Wird unterhalb von Diegelsberg ein Gewerbepark entwickelt und falls ja, beteiligt sich Uhingen an dem Projekt? – Zumindest die zweite Frage wird am Sonntag beantwortet. Foto: /Horst Rudel/Archiv

Der Gewerbepark Fils war bis jetzt als interkommunales Projekt geplant. Beim Bürgerentscheid in Uhingen stimmen die Wählerinnen und Wähler darüber ab, ob Ebersbach ohne Partner auskommen muss.

Uhingen - Rund 11 000 Uhingerinnen und Uhinger können an diesem Sonntag darüber entscheiden, ob unterhalb des Diegelsbergs ein gemeinsames Gewerbegebiet mit der Nachbarstadt Ebersbach entwickelt werden soll. Bereits im Vorfeld ist der erste Bürgerentscheid in der 14 000-Einwohner-Stadt auf ein großes Interesse gestoßen, nachdem zuvor kontrovers und heftig über den zustimmenden Beschluss des Gemeinderats diskutiert worden war. Bis Donnerstag haben etwa 850 Wahlberechtigte und Frauen Briefwahl-Unterlagen beantragt, um ihr Stimmrecht ausüben zu können.

Im vergangenen Oktober hat die Debatte über das 17 Hektar große Plangebiet, von dem der Gewerbepark knapp 13 Hektar einnehmen wird, dann nochmals an Fahrt aufgenommen, weil auf einen Vorschlag der Verwaltung hin der Bürgerentscheid vom Kommunalparlament auf den Weg gebracht worden war. In Pressemitteilungen und Leserbriefen, in Flugblättern und Gesprächen wurde für die jeweilige Position geworben, ehe Mitte Dezember ein offizieller Info-Flyer verteilt worden ist, in dem die Pro- und Contra-Positionen gemeinsam Platz fanden.

Youtube-Film der Planungsgruppe Nassachmühle mit 2000 Aufrufen

Allerdings hatten sich die Bürgerinitiativen Kein Gewerbepark Fils und Planungsgruppe Nassachmühle nicht an der Broschüre beteiligt, da sie sich im Vorfeld einer Zensur durch die Uhinger Verwaltung ausgesetzt fühlten. Seit der Kommunalwahl haben die Gegner des Projekts jedoch im Gemeinderat von weiten Teilen der SPD und der FDP sowie die neue UBU-Fraktion (Unabhängige Bürger Uhingen) Unterstützung ihrer Position.

Dass das Interesse an dem Bürgerentscheid im neuen Jahr nicht nachgelassen hat, zeigte sich an den 400 Besuchern der Bürgerinformationsveranstaltung im Uditorium, an der die Bürgerinitiativen ebenfalls teilgenommen haben. Dort wurden die Argumente, moderiert von einem Profi, denn auch weitgehend sachlich ausgetauscht, was zuvor nicht immer der Fall gewesen ist. Dass das Thema die Leute umtreibt, zeigt sich außerdem an den Klickzahlen eines Youtube-Films der Planungsgruppe Nassachmühle. Dieser brachte es binnen der ersten sechs Tage auf etwa 2000 Aufrufe. Als Befürworter des Gewerbeparks Fils haben sich dieser Tage wiederum einige Unternehmer aus Uhingen sowie die IHK-Bezirkskammer Göppingen in Stellung gebracht.

Ergebnis des Bürgerentscheids ist für drei Jahre bindend

Nun obliegt es am Sonntag allerdings den Wahlberechtigten, die Fragestellung „Soll die Stadt Uhingen sich an der Entwicklung des interkommunalen Gewerbegebiets ,Gewerbepark Fils’ beteiligen?“ mit Ja oder Nein zu beantworten. Kommt für eine der beiden Seiten eine Mehrheit von mindestens 20 Prozent der Stimmberechtigten zustande, ist die Entscheidung gefallen. Diese hat die Wirkung eines Gemeinderatsbeschlusses und ist für drei Jahre bindend. Es sei denn, der Beschluss wird durch einen weiteren Bürgerentscheid wieder abgeändert.

Im Vorfeld haben sowohl die Befürworter wie auch die Gegner des Vorhabens versichert, das Votum der Wählerinnen und Wähler zu akzeptieren. Hier wie dort hieß es, dass man mit dem Ergebnis umgehen wolle und nicht nachkarten werde.

Die wichtigsten Argumente von Befürwortern und Gegnern

Pro:
Für die Unterstützer des interkommunalen Gewerbeparks Fils steht vor allem die wirtschaftliche Entwicklung von Uhingen im Fokus. Sie rechnen mit der Ansiedlung neuer Betriebe und führen ins Feld, dass ansässige Firmen abwandern könnten, da es in der Stadt ansonsten keine Erweiterungsflächen gebe. Außer mit neuen Arbeitsplätzen rechnen die Befürworter der Projekts auch mit zusätzlichen Gewerbesteuereinnahmen, die notwendig seien, um die Infrastruktur Uhingens aufrecht zu erhalten. Dass der Gewerbepark nicht kommt, wenn sich Uhingen zurückzieht, schließen die Verfechter der Idee aus. Ebersbach habe deutlich gemacht, den Gewerbepark auch alleine zu realisieren.

Kontra:
Just diesen Punkt bestreiten die Gegner mit Verweis auf die mangelende Finanzkraft der Nachbarstadt und fehlende ökologische Ausgleichsflächen, die für eine Umsetzung notwendig sind. Sie lehnen den Gewerbepark Fils allerdings aus Gründen des Natur- und Klimaschutzes ab. Zum einen bemängeln sie, dass die Frischluftschneise aus dem Nasssachtal durch die Bebauung abgeschnitten werde und zu einer weitere Erwärmung und Schadstoffbelastung im Filstal sorge. Zum anderen wehren sie sich gegen die Versiegelung wertvoller Ackerböden. Die Kritiker sehen überdies sowohl in Uhingen wie auch in Ebersbach brachliegende Flächen mit Entwicklungspotenzial.