Der SV Perouse benötigt neue Vorstandsmitglieder, sonst droht die Auflösung des Vereins. Die Rutesheimer Bürgermeisterin Susanne Widmaier will das verhindern.
Der Albtraum. Beim SV Perouse findet sich nach mehrmonatiger Suche niemand, der bereit ist, sich in den Vorstand wählen zu lassen. Doch ein Sportverein benötigt eine Führung samt rechtlicher Vertreter, sonst bleibt keine Wahl: Das Amtsgericht bestellt einen Liquidator, der den Verein abwickelt und er schließlich aufgelöst wird.
„So weit darf es nicht kommen“, sagt Susanne Widmaier vehement. Die Rutesheimer Bürgermeisterin will dafür sorgen, dass dieser Albtraum in Perouse bald endet und die Sportfreunde im Rutesheimer Teilort ganz schnell erwachen. „Wir haben einen tollen Verein mit Angeboten für die ganze Familie“, sagt die Frau, die seit Februar 2018 die Verwaltung führt, „das können und wollen wir nicht einfach aufgeben.“
In dem vor 61 Jahren gegründeten Club, der aktuell rund 300 Mitglieder in fünf Sparten mit Sportangeboten versorgt, rumort es seit geraumer Zeit. Die Kurzfassung des Dramas: Nachdem Reinhard Giek, der den Verein und besonders die Fußballer lange mit großzügigen Sponsorengeldern ausgestattet hatte, Anfang 2023 erkrankt war, bröckelte mehr und mehr der Putz der Vereinsfassade und Risse kamen zum Vorschein. Die Fußballer meldeten sich zweimal vom Spielbetrieb ab, aktuell ruht der Ball in Perouse – dafür bebt es mehr und mehr rund ums Clubheim, bis der Zwist so groß wurde, dass sich Roland Krebs als zweiter Vorsitzender genötigt sah, ein Vereinsausschlussverfahren gegen Reinhard Giek zu veranlassen.
Vorstandsmitglied Krebs scheidet aus
Am 22. November wollte Krebs auf der Hauptversammlung des SV Perouse dazu Stellung nehmen, doch es kam nicht dazu. Der Termin wurde abgesagt. Aber nicht wegen dieser Causa, sondern weil Vorstandswahlen auf der Tagesordnung standen – das war der Haken an der Sache. Im Vorfeld hatte sich niemand bereit erklärt, sich zur Wahl zu stellen, der SV benötigt jedoch einen Vorsitzenden und einen Kassier, weil auch Krebs gesundheitlich angeschlagen ist und aus dem Gremium aussteigen möchte. „Ich laufe nicht davon“, betont der 63-Jährige, „aber ich kann das körperlich nicht mehr leisten.“
Kurz bevor der SV Perouse aus der Kurve flog, weil sich niemand ans Steuer setzen wollte, trat Krebs auf die Bremse und sagte die Hauptversammlung ab – so sprang Bürgermeisterin Widmaier ihm zur Seite. „In unserer Stadt besitzt Sport einen hohen Stellenwert“, sagt sie, „deshalb wäre es schlimm, wenn der SV Perouse verschwinden und es kein Sportangebot dort mehr geben würde.“ Neben dem ruhenden Fußball gibt es die Abteilungen Tennis, Freizeitsport, Frauen-Gymnastik und Eltern-Kind-Turnen.
Mehrere Personen können sich Aufgaben teilen
Mit ihrem Namen als Stadtchefin und ihrem Netzwerk rührt die Bürgermeisterin die Werbetrommel für den kleinen Club und geht auf Kandidatensuche – in Kultur und Kirche, in Unternehmen und anderen Organisationen hat sie das Perouse-Problem bekannt gemacht. „Wir müssen jemanden finden“, berichtet Susanne Widmaier, „dafür setze ich mich ein.“ Dabei erläutert sie, welche Aufgaben zu erledigen sind und wie hoch der Zeitaufwand sein dürfte. Wichtige Informationen für jemanden, der sich berufen fühlen könnte, einen Verein vor dem Verschwinden zu retten. „Es können sich auch mehrere Menschen die Aufgaben teilen“, verdeutlicht die Verwaltungschefin, für die nur eine Option nicht infrage kommt: sich selbst zur Wahl zu stellen.
Hauptversammlung soll Ende Januar sein
Roland Krebs ist freilich nicht untätig und wartet auf eine Erfolgsmeldung, er selbst lässt ebenfalls sämtliche zur Verfügung stehenden Drähte glühen. Dass bisher niemand „ja“ gesagt hat, schiebt er nicht auf die Querelen, „das dürfte kaum der ausschlaggebende Punkt sein“, sagt der zweite Vorsitzende, „ich denke, es ist die gesellschaftliche Entwicklung, in der es schwer ist, jemanden für ehrenamtliches Engagement zu gewinnen.“
Ende Januar peilt Krebs für die Hauptversammlung an, es sollte sich – aufgrund von Fristen – noch dieses Jahr jemand finden für den Vorstand des SV Perouse. Noch ist Zeit, um aus dem Albtraum aufzuwachen.