Publikum und ein Moderatorenduo unserer Zeitung fühlen den Kandidaten zur Altbacher Bürgermeisterwahl auf den Zahn. Dabei zeigt sich: In einigen Themen sind sich die Kontrahenten einig.
So voll ist die Gemeindehalle selten, das Interesse war groß. Am 19. Oktober wird in Altbach ein Bürgermeister gewählt. Amtsinhaber Martin Funk bewirbt sich erneut. Sein Herausforderer ist Sebastian Flörchinger. Am Dienstagabend stellten sich die beiden Kandidaten den Fragen der Moderatoren und EZ-Redakteure Greta Gramberg und Sebastian Xanke und rund 400 Besucherinnen und Besuchern. Während der eine seine Erfahrung und bereits erzielte Erfolge betonte, versprach der andere, die Bürgerinnen und Bürger im Fall seiner Wahl bei der Weiterentwicklung der Gemeinde mit einzubeziehen. Neben Unterschieden traten auch viele Gemeinsamkeiten der Kontrahenten zutage.
Zunächst stand nach der Begrüßung durch den stellvertretenden ehrenamtlichen Bürgermeister und Leiter des Gemeindewahlausschusses, Mathias Lipp, die persönliche Kandidatenvorstellung an. Der Herausforderer Flörchinger betonte, dass Altbach ein schöner Ort zum Leben sei. „Wir nutzen aber noch nicht das volle Potenzial, das in diesem Ort steckt“, sagte er. Viele Chancen würden nicht wahrgenommen. Er wolle im Falle seiner Wahl eine Agenda mit der Einwohnerschaft und dem Gemeinderat erarbeiten und anstehende Projekte priorisieren. „Wir brauchen ein Gesamtkonzept“, so der Kandidat.
Visionen der Bürgermeisterkandidaten für Altbach: Mehr Grün und neue Wohnungen
Gerne möchte Flörchinger beispielsweise mit mehr Grün den öffentlichen Raum ansehnlicher machen, etwa den Bahnhofsvorplatz. Dass er kein gelernter Verwaltungsbeamter ist, darin sieht der Herausforderer kein Hindernis für die Übernahme des Amtes. „Ich will nicht verwalten, sondern gestalten“, betonte er. Darüber hinaus stehe dem Bürgermeister ein Team auf dem Rathaus zur Seite.
Der Amtsinhaber Funk hob seine langjährige Praxiserfahrung als Bürgermeister hervor. Immerhin arbeitet der 42-Jährige seit seinem 27. Lebensjahr als Chef einer Gemeindeverwaltung, zunächst in Ohmden, seit rund acht Jahren in Altbach. „Wir haben in den vergangenen Jahren viel erreicht“, erinnerte Funk. So sei die Kinderbetreuung ausgebaut worden. Derzeit werde das neue Kinderhaus mit dem Namen „Mosaik“ gebaut. Das neue Feuerwehrhaus sei entstanden. Das Gewerbegebiet habe Glasfaserleitungen erhalten, zählte Funk auf.
„Und wir werden auch in den kommenden Jahren viel bewegen“, ist sich der Amtsinhaber sicher. Die Grundschule müsse beispielsweise für den anstehenden Ganztagesbetrieb ertüchtigt werden. Auf dem Gelände der ehemaligen neuapostolischen Kirche sind neue Wohnungen in Planung. Darüber hinaus gelte es, an beständigen Aufgaben wie guten Wegen und Straßen zu arbeiten.
Kandidaten einig: Keine Steuererhöhungen und Cafés für Altbach
Bei vielen Antworten auf die Fragen der Moderatoren waren sich die Bewerber weitgehend einig. Beide sehen bislang trotz angespannter Finanzen keinen Grund, irgendwo den Rotstift anzusetzen. Wenn neue Unternehmen angesiedelt werden, sollen sie eine gute Zukunftsperspektive haben (Funk) oder verlässliche Gewerbesteuereinnahmen erzielen (Flörchinger). Die Einnahmenseite der Gemeinde durch höhere Steuern, Gebühren oder Hebesätze zu verbessern, dafür sahen ebenfalls beide Kandidaten keinen Grund. Auch bei der Frage, was denn an Einkaufsmöglichkeiten in Altbach fehle, hatten die Kandidaten ähnliche Vorstellungen: ein Eiskaffee (Funk) oder ein gemütliches Café mit Kaffee und Kuchen (Flörchinger).
Eine weitere Gemeinsamkeit ist, dass beide Kandidaten ausdrücklich nicht für eine Partei ins Rennen gehen. Er sei SPD-Mitglied und werde es auch bleiben, erklärte Funk. Für die Bürgermeisterwahl spiele das Parteibuch aber keine Rolle. Flörchinger, der während der jüngsten Gemeinderatswahl in Altbach auf der Liste der CDU stand, betonte ebenfalls, als unabhängiger Kandidat anzutreten.
„Ich will nicht warten, bis etwas passiert“: Verkehrssicherheit in Altbach im Fokus
Kontrovers wurde es beim Thema Verkehr. Die Elterntaxis sind nach Ansicht einiger Altbacherinnen und Altbacher, die vorab Fragen für die Veranstaltung eingereicht hatten, eine Gefahr für die Schulkinder. „Ich will nicht warten, bis etwas passiert“, sagte Flörchinger. Das neue Kinderhaus Mosaik werde die Situation noch verschlimmern. Es brauche eine richtige „Kiss&Go-Zone“. Funk betonte, dazu regelmäßig mit dem zuständigen Landratsamt in Kontakt zu sein. „Bei dem Thema bleibe ich dran“, versprach er. Darüber hinaus bleibe der Gemeinde nicht viel mehr übrig, als an die Eltern zu appellieren. „Man könnte mit den Kindern auch zu Fuß in die Schule laufen. Altbach ist nicht so groß“, sagte Funk.
Zum Schluss der eineinhalbstündigen Veranstaltung warb der Leiter des Gemeindewahlausschusses Lipp für die rege Beteiligung an der bevorstehenden Bürgermeisterwahl. „Demokratie lebt vom Mitmachen. Gehen Sie am 19. Oktober zur Bürgermeisterwahl“, forderte er die Besucher auf.
Die Kandidaten und die Wahl
Sebastian Flörchinger
Der Herausforderer ist 42 Jahre alt und lebt nach eigenen Angaben seit 15 Jahren in Altbach. Derzeit arbeitet der verheiratete und katholische Familienvater bei einem Automobilunternehmen aus der Region. Aufgewachsen ist er in Rheinland-Pfalz.
Martin Funk
Der Amtsinhaber ist ebenfalls 42 Jahre alt und seit 2018 Bürgermeister in der Gemeinde. Zuvor war er Bürgermeister in Ohmden. Aufgewachsen ist er in Plochingen. Funk hat Wirtschaftsrecht studiert und anschließend den Master in Europäischem Verwaltungsmanagement absolviert.
Wahl
Die Bürgermeisterwahl in Altbach findet am Sonntag, 19. Oktober, statt. Wahlberechtigt sind Einwohner der Gemeinde, die die deutsche oder die Staatsbürgerschaft eines anderen EU-Landes besitzen, ab 16 Jahren. Die Amtszeit beträgt acht Jahre.