Stefan Breiter beim Bürgerkontakt auf dem Grunbacher Wochenmarkt Foto: Gottfried Stoppel

Am 2. Mai 2013 hatte Stefan Breiter seinen ersten Arbeitstag als Bürgermeister. Zur Halbzeit seiner Amtsperiode ist er mit seinem Schreibtisch auf den Wochenmarkt gezogen, um sich mit den Bürgern über seine Arbeit auszutauschen. Die sind meist hochzufrieden.

Remshalden - Zwischen Käse aus dem Allgäu und frisch gebackenem Holzofenbrot hat Stefan Breiter an diesem Dienstagmorgen seinen Schreibtisch auf dem Wochenmarkt in Grunbach aufgestellt. Sogar ein schönes altes Telefon mit Wählscheibe hat er mitgebracht, dessen Kabel allerdings im Nichts endet. Das ist aber eigentlich auch egal: der Remshaldener Bürgermeister ist schließlich nicht zum Telefonieren gekommen, sondern um seinen Bürgern die Möglichkeit zu geben, ihn persönlich zu treffen und Anliegen, Kritik oder Lob loszuwerden.

Bürgermeister-Zwischenbilanz zur Halbzeit

Der Grund: Auf den Tag genau vor vier Jahren hatte Stefan Breiter seinen ersten Arbeitstag als Schultes. „Im Wahlkampf stand ich oft hier auf dem Reinhold-Maier-Platz, um meine Broschüren zu verteilen. Und als ich gesehen habe, dass der 2. Mai dieses Jahr ein Dienstag ist, dachte ich, ich könnte mal wieder zu den Bürgern kommen“, erläutert der 50-Jährige seine Idee. Zwar gebe es regelmäßig Bürgersprechstunden, „aber da haben wir oft nicht so viel Zeit“. Vor allem nicht, um zur Halbzeit seiner achtjährigen Amtsperiode so etwas wie eine Bürgermeister-Zwischenbilanz zu ziehen.

An der Zeit soll es an diesem Vormittag nicht fehlen, aber leider macht das Wetter nicht so mit wie erhofft. Stefan Breiter steht im Regen – und muss seinen Schreibtisch mit einem Pavillon schützen. Wie gut, dass die Remshaldener ihrem Bürgermeister jede Menge Herzerwärmendes mitbringen. Eine Bürgerin hat extra Plätzchen in der Form einer Vier gebacken, eine andere hat ihm den Rotweinkuchen mitgebracht, den er so gerne mag. Und auch an freundlichen Worten soll es nicht fehlen. Auch wer nur vorbeigeht, ruft schnell ein „Machen Sie weiter so“ in das Zelt hinein. Ein ehemaliger Gemeinderat ist extra auf den Markt gekommen, um Dankeschön zu sagen. „Ich weiß ja noch von früher, dass das kein leichter Job ist. Sie machen das toll“, befindet der ältere Herr. „Er hat einfach immer ein offenes Ohr und ist sehr präsent“, sagt Marion Filipitsch.

Auch einige Anliegen werden auf den Marktplatz mitgebracht

Einige Remshaldener sind auch gekommen, um ihre Anliegen direkt beim Schultes loszuwerden. „Ein großes Thema sind immer wieder die Schnittarbeiten des Bauhofs im Frühjahr. Da hat eben jeder eine eigene Meinung, wie man Bäume am besten zurückschneidet“, sagt Breiter. Ein anderer Bürger bemängelt, dass es im Bürgerhaus kein WLAN gibt, eine weitere Remshaldenerin, die im Rollstuhl sitzt, hat gleich mehrere Anregungen mitgebracht. „Sie hat mir zum Beispiel gezeigt, dass die Bordsteinkante am Zebrastreifen vor der Apotheke viel zu hoch ist. Da müssen wir dringend etwas abfräsen.“ Zudem habe sie ihm vorgeschlagen, einen ehrenamtlichen Behindertenbeauftragten einzurichten, der dann zu verschiedenen Themen gehört werden könnte. „Sie selbst wäre auch bereit dazu, das finde ich total klasse.“

Keine Kritik – trotz schwieriger Themen

Ein rauer Wind weht Stefan Breiter zwar an diesem Morgen auch entgegen – aber nicht von seinen Bürgern. „Kritik gab es noch gar keine, das finde ich fast ein bisschen seltsam.“ Zumal er ja auch schon einige schwierige Themen in seiner bisherigen Amtszeit anpacken musste. „Ich weiß noch genau, wie ich an meinem ersten Tag die Zeitung aufgeschlagen habe und einen kritischen Artikel über Ernst Heinkel gesehen habe. Das ist gleich richtig gut losgegangen“, erinnert sich Stefan Breiter, für den die vier Jahre wie im Flug vergangen sind. „Andererseits haben wir so viel gemacht und auf den Weg gebracht, dass mir das, was ich davor gemacht habe, unheimlich weit weg vorkommt. Ich bin voll angekommen.“