Die Fellbacher Straße in Kernen-Rommelshausen ist abschnittsweise sehr laut. Foto: Patricia Sigerist

Bürgermeister Stefan Altenberger aus Kernen stellt mit dem Lärmaktionsplan eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf 30 Kilometer pro Stunde in der Rommelshauser Ortsdurchfahrt zur Debatte. Der Gemeinderat wird aber erst nach einer Bürgerbeteiligung entscheiden. Einige Bürgerstimmen liegen schon vor.

Kernen - Der Verkehr hat in Rommelshausen und Stetten weiter zugenommen und damit der Lärm, der viele Anwohner der Hauptverkehrsstraßen plagt. Der Gutachter Wolfgang Schröder hat dem Gemeinderat nahegelegt, die Einführung von Tempo 30 in der Fellbacher, Karl- und Waiblinger Straße zu prüfen. Aufgrund der berechneten Lärmpegel sei Tempo 30 aber nicht zwingend und werde möglicherweise auf Widerstand der Straßenverkehrsbehörde im Landratsamt stoßen, sagte er. Der Ingenieur aus Ludwigsburg hat von Bürgermeister Stefan Altenberger den Auftrag, einen Lärmaktionsplan für die Gemeinde zu erstellen.

Autoverkehr hat in Kernen zugenommen

Den von Schröder und seiner Firma BS Ingenieure erstellten Entwurf hat der Gemeinderat am Donnerstag einstimmig zur Grundlage aller weiteren Schritte zur Lärmminderung an den Durchfahrtsstraßen erklärt. Die Firma hat zuvor die Fahrzeuge in beiden Ortsteilen zählen lassen und verzeichnete einen Anstieg: So liegt der Verkehr in der Karlstraße bei durchschnittlich 13 400 Fahrzeugen pro Tag, davon fast acht Prozent zwischen 22 und 6 Uhr. Der Anteil des Schwerverkehrs betrug 4,5 Prozent am Tag und 4,2 Prozent in der Nacht. Die Fellbacher Straße war mit 11 500 Fahrzeugen belastet, die Waiblinger Straße nördlich der Adlerkreuzung mit etwa 7500. Auch in Stetten zeigten sich hohe Werte: So waren in der Schlossstraße mehr als 11 000 Fahrzeuge täglich unterwegs, in der engen Langen Straße bis zu 7000. Bürgermeister Altenberger sieht sich bestätigt: „Gefühlt hat der Autoverkehr in den vergangenen drei Jahren zugenommen.“

Hohe Schallpegel an Stettens Ortsdurchfahrt trotz Tempo 30

Sehr hohe Lärmbelastungen, ab denen vordringlicher Handlungsbedarf besteht und Straßenverkehrsbehörden Geschwindigkeitsbeschränkungen anordnen, sind dennoch in Rommelshausen weniger verbreitet als befürchtet. Der Gutachter Schröder spricht von „lokal begrenzten Hotspots“. Vordringlichen Handlungsbedarf sieht das Verkehrsministerium bei Pegeln von mehr als 70 dB(A) tags und 60 dB(A) nachts. Diese Werte wurden ausschließlich im Umfeld des Adlerkreisels in der Fellbacher, Karl- und im nördlichen Teil der Waiblinger Straße sowie in der Langen Straße in Stetten ermittelt. Dabei hat Schröder berücksichtigt, dass im Zuge der Ortsdurchfahrt Stetten bereits Tempo 30 gilt. „Je näher die Häuser an der Straße sind, desto höher ist der Lärmpegel. Das aus anderen Gründen eingeführte Tempo 30 ist in Stetten also aus Lärmschutzgründen gerade recht.“

Gemeinderat kann Höchstgrenzen festsetzen, glaubt der Gutachter

Der Gemeinderat Kernen kann aber niedrigere Lärmpegel anstreben und zum Schutz der Anwohner Tempo 30 auch in der Fellbacher, Karl- und Waiblinger Straße anstreben, da die zu verwendenden Höchstgrenzen nicht festgelegt sind. So weist Gutachter Schröder darauf hin, dass der Gemeinderat die Werte von 65 dB (A) tags und 55 dB (A) nachts – das ist vereinfacht gesagt mehr als halb so laut – zugrunde legen kann: „Diese Höchstgrenzen sind diskussionswürdig“, sagte Christopher Stange von BS Ingenieure.

Die Gemeinderatsfraktionen haben sich zur Frage der Tempobeschränkungen in ihrer Sitzung am Donnerstag noch nicht geäußert. Verwaltung und Räte wollen die Reaktionen der Bürgerschaft abwarten, wenn der Entwurf des Lärmaktionsplans öffentlich ausgelegt wird und Einwohner Anregungen und Stellungnahmen im Rathaus einreichen können. In einer ersten Runde haben Bürger laut Schröder bereits deutlich den Wunsch formuliert, in der Fellbacher und der Waiblinger Straße die Geschwindigkeit auf 30 Kilometer pro Stunde zu beschränken. Bürgermeister Altenberger nimmt dies ernst: „Wir müssen an die Mitbürger denken, die an den Straßen leben. Und Tempo 30 wäre eine Hilfe gegen die lauten Motorräder.“ Deren aufheulende Motoren nach der Ausfahrt aus dem Adlerkreisel hatte zuvor Helmut Heissenberger (CDU) beklagt.

Lärmschutz ist auch mit Material der Fahrbahndecke möglich

Abseits der Diskussion um Geschwindigkeiten ist die Gemeindeverwaltung auch aufgefordert, bei der Sanierung von Straßenbelägen lärmmindernde Materialien zu wählen oder Schallschutzfenster zu bezuschussen. Ersteres wird allerdings dadurch erschwert, dass die benannten Straßen in der Unterhaltspflicht des Regierungspräsidiums oder des Landratsamts liegen. Die Rathausbeamten können dort nur Bitten vortragen. Wenn mehr Menschen Züge und Busse benutzen sowie Rad fahren oder Laufen, kann dies ebenfalls zu einer Lärmsenkung führen. Auch ein mögliches Verbot der Durchfahrt von Schwerlastern ist zu prüfen.