Das Landratsamt hat den 50. Geburtstags des Landkreises Böblingen gefeiert und zum Festakt am Flugfeld eine umfassende Schau seiner Dienstleistungen aufgebaut. Zeitgleich konnte man den Rohbau des Flugfeld-Klinikums besuchen.
Zumindest am Vormittag hatte das Flugfeld-Klinikum dem Bürgerfest des Landratsamtes die Schau gestohlen. Locker hundert Besucher, darunter Mediziner, Pfleger und Anwohner hatten sich am Sonntag in den meterhohen Hallen versammelt, um sich vom Architekten Julian Knight vom Büro H4a die Gebäude erklären zu lassen.
Die Bauarbeiten im Flugfeld-Klinikum, das die Kliniken Böblingen und Sindelfingen vereint, schreiten voran. Im Hochhaus sind schon die Fenster drin, die übrigen Gebäude sind im Rohbau und sollen, wenn alles nach Plan läuft, im Jahr 2026 fertiggestellt werden. Das zentrale Thema für Julian Knight ist Ordnung: Die Patienten sollen sich in dem Gebäude gut zurechtfinden und auf kurzen und unkomplizierten Wegen schnell versorgt werden. Deswegen gibt es als Rückgrat des Klinikums eine zentrale Magistrale, sie soll die Elly-Beinhorn-Straße quasi ins Gebäude hinein architektonisch verlängern. Diese Magistrale gliedert den Bau in einen nördlichen und einen südlichen Baukörper. Im Norden sind die Ambulanzen untergebracht, die Funktionsdiagnostik, die Bettenbauten und die Intensivmedizin, im Süden befindet sich die Notaufnahme, die Radiologie, die Pathologie, die zwölf Operationssäle und die Technikzentrale. Die Technik ist auch möglichen Stromausfällen gewachsen. Beim Blackout springt ein Dieselaggregat an, und wenn auch das einen Defekt hat, dann gibt es noch ein Reserve-Aggregat, überbrückt wird mit Batterien.
„Was macht das Versorgungsamt?“
Im Westen gibt es einen Wirtschaftshof, auf dem Handwerker und Versorger das Krankenhaus unterirdisch anfahren können. Wo jetzt noch Freiflächen sind, werden zwei Parkhäuser gebaut, eines für das Personal und eines für die Besucher, damit auch hier die Wege nicht verquer gehen und die Ordnung – wichtiges Thema – eingehalten bleibt. Damit die Magistrale kein dunkler Schacht wird, gibt es vier Lichthöfe und immer mal wieder kreisrunde Oberlichter im Durchmesser von zwei Metern, die Tageslicht hereinlassen.
Nach den Führungen konnten sich die Besucher auf dem Böblinger Festplatz hinter der Motorworld stärken, der mit seinen zahlreichen weißen Pavillons aussah, wie ein Zeltlager. Hier zeigte das Landratsamt zum 50. Geburtstag des Landkreises Böblingen, welche verschiedenen Sparten es abbildet, und die Bandbreite ist tatsächlich enorm. „Was macht eigentlich das Versorgungsamt?“ wurde an einem Stand gefragt, und wer das nicht wusste, der hat bislang Glück im Leben gehabt, denn dann ist der weder schwer krank noch schwer behindert, denn für diese Menschen ist das Versorgungsamt da, wie man bei einem Quiz erfuhr.
Die Werksfeuerwehr probt die Höhenrettung
Die Feuerwehr vom Daimler Benz Werk in Sindelfingen hatte ein imposantes Fahrzeug aufgeboten. Ein TM 49, wobei TM für Teleskopmast und die Zahl 49 für die 49 Meter steht, die er erklimmen kann und damit in weit größerer Höhe noch Menschen vor dem Flammentod retten kann als eine Drehleiter. Um 15.30 Uhr zeigten dann auch die Mitglieder der Werksfeuerwehr eine Höhenrettung. Wer glaubt, man würde bei einer Werksfeuerwehr eine ruhige Kugel schieben, der irrt: Bis zu 2500 Mal werde die Wehr jährlich alarmiert, berichtet ein Mitarbeiter, auch wenn es oft nur kleine Unfälle seien, wie eine Ölspur oder ein brennender Mülleimer. Selbstverständlich ist die Werksfeuerwehr bei schweren Katastrophen auch jenseits des Sindelfinger Pförtnerhäuschens tätig.
Neben dem TM 49 parkte ein Feuerwehr-Oldtimer, der besonders bei den Kindern ankam. Das Fahrzeug hatte eine mächtige Schnauze und einen richtigen Kühlergrill – als ob es bei dem sehr heißen und trockenen Wetter noch einen Grill gebraucht hätte.
Interkulturelles Miteinander
In den Schatten geflüchtet hat sich auch Andrea Stratmann, die Geschäftsführerin der gemeinnützige Werkstätten und Wohnstätten Gesellschaft. Sie gründete im Jahr 2021 den Verein „Der Landkreis Böblingen bleibt bunt“, der sich für ein interkulturelles Miteinander einsetzt. Gerade die Welle der Gewalt, die durch Frankreich laufe, zeige, wie wichtig es sei, mit den Minderheiten im Land ein gutes Verhältnis zu haben, sagt Stratmann. In die Öffentlichkeit tritt der Verein vor allem bei den Anti-Rassismus Wochen in Böblingen.
Weniger bekannt ist auch die Fachschule für Landwirtschaft in Herrenberg, die knapp 20 Schüler im Jahr zum Landwirtschaftsmeister ausbildet, und die außer Technik auch Betriebswirtschaft vermittelt. Die Schulbeauftragte Meike Heusel zeigte, dass der moderne Bauer nicht nur für den Trecker einen Führerschein braucht, sondern auch für eine Drohne, um herauszufinden, wo Unkraut wächst und wo gegossen oder gedüngt werden muss.