Groß und Klein feierte rund um den Bürgertreff. Foto: Christoph Kutzer

Die zehnte Auflage des Bürgerfests West hat am Samstag mit einem bunten Programm zahlreiche Besucher angelockt. Wir haben uns dort ein wenig umgeschaut.

S-West - Lächelnd, aber leicht außer Atem steht Wolfgang Schuhmann im Gang des Bürgerzentrums West. Eben hat er mit anderen Mitgliedern des Capoeira-Vereins Filhos de Bimba im Otto-Herbert-Hajek-Saal vorgeführt, wie elegant Kampfsport und Tanz ineinandergreifen können. „Es ist schön, den Leuten ein Stück brasilianischer Kultur und Lebensfreude näherbringen zu können“, sagt der 43-Jährige. „Vor allem im Rahmen eines Festes, das insgesamt so bunt und international geprägt ist, wie dieses hier.“

Das sommerliche Bürgerfest rund um den Bürgertreff an der Bebelstraße ist längst Tradition. Bereits zum zehnten Mal hatten verschiedene Vereine und Initiativen am Samstag eingeladen, vielfältige kulinarische Angebote, Spielmöglichkeiten und ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm zu nutzen und zu genießen. „Wir wollen mit dieser Veranstaltung ein Zeichen für ein friedliches Miteinander aller Nationen, Religionen, sozialen Schichten und Generationen in unserem Stadtteil setzen“, betont Bezirksvorsteher Reinhard Möhrle. Zudem sei das Fest, das fast nur von Ehrenamtlichen gestemmt werde, ein gutes Beispiel für bürgerschaftliches Engagement.

Die Kirche wird als Institution wahrgenommen

Nathalie schwitzt hinter der Verkaufstheke der Ministranten von St. Elisabeth, die roten Würste brutzeln. „Das ist bei diesem Traumwetter genau das richtige“, seufzt die 26-jährige, die sich in der kirchlichen Jugendarbeit engagiert. „Aber es ist ja für einen guten Zweck. Das Geld, das wir einnehmen, trägt zu Unternehmungen wie unserer großen Pfingstfreizeit bei. Außerdem wird unsere Kirche hier als Institution im Stadtbezirk wahrgenommen.“

Auch der 17-jährige Julius ist angetan von der Stimmung beim Bürgerfest. „Ich war schon öfter als Besucher hier“, sagt er und sammelt ein paar Tennisbälle auf, die beim Dosenwerfen danebengegangen sind. „Heute repräsentiere ich erstmals den Jugendrat, dem ich seit diesem Jahr angehöre.“ Gefragt, ob im Westen genug auf die jungen Leute gehört werde, zeigt er sich skeptisch, aber optimistisch: „Wir werden nach unserer Meinung gefragt. Das ist ein guter Anfang. Ob unsere Vorschläge, etwa zur Umgestaltung der Elisabethenanlage, berücksichtigt werden, muss man sehen“, sagt Julius.

Rund 140 Kinder singen zur Eröffnung

Der siebenjährige Julian ist glücklich. Versonnen schiebt er sich ein Stück Crêpe mit Nutella in den Mund. „In den Kindergarten darfst du kein Nutella-Brot mitnehmen, aber heute ist es okay“, erklärt seine Mutter. Die dünnen Eierkuchen vom Stand des serbischen SCS-Srpski Centar stehen an diesem Nachmittag besonders bei den Jüngsten hoch im Kurs. Und die sind zahlreich vertreten: Rund 140 Kinder stellen allein die Sängerinnen und Sänger der beiden Chöre der Schwabschule, die zur Eröffnung des Festes aufgetreten sind. Auch der Spielmannszug des Karnevalsvereins Zigeunerinsel hat es sich nicht nehmen lassen, ein Ständchen zu spielen. Wenig später wird oben im Saal polynesisch getanzt.

Das Fest lebt von seinen Gegensätzen. Wer offen für neue Erfahrungen ist, kommt auf seine Kosten. Wie Jana (7), die sich eben an der Rückseite des Bürgerzentrums aus dem vierten Stock abgeseilt hat. „Das war klasse“, schwärmt sie, als sie durch Mitarbeiter der Evangelischen Jugend Stuttgart vom Sicherheitsgurt befreit wird. Auch der ältere Herr am Stand des Kulturvereins Columbia Candela ist sehr zufrieden. Gerade hat er sich eine Tamale gesichert: Maisteig, Hühnchen und Gemüse in Bananenblättern. „So was gibt es nicht auf jedem Stadtfest“, stellt er fest. „Der Westen ist halt etwas Besonderes.“