Die Bürgermeister-Kandidaten wollen das Schloss wieder beleben. Foto: factum/Archiv

Vier Bürgermeister-Kandidaten stehen in Freudental zur Wahl. Sie alle wollen das Schloss in der Ortsmitte beleben. Doch der Eigentümer ist gar nicht gut auf die Gemeinde zu sprechen.

Freudental - Der Wahlkampf in Freudental geht auf die Zielgerade. In gut einer Woche können die Bürger ihr Kreuzchen für einen neuen Rathauschef machen. Vier Kandidaten sind ins Rennen gegangen: Die Freudentaler Achim Traichel und Lothar Breitenbach, der Großbottwarer Kämmerer Alexander Fleig und der als Dauerkandidat für Bürgermeisterwahlen bekannte Musikpädagoge Ulrich Raisch. Und alle vier haben zwei Themen prominent auf der Agenda: die Ansiedlung eines Lebensmittelmarktes und die Reaktivierung des Schlosses.

Letzteres dürfte allerdings kein leichtes Unterfangen werden, liegt doch der Kontakt zum Schlosseigentümer Rudolf Bayer seit geraumer Zeit auf Eis. Kein Wunder, Bayer ist nicht gerade gut auf die Gemeinde am Stromberg zu sprechen. „Freudental hat mich vier Jahre lang blockiert“, schimpft er. Der Bietigheimer Galerist hatte ein privates Gymnasium im Schloss ansiedeln wollen, Sponsoren und ein Lehrerkollegium hatte er bereits an der Hand. Doch die Verhandlungen mit der Kommune verliefen zäh, und als der Gemeinderat nach jahrelangem Ringen sein Okay für die Schule gab, waren die Sponsoren weg .

Schlosseigentümer kritisiert die Bürgermeister-Kandidaten

„Jetzt will man das Schloss beleben und verdrängt völlig, dass die Gemeinde den Leerstand selbst verursacht hat“, kritisiert Bayer. Ihn ärgert, dass die Bürgermeisterkandidaten „die Illusion erzeugen, dass sie im Schloss etwas verändern könnten“. Schließlich seien sie gar nicht gefragt: „Das ist mein Privatbesitz.“ Er habe das Gebäude „ohne einen Plan B“ gekauft. „Ich wollte dort eine Schule einrichten .“ Nachdem die Kommune das Unterfangen torpediert habe, sehe er sich nun nicht in der Pflicht, auf sie zuzukommen. Ein klein wenig lenkt er schließlich doch noch ein: Sollte der neue Rathauschef eine tolle Idee haben, sei er offen für eine Kooperation, sagt Bayer.

Angesichts der Vorgeschichte äußern sich die Bürgermeister-Kandidaten vorsichtig zu dem Thema. Zwar wollen alle eine Belebung des Schlosses, aber es sei zunächst einmal wichtig, „wieder eine Kommunikation zum Eigentümer aufzubauen“ und die „Sprachlosigkeit zu überwinden“, sagt Lothar Breitenbach. Achim Traichel will das Thema ganz neu angehen und dem Besitzer „erst einmal nur zuhören“. Während auch Alexander Fleig auf vermittelnde Gespräche setzt, hat Ulrich Raisch dagegen den Plan, „schöne, rauschende Feste“ auf dem Schlossareal zu feiern.

Ansiedlung eines Supermarktes ebenfalls schwierig

Auch die Ansiedlung eines Lebensmittelmarktes wird sich wohl alles andere als einfach gestalten. Lothar Breitenbach will sich, sollte er Bürgermeister werden, zwar weiterhin dafür einsetzen, ist aufgrund der geringen Größe Freudentals aber skeptisch, ob dieser Wunsch realisierbar ist. Deshalb würde er vor allem die bereits vorhandenen Strukturen stärken: „Wir haben ja zum Beispiel einen Bäcker und einen Gemüsehändler. Wir müssen alles dafür tun, die zu halten“, betont er. Insgesamt will der 53-Jährige eine „nachhaltige Entwicklung“ für den Ort, in dem er seit 19 Jahren lebt. Breitenbach setzt auf seine Erfahrung durch jahrelanges Engagement in der Kommunalpolitik und seine Arbeit in der Kommunalentwicklung. Er will für Verlässlichkeit stehen und „frischen Wind in die Gemeinde bringen“.

Der 49-jährige Freudentaler Achim Traichel sieht sich als belastbar, entscheidungsfreudig und bürgernah an. Der Kriminalhauptkommissar will – sollte er als Sieger aus der Wahl hervorgehen – neben der Ansiedlung eines Supermarktes und der Reaktivierung des Schlosses vor allem das Ehrenamt stärken und sich der Prozesssteuerung in der Rathausverwaltung widmen. „Aber es ist auch wichtig, begonnene Projekte zu Ende zu führen.“

Bürgernähe, Offenheit und Engagement will Alexander Fleig in Freudental einbringen. Dass er nicht aus dem Ort kommt, sieht der 39-Jährige als Vorteil: „Ich kann unvoreingenommen an die Dinge herangehen.“ Zumal er sich freuen würde, in einer kleineren Kommune tätig zu sein: „Die Arbeit im kleinen Team liegt mir“, sagt er. Die Nahversorgung Freudentals stehe bei ihm ganz oben auf der Agenda, ebenso das Schloss, aber auch beim Thema Kinderbetreuung wolle er – so er Schultes wird – „konzeptionell schnell weiterkommen“.

Wahl Die Bürgermeisterwahl in Freudental findet am Sonntag, 5. Februar statt. Das Wahllokal im Bürgerhaus Alte Kelter ist in der Zeit von 8 bis 18 Uhr geöffnet.