Simon Blessing will sich in seiner zweiten Amtsperiode um die Ortszentren von Frickenhausen und Tischardt kümmern. Foto: Horst Rudel

Am 4. Februar wählt die 9000-Einwohner-Gemeinde Frickenhausen ihren neuen Bürgermeister. Simon Blessings Wiederwahl gilt als sicher. Es steht ihm eine spannende zweite Wahlperiode bevor.

Frickenhausen - Die Zeit ist wirklich gerast.“ Simon Blessing lacht. Die fünf Jahre, die der Diplom-Ingenieur zuvor im Esslinger Landratsamt gearbeitet hat, seien ihm doppelt so lang vorgekommen wie jene acht Jahre, die er nun schon Bürgermeister in Frickenhausen ist. Doch am 4. Februar ist es schon wieder so weit: Dann wählen die Frickenhausener einen neuen Ratschef. Und schon jetzt ist klar: der neue wird auch der alte sein. Zwar gibt es mit Friedhild Miller eine weitere Bewerberin. Doch wie wichtig der 48-jährigen Sindelfingerin Frickenhausen ist, mag man daran erkennen, dass sie zeitgleich weit mehr als 20 Bewerbungen in anderen Kommunen in Baden-Württemberg laufen hat.

Entsprechend entspannt kann der 40-jährige Blessing dem Wahltag entgegensehen. Das ist für einen Bürgermeister in Frickenhausen zumindest in der jüngeren Vergangenheit keine Selbstverständlichkeit gewesen. Vor 16 Jahren hatte sich Bernd Kuhn gegen den Amtsinhaber Dieter Schütz durchgesetzt. Vor acht Jahren – nach heftigen Streitigkeiten mit dem Gemeinderat – war dann auch für Kuhn die Bürgermeisterzeit abrupt vorbei.

Blessing hat die Gräben zugeschüttet

„Natürlich war es damals eine Herausforderung gegen den Amtsinhaber anzutreten“, erinnert sich Simon Blessing. Nach seiner Wahl habe es dann drei, vier Jahre gedauert, bis es ihm endgültig gelungen sei, alte Gräben zuzuschütten und auch diejenigen mit ins Boot zu holen, die bei der Wahl noch für den bisherigen Amtsinhaber gestimmt hätten. Aber, so Simon Blessing heute: „Ich fand und ich finde Frickenhausen nach wie vor eine unglaublich spannende Gemeinde. Und deshalb war meine Entscheidung damals absolut richtig.“

Das liege zum einen an der Größe: „Mit mittlerweile etwas mehr als 9000 Einwohnern zählt Frickenhausen zu den größeren Kommunen im Landkreis“, sagt Blessing und hebt zudem die Bedeutung des Wirtschaftsstandorts heraus: „Wir haben viele Gewerbegebiete und daher auch hohe Gewerbesteuereinnahmen. Das gibt uns Spielraum für Investitionen.“ Neun Millionen Euro Einnahmen hat es im vergangenen Jahr allein aus dieser Quelle gegeben. Entsprechend positiv fällt das Fazit Blessings aus: „Wir stehen wirklich gut da.“ Deshalb ist auch viel in den vergangenen acht Jahren geschehen. Im Mittelpunkt stand dabei die Umwandlung der Werkrealschule in eine Gemeinschaftsschule – mit all den damit verbundenen Herausforderungen an die Pädagogik wie an die Architektur. Aber als sich für das Schuljahr 2011/2012 nur noch elf Schüler für die Werkrealschule angemeldet hatten, musste sich die Gemeinde entscheiden.

Im September wird die neue Mensa eingeweiht

Die Gemeinschaftsschule in Frickenhausen ist ein absolute Erfolgsgeschichte. 2013 an den Start gegangen, gibt es mittlerweile so viele Anmeldungen, dass die Gemeinde es bisher nur mit Müh und Not geschafft hat, alle Bewerber aufzunehmen. Im September wird nun die neue Mensa eingeweiht, ein Jahr später soll dann ein neues Schulhaus stehen. In weiteren Bauabschnitten sind die Sanierung des bisherigen Schulgebäudes und die Erweiterung der Sporthalle geplant.

Auf einem guten Weg sieht Blessing ein weiteres Projekt, dass die Frickenhausener kommunalpolitische Diskussion mittlerweile seit Jahrzehnten begleitet. Schon als kleiner Junge, so erzählt Blessing, als er gelegentlich mit seinem Großvater durch Frickenhausen geradelt sei, habe er den Opa gefragt, „warum die Ortmitte eigentlich so rümpelig aussieht“. Das tut sie noch heute, soll sich aber bald ändern. Die Vorberatungen zur Neugestaltung der Ortsmitte sind weitgehend abgeschlossen.

Auf einer neuen Tiefgarage mit 90 öffentlichen und 40 privaten Stellplätzen sollen zwei Gebäude mit Dienstleistern, Arztpraxen und Wohnungen entstehen. Im dritten, unmittelbar neben dem Rathaus entstehenden Haus will ein Gastronom das Erdgeschoss für ein schwäbisches Restaurant mit einem Biergarten auf dem Rathausplatz nutzen. In den Obergeschossen werden zehn bis 15 Zimmer mit Gästebetten entstehen. „Das soll ein Gasthof im traditionellen Sinn werden“, sagt Blessing. „Das passt sehr gut zu Frickenhausen.“

Auch Tischardt erhält neue Ortsmitte

Auch der zweite der drei Ortsteile von Frickenhausen, Tischardt, erhält gerade eine neue Ortsmitte – mit Dorfplatz, einem Haus samt Bäckerei und Wohnraum für die Tagespflege und einem Bürgerhaus mit Bürgersaal, Platz für die Ortschaftsverwaltung und die Vereine. In Linsenhofen wiederum gibt es solche innerörtlichen Probleme nicht. „Die Ortsmitte dort mit der historischen Kelter ist gut in Schuss“, sagt Blessing. Auf Linsenhofener Gemarkung entstehe dafür ein Neubaugebiet, in dem auch ein Drogeriemarkt eine Filiale eröffnen werde. „Seit der Schlecker-Pleite fehlt ein Drogeriemarkt in Frickenhausen. Ich weiß von vielen Müttern, dass sie sich einen dm-Markt wünschen.“

Simon Blessing weiß, wovon er spricht. Denn auch privat hat sich für ihn seit seiner Wahl vor acht Jahren allerlei getan. Damals war er 32 Jahre jung und noch relativ ungebunden. Mittlerweile hat er geheiratet, ist Vater von zwei Kindern – Nummer drei ist gerade im Anmarsch – und er hat sich auch wohnungstechnisch verändert. Vor drei Jahren hat er in Frickenhausen gebaut und seine alte Heimat Nürtingen-Neckarhausen verlassen. „Sogar Bäume haben wir schon gepflanzt“, sagt Blessing und lacht: „Es ist also alles so, wie es sein sollte.“Am Donnerstag, 25. Januar, stellen sich die Bürgermeisterkandidaten für Frickenhausen um 20 Uhr in der Festhalle in Frickenhausen vor