf Betreiben von Präsident Recep Tayyip Erdogans AKP von der Wahlkommission im Nachhinein annulliert; formell mit der Begründung, in einigen Wahllokalen sei der Urnengang nicht von amtlichen Wahlhelfern überwacht worden. Die Wiederholung der Wahl wurde auch international genau beobachtet und als Test für den Zustand der türkischen Demokratie gewertet.

Für Erdogan war die Wahl in Istanbul nicht nur ein Stimmungstest

Der 49-jährige Imamoglu war bis zur Annullierung des Wahlergebnisses bereits fast drei Wochen der erste Bürgermeister Istanbuls seit 25 Jahren gewesen, der nicht Erdogans Partei oder deren Vorgängern angehört. Das ist er jetzt erneut. Hunderte seiner Anhänger skandierten am Sonntagabend vor der Zentrale seiner Republikanischen Volkspartei (CHP): „Wieder Bürgermeister, wieder Bürgermeister“.

Für Erdogan war die Wahl in Istanbul nicht nur ein Stimmungstest. Auch er hatte seine politische Karriere 1994 als Bürgermeister der 15-Millionen-Einwohner-Metropole begonnen. Im Wahlkampf hatte er gesagt: „Wer Istanbul gewinnt, gewinnt die Türkei“. Neben Istanbul verlor seine Partei aber im März auch den Bürgermeisterposten in der Hauptstadt Ankara.

Bei seiner Stimmabgabe am Sonntag zeigte sich Erdogan vor Hunderten Anhängern noch zuversichtlich: „Ich glaube, der Wähler von Istanbul wird die beste Entscheidung für Istanbul treffen.“