Zwei Frauen und drei Männer wollen den nach mehr als drei Jahrzehnten scheidenden Bürgermeister Jochen Müller beerben. Einem Bewerber wird eine Nähe zur Reichsbürger-Szene nachgesagt.
An Interesse für den Chefsessel im Rathaus fehlt es in Korb wahrlich nicht: Gleich fünf Kandidatinnen und Kandidaten wollen bei der Bürgermeisterwahl im Februar in der 11 000-Einwohner-Kommune den Sieg erringen. Amtsinhaber Jochen Müller tritt nach vier Wahlperioden nicht mehr an und macht im Alter von 63 Jahren den Weg für einen Nachfolger frei.
Der absehbare Abschied des langjährigen Verwaltungschefs bedeutet, dass die Bürgerinnen und Bürger nach 32 Jahren ohne einen Wechsel an der Rathausspitze nun wieder die Qual der Wahl haben – und sich unter gleich fünf Bewerberinnen und Bewerbern entscheiden müssen. Weitere Kandidaten kamen bis zum Ende der Bewerbungsfrist am Montagabend nicht mehr hinzu. „Es hat sich nichts Neues mehr ergeben. Es sind die fünf im Rennen, die sich bisher schon öffentlich zu erkennen gegeben haben“, heißt es bei der Gemeindeverwaltung auf Nachfrage nach dem Stand der Dinge.
Der erste Bewerber war ein gelernter Verwaltungswirt
Als Erster seinen Hut in den Ring geworfen hatte bereits im Dezember der Verwaltungswirt Markus Motschenbacher. Der 43-Jährige hat berufliche Stationen im Waiblinger Landratsamt, in Wiernsheim im Enzkreis und in Bietigheim-Bissingen in seinem Lebenslauf und ist aktuell als Erster Beigeordneter und Hauptamtsleiter in Remshalden beschäftigt. Im Waiblinger Teilort Hegnach hat er außerdem zeitweilig die Rolle des Ortsvorstehers übernommen und vor Jahren auch schon in Korb gelebt. Zu seinen Zielen für den Ort zählt der parteilose Motschenbacher neben Umwelt und Klimaschutz auch die Schaffung bezahlbaren Wohnraums und die Erhaltung der ärztlichen Versorgung.
Zweiter Bewerber in Korb ist der Unternehmer Christian Hartmann. Der 44-jährige Vater von zwei Kindern führt ein Modegeschäft in Weinstadt-Endersbach, ist in Korb aber vor allem durch sein ehrenamtliches Engagement bei den lokalen Fußballern ein Begriff. Außerdem ist Hartmann Vorsitzender der Vereinigung der Weinstädter Unternehmer – und hat als gelernter Betriebswirt auch den Kaufkraftabfluss als Schwachstelle des Orts ausgemacht. Nicht mal die Hälfte der pro Kopf verfügbaren 8665 Euro bleibt in Korb beim lokalen Einzelhandel hängen – ein Manko, das Hartmann auch mit Blick auf die Gewerbesteuer gern ändern würde.
Einem Bewerber wird eine Nähe zur Reichsbürger-Szene nachgesagt
Stirnrunzeln hat in der Vergangenheit Axel Fischer ausgelöst, der dritte Kandidat in Korb. Als Bewerber für den Bürgermeister-Posten in Remshalden hat der 1972 geborene Familienvater vor Jahren gewisse Zweifel geweckt, ob er überhaupt auf dem Boden der Verfassung steht. Zwar hat sich Fischer – beruflich vom Goldschmied über den Schnorchellehrer bis zum Wellness-Masseur vielseitig interessiert – stets gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit ausgesprochen. Doch durch Aussagen wie die, dass die Bundesrepublik Deutschland eine „aus Zion ferngesteuerte Verwaltungseinheit der Alliierten“ darstelle, hat sich Fischer selbst in die Nähe von Verschwörungstheoretikern gerückt. 2018 stand der nach zwei erfolglosen Kandidaturen in seiner Heimatgemeinde im vergangenen Jahr auch in Winterbach antretende Remshaldener im Reichsbürger-Verdacht, weil er seinen Personalausweis gegen einen Staatsangehörigkeitsausweis eingetauscht hatte.
Auch zwei weibliche Bewerberinnen um den Chefsessel im Rathaus gibt es inzwischen. Zum einen hat kurz vor Weihnachten Sandra Schlipf ihre Unterlagen im Rathaus abgegeben. Die Justizangestellte, lange Jahre Erzieherin in Korb und Leiterin eines Kinderhauses in Weinstadt, sitzt für die Freien Bürger seit der jüngsten Kommunalwahl im Korber Gemeinderat. Als Schwerpunkte gibt die 52-Jährige den Sozialbereich und die Förderung der mehr als 90 Vereine im Ort an.
Den Wahlhelfern sollte kein zusätzlicher Termin zugemutet werden
Bereits Erfahrung in der Korber Lokalpolitik hat auch Lisa Gunter, die fünfte Bewerberin. Sie war bis Sommer vergangenen Jahres die Pressesprecherin der Gemeinde und bringt seither kommunale Kompetenz als stellvertretende Fachbereichsleiterin für Sport und Kultur in Kornwestheim mit. Mit zum Aufgabengebiet gehört die Betriebsleitung fürs Kongresszentrum „K“. Lisa Gunter, aufgewachsen in Filderstadt, sieht die Förderung der digitalen Transformation und den Ausbau des Bildungsbereichs als Schwerpunkte an. Ausdrücklich genannt wird auch von ihr die medizinische Versorgung der Bürgerschaft.
Stattfinden wird die Bürgermeisterwahl in Korb am 23. Februar. Dass der Termin auf den Tag der vorgezogenen Bundestagswahl fällt, ist allerdings kein Zufall. Mit der Zusammenlegung der Stimmabgaben wollte die Kommune sowohl den Bürgerinnen und Bürgern als auch den Wahlhelfern einen zusätzlichen Termin im Kalender ersparen.
Falls in Korb eine Stichwahl notwendig werden sollte, ist sie für den ursprünglich angesetzten Wahltermin am 16. März vorgesehen.