Mit welchem Bürgermeister der Weg in Wangen weitergeht, entscheidet sich am Sonntag. Foto: Pascal Thiel

Ganz gleich, wer am Sonntag in Wangen die Bürgermeisterwahl gewinnt: Die Gemeinde sieht nach turbulenten Wochen, einer spannenden Zukunft entgegen.

Wangen - Wo bekommt man in einem Dorf die wesentlichen Informationen? Beim Friseur oder – wie in diesem Fall – beim Bäcker. Ein älterer Mann, der sich gerade ein paar Brezeln gekauft hat, fasst kurz und knapp zusammen, was Wangen bevorsteht: „Die Bürgermeisterwahl am Sonntag wird spannend und was danach kommt, noch viel spannender“, sagt er, ehe er den Laden verlässt. Im Gehen murmelt er noch etwas von „schmutzig“ und „über das Ziel hinausgeschossen“, dreht sich um und schiebt zur Erklärung die Worte „Ich meine das Theater wegen der Bürgermeisterwahl“ hinterher.

In der Tat ging es in der Schurwaldgemeinde in den vergangenen Wochen hoch her – und manchmal auch unter die Gürtellinie. Dafür sorgten allerdings nicht, wie das in der Regel der Fall ist, die Kontrahenten im Rennen um den Schultesposten. Vielmehr bekam der Begriff „Briefwahl“ eine völlig neue Bedeutung. Hatten unmittelbar vor dem ersten Wahlgang sieben Gemeinderäte einen Brandbrief gegen den amtierenden Rathauschef Daniel Frey verfasst, der wiederum von einigen seiner Anhänger in Briefform gekontert wurde, folgte ein weiteres anonymes Schreiben aus dem Teilort Oberwälden, dass sich wiederum gegen den Amtsinhaber richtete.

Vier Namen stehen auch diesmal auf dem Stimmzettel

Jüngst, nachdem sich mittlerweile schon zehn Mitglieder des Kommunalparlaments öffentlich gegen Frey stellen, sah sich die Gemeinderätin Barbara Bär gezwungen, ihren CDU-Parteikollegen – ebenfalls in einem Brief – zu verteidigen. Die Vorwürfe ihrer Kolleginnen und Kollegen, dass Frey unzuverlässig sei, ineffizient arbeite und keine Führungsqualitäten habe, stimmten so einfach nicht.

Wie auch immer: Im ersten Wahlgang vor drei Wochen ist keine Entscheidung gefallen. Daniel Frey kam auf 40,3 Prozent, während sein Herausforderer Troy Dutta sieben Prozentpunkte mehr einfahren konnte. Die beiden anderen Bewerber, der 36-jährige Betriebswirt Martin Gundelach mit elf Prozent und die omnipräsente Fridi Miller mit 0,5 Prozent, landeten zwar unter ferner liefen. Gundelach sorgte aber dafür, dass die rund 3600 Wahlberechtigten in Wangen am Sonntag nochmals ran müssen, da niemand die absolute Mehrheit erreichte.

Zwar stehen in der zweiten Runde wieder die selben Namen auf dem Zettel. Es bedarf aber keiner hellseherischen Gaben, um einen Zweikampf zwischen dem 40-jährigen Frey und dem ein Jahr älteren Dutta vorherzusagen. Beide haben, wie sie erklären, anstrengende Tage hinter sich: aus unterschiedlichen Gründen.

Frey kämpft um jede Stimme – Dutta denkt, dass es für ihn reicht

Frey betont, dass er aufgrund der Aktionen gegen ihn zwar Verunsicherung bei den Leuten verspürt habe. „Andererseits bin ich aber auch bestätigt worden, den eingeschlagenen Weg weiter zu gehen.“ Er habe zuletzt sehr viele Gespräche geführt, um alle Fragen zu beantworten und um die Menschen zu erreichen. „Ich werde deshalb auch bis zum Schluss um jede Stimme kämpfen“, fügt Frey hinzu.

Troy Dutta, der zurzeit noch die Ausländerbehörde im Göppinger Landratsamt leitet, hatte aus einem anderen Grund Stress. Auf einer Wahlkampftour hatte er sich noch vor der ersten Runde bei einem Sturz die Kniescheibe gebrochen. Sein Krankenhausaufenthalt war zwar schnell vorüber, an weitere Hausbesuche in Wangen war aber danach nicht mehr zu denken. „Ich habe auf Abendveranstaltungen, aber auch telefonisch und per E-Mail viel Zuspruch erhalten und rechne deshalb damit, dass es am Sonntag für mich reicht“, sagt er.

Einig sind sich die Favoriten auf den Bürgermeisterposten, dass es in Wangen nach der Wahl zwar nicht mehr ganz so heiß hergehen wird wie in den vergangenen Wochen, dass aber, so oder so – und wie schon der Brezelkäufer sagte – aufregende Zeiten bevorstehen.