Auf Nachfragen, ob er nun zurückgetreten sei oder nicht, gibt Bürgermeister Ebert keine Antwort. Angeblich hat er die Rathausmitarbeiter schon darüber informiert. Foto:  

Der Burladinger AfD-Bürgermeister, Harry Ebert, schweigt darüber, ob er Ende Oktober aufhört oder nicht. Im Amtsblatt stand es erst, dann aber nicht mehr.

Burladingen - Immer wieder wurde dem umstrittenen Burladinger Rathauschef Harry Ebert der Rücktritt nahegelegt, jetzt hat er wohl selbst seinen Abschied verkündet. Der erste und einzige AfD-Bürgermeister in Baden-Württemberg will angeblich Ende Oktober aufhören. Als parteiloser Kandidat schaffte es Ebert vor 20 Jahren an die Spitze des Rathauses der Stadt im Zollernalbkreis und ist seither zwei Mal wiedergewählt worden. Seine dritte Amtszeit endet offiziell 2023. Erst im vergangenen Jahr ist er der AfD beigetreten und hat immer wieder mit rechtspopulistischen Äußerungen im Amtsblatt oder auf Facebook provoziert. Deswegen ermittelte die Dienstaufsicht beim Landratsamt gegen ihn und erteilte ihm einen Verweis.

Die Rücktrittsnachricht bestätigen kann die Fraktionschefin der Freien Wähler, Rosi Steinberg. „Er hat meines Wissens die Mitarbeiter im Rathaus am Dienstag über sein Amtsende informiert“, sagt die Gemeinderätin. „Warum er aufhört, darüber kann man nur spekulieren“, sagt Steinberg, die irritiert ist von der mangelnden Verständigung. Eine offizielle Stellungnahme gebe es nicht. „Wir Gemeinderäte haben vieles nicht ordnungsgemäß erfahren, das passt ins Bild.“ Immer wieder habe sich Ebert abgeschottet. „Ich bin froh darüber, dass er nun wohl aufhört, die letzten zweieinhalb Jahre waren zermürbend.“

„Sie spinnen wohl“, antwortet Ebert unserer Zeitung

Im Burladinger Rathaus will keiner den Abgang des Bürgermeisters bestätigen. Harry Ebert, der in den vergangenen Jahren nur per E-Mail mit unserer Zeitung kommuniziert hat und sowohl Telefonate als auch persönliche Treffen immer abblockte, ist nicht zu erreichen. „Er ist außer Haus, schreiben Sie eine Mail“, empfiehlt seine Sekretärin freundlich. Die Antwort per Mail kommt am späten Mittwochnachmittag. „Sie spinnen wohl“, schreibt Ebert grußlos, die Nachricht hat er von seinem Handy abgeschickt.

Auf die Frage, ob das heiße, er trete nicht zurück, kommt eine Stunde später die Antwort. Nein, er sei nicht so freundlich, sich zu der Vermutung seines Rücktritts zu äußern. Und weiter: „Mit meinem ersten Mail wollte ich ausdrücken, dass ich es eine Frechheit finde, dass ausgerechnet Sie bei mir anfragen.“ Weitere Anfragen beantwortet er nicht. Es ist weiterhin unklar, ob er seinen Rückzug bekräftigt oder dementiert. Etliche Medien haben inzwischen darüber berichtet – ohne eine Stellungnahme von Harry Ebert.

Verwirrung herrscht auch unter den Gemeinderäten. „Wenn es stimmt, dass er seinen Hut nimmt, dann ist es ein großes Aufatmen“, sagt Alexander Schülzle von den Freien Wählern. „Es wäre eine konsequente und richtige Entscheidung, ich glaube das aber erst, wenn ich das schwarz auf weiß lese.“ Ausgesprochen unproduktiv sei die Zusammenarbeit mit dem Bürgermeister gewesen. Harry Ebert habe als Verhinderer die Arbeit des Gemeinderats blockiert und sich mehrfach abwertend über das Gremium geäußert. Schülzle ist als Fraktionschef zurückgetreten, als sich Ebert als AfD-Anhänger geoutet hatte.

Keine Fraktion ist über den Rücktritt informiert worden

„Es ist höchste Zeit für einen Neuanfang“, sagt der 46-jährige Kreisjugendpfleger, der sehr verwundert ist über die Art, wie Ebert seinen Rücktritt kommuniziert. „In den sozialen Medien kursiert ein Screenshot aus dem Amtsblatt“, erzählt Schülzle. „Harry Ebert kündigt Rücktritt an“ lautet die Schlagzeile oben auf Seite vier der aktuellen Ausgabe. Desweiteren heißt es, Ebert werde sein Amt zum 1. November 2019 zur Verfügung stellen. „Erstaunlicherweise ist die Notiz im PDF des Amtsblatt, das bereits die Runde gemacht hat, nicht mehr vorhanden“, wundert sich Schülzle. „Vielleicht war der Screenshot eine Korrekturfahne, und Herr Ebert hat die Nachricht auf den letzten Drücker herausgenommen, weil sie sich vorab verbreitet hatte“, mutmaßt Schülzle.

„Es kann ja sein, dass er uns Gemeinderäte in der Sitzung am Donnerstag persönlich informieren will.“ Seltsam und geheimnistuerisch sei das Gebahren auf jeden Fall, aber so sei Ebert schon seit Langem. Auch die CDU-Gemeinderätin Dörte Conradi ist am Rätseln, was nun wahr ist. „Wir von der Fraktion sind nicht informiert worden.“

Dem Landratsamt Zollernalb liegt nach Angaben einer Sprecherin bisher kein Rücktrittsgesuch vor.