Auf dem sogenannten Zeller Berg, in der Verlängerung des TSG-Geländes an der Landstraße zwischen Bad Boll und Aichelberg, könnte der neue Sportplatz entstehen. Foto: Saidi ’sign

Weil sich der Zeller Gemeinderat gegen den Bau eines Stadions ausgesprochen hatte, hat der örtliche Turn-, Sport und Gesangsverein ein Bürgerbegehren durchgeführt. Am 7. April wird abgestimmt.

Zell u. A. - Das zähe Ringen geht in die nächste Runde. Nachdem der Gemeinderat im vergangenen Oktober den Bau eines neuen Sportplatzes in Zell unter Aichelberg abgelehnt hatte, haben Mitglieder des örtlichen Turn-, Sport und Gesangsvereins (TSG) ein Bürgerbegehren auf den Weg gebracht. Während der jüngsten Sitzung des kleinen Kommunalparlaments hat der TSG-Vorsitzende Dierk Kubert einen Stapel Papier mit stolzen 1179 Unterschriften an den Bürgermeister Werner Link überreicht. Dass 33 ungültige Namenszüge dabei waren, spielte keine Rolle. Für eine Annahme des Bürgerbegehrens hätten bereits 182 Unterschriften ausgereicht, was in der 3000-Seelen-Gemeinde einem Anteil von sieben Prozent der Wahlberechtigten entspricht.

„Die überwiegende Mehrheit hat mit der Unterschrift auch ausdrücklich Zustimmung für das Projekt artikuliert“, sagt Kubert erfreut. Allerdings seien die Reaktionen während des Sammelns unterschiedlich gewesen. Von „wie kann man nur so blöd sein, eine solche Chance nicht sofort nutzen zu wollen“ über „wir finden das klasse, was ihr da auf die Beine stellt“ bis zu „ich wohne nur in Zell und beschäftige mich nicht mit dem Thema“ und „wir lehnen das Projekt ab“ sei alles dabei gewesen. Der Verein besteht heute aus fünf Hauptabteilungen: Schach, Faustball, Fußball, Turnen und dem gemischten Chor, dem Liederkranz. Insgesamt hat der TSG rund 600 Mitglieder aus Zell und der näheren Umgebung.

Ein Straßenbauunternehmen würde die Kosten tragen

Der Streit in dem kleinen Ort wird bereits seit Jahren kommunalpolitisch mit harten Bandagen geführt. Auf den ersten Blick hat der Bau eines großen Sportplatzes mit Leichtathletik-Rundbahn für 1,55 Millionen Euro einige Vorteile für Zell. Die Gemeinde würde den Bau nicht nur bezahlt bekommen, sie erhielte gar noch eine viertel Million Euro obendrauf. Möglich machen würde dies das Straßenbauunternehmen Strabag, das dafür rund 150 000 Kubikmeter andernorts anfallenden Erdaushub auf dem Gelände abladen dürfte. Überlegungen, einen neuen kleineren Sportplatz auf eigene Rechnung zu bauen, hat die Verwaltung aus finanziellen Gründen eine Absage erteilt. Dieser würde die Gemeindekasse voraussichtlich mit rund 600 000 Euro belasten. Die Gegner des großen, aber günstigeren Projekts führen indes an, dass der größere Sportplatz mehr Fläche verbrauchen würde. „Das kann man sicher nicht wegdiskutieren“, betont der Rathauschef, der seinerseits ein Befürworter das Stadionbaus ist. Allerdings sei die 3,5 Hektar große Fläche neben dem bestehenden Sportgelände auf dem kleinen Plateau am Zeller Berg schon seit Jahrzehnten als Sportfläche ausgewiesen. Zurzeit wird das Grundstück von einem Landwirt bewirtschaftet, der im Gemeinderat sitzt.

Ein weiteres Argument gegen den großen Sportplatz sind die höheren Unterhaltungskosten, die die Kommune nach dem Bau tragen müsste. Die Verwaltung würde diese Kosten, die von der Bürgerinitiative mit 5000 Euro jährlich beziffert werden, aber in Kauf nehmen. Die Gegner des Vorhabens wollen dies nicht.

Mindestens 20 Prozent der Wahlberechtigten müssen „Ja“ sagen

Dass sich die Wogen in den kommenden Wochen glätten, ist unwahrscheinlich. Der Gemeinderat blieb während der jüngsten Sitzung mit fünf zu acht Stimmen bei seiner ablehnenden Haltung gegenüber dem Sportplatzneubau. Die Folge ist, dass nun am 7. April die wahlberechtigten Einwohner Zells an die Urnen gerufen werden, um über die Frage zu entscheiden. Die beim Bürgerbegehren gestellte Frage – „Sind Sie für die Erweiterung des Sportgeländes Zeller Berg um einen Kunstrasenplatz und Leichtathletikanlagen?“ – bleibt bestehen.

Momentan gibt es 2595 Wahlberechtigte in der Gemeinde. Für eine Annahme des Bürgerentscheids muss zum einen natürlich die Mehrheit „Ja“ sagen, wobei zum anderen ein Zustimmungsquorum von mindestens 20 Prozent, in Zell also von 519 Stimmen, erforderlich ist. Die Kosten für die Vorbereitung und die Durchführung des Bürgerentscheids werden von Bürgermeister Link auf 20 000 Euro geschätzt. Diese Summe habe auch der jüngste, vom Aufwand her vergleichbare Bürgerentscheid in Albershausen gekostet, erklärt der Schultes.

Bei einer Annahme des Bürgerentscheids würde das Votum den bisherigen Gemeinderatsbeschluss ersetzen. Dies würde bedeuten, dass die Verwaltung in einem nächsten Schritt die Weiterführung des Bebauungsplanes forcieren könnte.