Bürgermeister Thomas Matrohs erläutert in der Gemeindehalle sein Wahlprogramm. Er ist der einzige Kandidat, der sich zur Wahl stellt Foto: Andreas Kaier

Bei der Bürgermeisterwahl in Deizisau hat Amtsinhaber Thomas Matrohs an diesem Sonntag keinen Gegenkandidaten. Er nehme die Sache trotzdem ernst, versichert der 48-Jährige.

An diesem Sonntag, 29. Juni, wählen die Deizisauerinnen und Deizisauer ihren Bürgermeister für die kommenden acht Jahre. Und der bisherige Amtsinhaber wird wohl auch Chef im Rathaus bleiben, denn Thomas Matrohs ist der einzige Bewerber. Obwohl der 48-Jährige keinen Herausforderer hat, hatte die Gemeinde für Dienstagabend zu einer Vorstellungsrunde in die Gemeindehalle eingeladen.

 

Auch nach 16 Amtsjahren – der verheiratete Familienvater dreier Kinder tritt am Sonntag zum dritten Mal an – sei für ihn dieser Abend alles andere als eine Formsache, versicherte Matrohs den rund 50 Besucherinnen und Besuchern, die trotz schweißtreibender Temperaturen zu der Veranstaltung gekommen waren. „Auch wenn es bei dieser Bürgermeisterwahl keinen Gegenkandidaten gibt, bleibt es doch eine bewusste, eine wichtige Wahlentscheidung“, sagte Matrohs. Ebenso wie der Moderator des Abends, der stellvertretende Bürgermeister und CDU-Gemeinderat Markus Eberhardt, hofft Matrohs auf eine hohe Wahlbeteiligung. „Das ist auch eine Bestätigung für den Bewerber“, sagte Eberhardt. Demokratie sei kein Selbstläufer.

20 Seiten starkes Wahlprogramm

Wie wichtig Matrohs die Wahl nimmt, zeigt nicht zuletzt sein 20 Seiten starkes Wahlprogramm, das er vor kurzem persönlich an alle 3100 Deizisauer Haushalte verteilt hat. In der 13 Punkte umfassenden Broschüre zeigt der Kommunalpolitiker auf, welche Themen ihm in den nächsten acht Jahren wichtig sind. Dabei spielen die Finanzen eine ebenso wichtige Rolle wie beispielsweise bezahlbarer Wohnraum, die Energiewende, die Gesundheitsversorgung, der Ausbau von Bildungs- und Betreuungsangeboten, die Förderung des Ehrenamts, das Thema Digitalisierung sowie der Ausbau einer klimafreundlichen Mobilität.

Da er in seiner Broschüre „alle relevanten Themen“ bereits angesprochen habe, verzichte er an diesem Abend bewusst darauf, alles noch einmal aufzuzählen, betonte er. Stattdessen stellte Matrohs seine Grundhaltung, wie er das Amt des Bürgermeisters versteht, ins Zentrum seines Vortrags. „Bürgermeister zu sein, das heißt für mich, Verantwortung für Menschen und das gesellschaftliche Miteinander zu übernehmen.“

„Ehrlichste Form der Politik“

Am Ende gehe es nicht nur um Straßensanierungen, Baugebiete, Sporthallen oder Förderprogramme, es gehe ihm immer um die Menschen. Die Kommunalpolitik bezeichnete er als „die ehrlichste Form der Politik“, bei der es keine große Distanz zwischen Entscheidungen und Auswirkungen gebe.

Was heute im Gemeinderat beschlossen werde, betreffe morgen viele Menschen ganz konkret. Dabei komme es nicht nur auf gute Konzepte an, sondern auf Haltung, Verantwortung und auf das Miteinander. „Am Ende müssen die Menschen verstehen, warum Entscheidungen so getroffen werden, wie sie getroffen werden“, sagte Matrohs. „Ehrlichkeit und Transparenz schaffen Vertrauen.“

Als „zentrale Aufgabe der Kommunalpolitik“ bezeichnete er die Förderung des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Es gelte, Dialoge zu ermöglichen und die Menschen einzubinden. Seine Aufgabe und die der Gemeinde sei es, den Rahmen für „das gute Leben und für das gute Zusammenleben der Bürgerinnen und Bürger“ zu schaffen.

Jeder hat seinen Platz im Ort

Das klinge vielleicht sehr philosophisch, zeige sich aber bei den Kindergärten, auf dem Spielplatz, im Vereinsleben, auf dem Wochenmarkt, in der Gemeindehalle, auf dem Festplatz im Ehrenamt und bei der Vereinsarbeit. „Eine gute Gemeinde misst sich aber nicht daran, wie es den Stärksten geht, sondern daran, ob sie für die da ist, die Unterstützung brauchen“, so Matrohs weiter. Deshalb bedeute Gemeinwohl für ihn, dass jeder in Deizisau seinen Platz habe, unabhängig von Einkommen, Herkunft oder Lebenssituation.

Auf die Frage eines Deizisauers, ob vor dem Hintergrund seiner jüngsten Bewerbung um das Amt des Esslinger Landrats damit zu rechnen sei, dass Matrohs sich an anderer Stelle noch einmal um ein ähnliches Amt bewerben werde, schüttelte der Rathauschef den Kopf. Hier sei er zu Hause, hier kenne er die Themen und zudem wolle er nicht irgendwelche Karriereinteressen über die Interessen seiner Familie stellen. Er hoffe, in Deizisau einmal in den Ruhestand zu gehen.

Mehr als 1000 Briefwahlanträge

Wahltag
Rund 5300 Deizisauerinnen und Deizisauer sind dazu aufgerufen, an diesem Sonntag bei der Bürgermeisterwahl ihre Stimme abzugeben. Auf dem Wahlzettel ist dabei lediglich der Name von Amtsinhaber Thomas Matrohs zu finden.

Briefwahl
Die Wahlbeteiligung wird – angesichts dieses Solos – wohl nicht überbordend hoch. Umso erstaunlicher ist es deshalb, dass bereits mehr als 1040 Briefwahlanträge bei der Gemeinde eingegangen sind. Insgesamt gibt es in Deizisau sechs Wahlbezirke, zwei davon sind Briefwahlbezirke.

Wahlparty
Wer sich direkt vor Ort über den Wahlausgang informieren möchte, hat dazu am Sonntag von 18 Uhr an im Rathaus die Gelegenheit. Im großen Sitzungssaal findet die Ergebnispräsentation – und eine kleine Wahlparty statt. Dort bietet sich auch die Gelegenheit Thomas Matrohs zu gratulieren.