Großes Interesse besteht am Bürgerhaushalt. Foto: Benjamin Schieler

Die Bürger sind wieder angehalten, Projekte vorzuschlagen, die im Haushalt berücksichtigt werden sollen.

Möhringen - Sechzig Plätze sind vielleicht doch ein wenig zu wenig, dachte sich der Bezirksvorsteher und ließ im Möhringer Bürgerhaus 20 weitere Stühle aufstellen. Jürgen Lohmanns Eingebung erwies sich als richtig. Bei der Informationsveranstaltung zum zweiten Bürgerhaushalt der Stadt blieben am Dienstagabend die wenigsten Plätze frei. Das freute niemanden mehr als Lohmann, der die Besucher im Sinne Möhringens zu kräftiger Lobbyarbeit aufrief.

Politik bedeutet kollektive Kraftanstrengung, das gilt im Großen wie im Kleinen. Und das gilt im Speziellen für den Bürgerhaushalt. Um das zu unterstreichen, bedurfte Lohmann nur zweier Worte, die seinen Zuhörern ein wissendes Schmunzeln ins Gesicht trieben: Freibad Sillenbuch. Als Stuttgarts Bürger 2011 erstmals dazu aufgerufen waren, dem Gemeinderat Vorschläge für Investitionen oder Einsparungen zu machen und diese zu bewerten, um eine Rangliste zu erstellen, erlangte keinesfalls ein stadtweit die Menschen umtreibendes Anliegen höchste Priorität, sondern just das Freibad, „von dem jeder weiß, wo es liegt, in das aber keiner geht“, wie Lohmann süffisant feststellte. „Die Sillenbucher haben das Prinzip des Bürgerhaushalts als Erste durchschaut, das muss man ihnen lassen.“

Nun aber beginnt das Spiel von vorne: von 18. Februar bis 11. März kann jeder mit Erst- oder Zweitwohnsitz in Stuttgart Vorschläge für Projekte machen, die – eine genügende Unterstützung vorausgesetzt – im Herbst die Stadtverwaltung und den Gemeinderat beschäftigen werden. Vor zwei Jahren gingen insgesamt 1745 Ideen ein, 21 betrafen den Stadtbezirk Möhringen. „Ich wünsche mir wieder viele gute Vorschläge zu unserem Wohle“, rief Lohmann seinen Zuhörern zu und zeigte sich als klarer Befürworter des Mitbestimmungsinstruments – trotz des mit ihm verbundenen riesigen Verwaltungsaufwands. „Ich glaube, dass sich die Mühe lohnt.“

Kein Wettbewerb unter den Stadtbezirken

Ob sie sich für Möhringen lohnt, wird sich zeigen. Netzwerkqualitäten sind gefragt, wenn es etwa darum geht, eine Sanierung des Sonnenberger Hallenbades ins Gespräch zu bringen, die der Bezirksvorsteher neben weiteren Punkten als einer Unterstützung wert erachtet. Lohmann sträubt sich zwar gegen das Bild eines Wettbewerbs unter den Stadtbezirken im Rennen um die vorderen Plätze auf der Prioritätenliste, doch er ist bemüht, in Möhringen „eine breite Basis“ der Beteiligung zu erreichen. Bürger könnten sich mit allen Fragen zum Haushalt an ihn wenden, bot Lohmann an.