Will in seinem Heimatort Aidlingen Bürgermeister werden: Marc Weidel Foto: Eibner-Pressefoto/Andreas Ulmer

Der 23-Jährige Marc Weidel war der erste Bewerber um die Nachfolge von Bürgermeister Ekkehard Fauth. Seit Monaten zeigt er mit einem intensiv geführten Wahlkampf, wie ernst er es mit seiner Kandidatur meint – und dass er in seinem Heimatort etwas bewegen will.

Ob in Aidlingen, Deufringen, Dachtel oder Lehenweiler – an Marc Weidel gibt es derzeit kein Vorbeikommen. Von dutzenden Plakaten lächelt einem seit zwei Monaten das Gesicht des Bürgermeisterkandidaten entgegen. Der 23-jährige Aidlinger unterstreicht damit ein Statement, das sich auch auf vielen seiner Wahlplakate wiederfindet: Nämlich, dass sein Heimatort für ihn eine Herzensangelegenheit ist.

 

Dies zeigt sich auch an seinem bisherigen Wahlkampf, denn Marc Weidel ist nicht nur über seine Plakate sehr präsent. Seit er als erster Bewerber am 9. Juli im Rathaus seine Unterlagen abgeben hat, geht er von Tür zu Tür, um sich persönlich bei den Bürgerinnen und Bürgern vorzustellen. „Nebenbei“ kümmerte der angehende Betriebswirtschaftler sich auch noch um seinen Studienabschluss an der Fachhochschule Nürtingen. „Die letzte Prüfung habe ich Ende Juli bestanden“, sagt er.

Bis Ende August bereits 800 Haushalte besucht

Wenn er nicht gerade paukte, ging er Klinkenputzen. Bereits Ende August habe er schon rund 800 Haushalte abgeklappert. Bis zum Wahltermin am 29. September dürften es noch sehr viel mehr werden. Das kommt offenbar gut an: „Das finde ich mal stark!“, schreibt beispielsweise ein Aidlinger auf der lokalen Facebook-Community-Seite, dass Weidel sich soeben bei ihm vorgestellt habe. Unter dem vielfach gelikten Beitrag stehen diverse ähnlich lautende Kommentare. „Für sein Alter wirkt er unglaublich weit, engagiert und verantwortungsvoll“, erwähnt dabei eine Nutzerin einen Punkt, der bei Weidels Begegnungen mit potenziellen Wählerinnen und Wählern immer wieder zur Sprache komme.

„Ich gehe offen damit um“, sagt er zum Thema Alter. Natürlich treffe er immer wieder auf Menschen, die ihn mit seinen 23 Jahren für zu jung und zu wenig erfahren für das Bürgermeisteramt erachten. Den meisten komme es aber auf etwas ganz anderes an: „Für die ist es wichtig, einen Aidlinger im Rathaus zu haben, einen, der hier wohnt und gute und schlechte Entscheidungen mitträgt.“ Dass er im Gegensatz zu seiner doppelt so alten Mitbewerberin Helena Österle über keine Verwaltungserfahrung verfüge, sei da eher nebensächlich. „Das sind alles Dinge, die man lernen kann“, ist er überzeugt, „aber Herzblut und eine gewisse Verbindung zum Flecken kann man nicht lernen – das hat man, oder man hat es nicht.“

Die Entscheidung, Bürgermeister werden zu wollen, beschreibt er als längeren Prozess. Erster Auslöser sei letztes Jahr der Aidlinger Weihnachtsmarkt gewesen. Da habe Gemeinderat Ralf Beicht ihn gefragt, ob er sich nicht für die Freien Wähler zur Gemeinderatswahl aufstellen lassen möchte. Weidel sagte zu. „Die Partei hat dabei für mich aber keine Rolle gespielt.“ In diesem Frühjahr sei ihn ihm dann die Entscheidung gereift, zur Bürgermeisterwahl anzutreten. Am 21. Juni – zweieinhalb Wochen vor seiner Bewerbung – beantragte er seine CDU-Mitgliedschaft. „Das ist die Partei, der ich bundespolitisch am nächsten stehe“, sagt der Aidlinger.

„Es ist klar, dass ich richtig einarbeiten muss, falls ich gewählt werde“, sagt Weidel. „Ich habe Respekt vor der Aufgabe, aber keine Angst“, erklärt er und berichtet von seiner Kontaktaufnahme mit Nufringens Bürgermeister Ingolf Welte. Der ehemalige Polizeihauptkommissar war 2017 als Quereinsteiger ins Amt gewählt worden. Von ihm und weiteren Bürgermeistern aus anderen Bundesländern, die sich in jungen Jahren oder mit wenig Verwaltungserfahrung für eine Kandidatur entschieden hatten, habe er sich Ratschläge eingeholt.

Tatsächlich spiele sein Alter bei den Begegnungen und Gesprächen mit den Aidlingern aber gar keine so große Rolle, berichtet Weidel. Auch die 13 Brennpunktthemen wie etwa Abwassergebühr, Kindergartenneubau in Dachtel, Flüchtlingsunterbringung oder medizinische Versorgung, über die Bürgermeister Fauth mit ihm bei der Einreichung seiner Bewerbungsunterlagen gesprochen habe, stünden bei seinen Hausbesuchen nicht unbedingt so sehr im Vordergrund. „Da geht es oft um Kleinigkeiten wie die Hecke oder das Schlagloch vor der Haustür“, erzählt er. Auch höre er immer wieder Klagen über mangelnde Wertschätzung und die intransparente Kommunikation der Gemeinde. Hier sieht er noch viel Verbesserungsbedarf für das von ihm angestrebte „Wir-Gefühl“ in der Gemeinde.

Das Ehrenamt liegt dem Vereinsmenschen am Herzen

Als Vereinsmensch liege ihm die Unterstützung des Ehrenamts sehr am Herzen. Schließlich, so Weidel, tragen die örtlichen Vereine viel zur Ortsbelebung bei. Als BWLer will er den Haushalt konsolidieren und dafür Ein- und Ausnahmen priorisieren. Damit Aidlingen nicht nur der Gemeinde-Homepage nach „Perle des Heckengäus“ ist, brauche es zudem einen „sanften Tourismus“.

Außerdem wolle er mehr für Aidlingens Betriebe tun. Er komme selbst aus einer Unternehmerfamilie, wo er von klein auf gelernt habe, was es heißt, Verantwortung zu übernehmen. Es brauche deshalb mehr Unterstützung und regelmäßig runde Tische mit den lokalen Firmen, die trotz hoher Gewerbesteuer im Ort bleiben würden. „Ich finde, das muss man honorieren“, sagt Weidel.

Zur Wahl in Aidlingen

Termine
 Am 30. November geht Ekkehard Fauth nach 24 Amtsjahren in den Ruhestand. Wer im ins Aidlinger Rathaus nachfolgt, entscheidet sich bei der Bürgermeisterwahl am 29. September. Am Freitag, 13. September, findet um 19 Uhr die offizielle Kandidatenvorstellung in der Sonnenberghalle statt.

Persönliches
 Der 23-Jährige will im Oktober sein Studium der Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt „Nachhaltige Unternehmensführung“ abschließen. Weidel ist in Aidlingen aufgewachsen, ist ledig und lebt nach eigenen Angaben in einer Beziehung in seinem Heimatort. Seit 2021 leitet er die Handballspielgemeinschaft SG Aidlingen-Ehningen mit rund 550 Mitgliedern, seit 2024 ist er Handballabteilungsleiter bei der SpVgg Aidlingen. Er ist seit Ende Juni CDU-Mitglied.

Konkurrenz
 Zweite Kandidatin ist die letzte Woche hier vorgestellte 46-jährige Verwaltungsfachwirtin Helena Österle aus Nagold.