Bleibt erst mal so, wie sie ist: die leer stehende ehemalige Lederwarenfabrik Enßle am Fuße der historischen Vaihinger Altstadt Foto: Susanne Mathes

Nach dem Bürgerentscheid, der das Neubauprojekt auf dem Vaihinger Enßle-Areal gekippt hat, hoffen die Beteiligten, dass sich die Wogen glätten – und man mit sachlichen Diskussionen in die Zukunft geht.

Vaihingen/Enz - „Sich ins stille Kämmerlein zurückzuziehen bringt keinen weiter. Wir werden uns einbringen, und auch die Nein-Sager können wir nur dazu auffordern.“ Das sagt Jens-Uwe Dammann, Sprecher der Vaihinger Bürgergärten-Bewegung, am Tag nach dem Bürgerentscheid, der die Bebauung des Enßle-Areals vorerst gekippt hat.

4823 Vaihinger – 21,3 Prozent aller Wahlberechtigten – haben am Sonntag bei der Frage „Sind Sie dafür, dass in den nächsten drei Jahren eine Änderung des Bebauungsplanes Köpfwiesen unterbleibt?“ ihr Kreuz bei „Ja“ gemacht. Benötigt wurde für den Stopp des Projekts eine Mehrheit von 20 Prozent. Mit „Nein“ haben 3575 Bürger, umgerechnet 15,8 Prozent, gestimmt. 14 220 Vaihinger gingen nicht zur Wahl. Die Bürgergärten-Bewegung, die den Entscheid auf den Weg gebracht hatte, ist mit der Beteiligung von 37,2 Prozent zufrieden. Im Vergleich zur Oberbürgermeisterwahl oder zu den Gemeinderatswahlen hätten vergleichsweise viele Bürger ihr Votum abgegeben, findet Jens-Uwe Dammann.

Ein Wohn- und Geschäftshaus auf dem Gelände der leer stehenden ehemaligen Lederfabrik ist damit erst einmal vom Tisch. Der Oberbürgermeister Gerd Maisch geht davon aus, dass das Thema damit auch für den Investor, den die Stadt an der Hand hatte, beendet ist. Ob er in drei Jahren noch Interesse haben werde – so lange bindet das Nein des Bürgervotums – sei ungewiss. Ohnehin hänge das davon ab, welche Ideen nun für das Aral ins Spiel kämen. Die Bürgergärten-Bewegung betont, ihr gehe es nicht um Stillstand. Sie schlägt vor, die alte Fabrik mit einem Café, einer Markthalle, einer Weinstube oder einem Biergarten wiederzubeleben. Auch ein Museum oder ein Kino bringt die Initiative ins Spiel. Verbinden könne man das Ganze mit einem angrenzenden Park. Mit dem Argument, einen solchen Park anlegen zu wollen, habe die Stadt damals auch Gärten aufgekauft, sei dann aber „ohne Zwischenkommunikation“, wie Jens-Uwe Dammann moniert, mit dem Wohn- und Geschäftshauses ums Eck gekommen. Nun sei Zeit, neu nachzudenken und dabei Themen wie Umwelt-, Hochwasser- und Trinkwasserschutz zu bedenken. „Wir werden aktiv auf Stadt und Gemeinderat zugehen, aber erst einmal müssen die Emotionen etwas abkühlen.“

Die Bürgerinitiative habe Antworten auf Fragen verlangt, die noch gar nicht vorliegen könnten, meint der Rathauschef Maisch. „Die wären, genauso wie die Bürgerbeteiligung, Inhalt des Bebauungsplanverfahrens gewesen, das wir jetzt nicht in die Wege leiten können.“ Das bedeute aber nicht, dass die Überlegungen nicht weiterdiskutiert werden könnten – aber erst, wenn klar sei, was aus der Gartenschau-Bewerbung der Stadt werde. So lange müsse man warten, „ganz nach dem Motto der Bürgergärten-Bewegung ,Gemeinsam innehalten und gestalten’“, so Maisch. Die Stadt hofft auf den Zuschlag für eine der Gartenschauen der Jahre 2026 bis 2030. Das Enßle-Areal liegt wie die umgebenden Bürgergärten auf potenziellem Gelände dafür. Der Besuch der Gartenschau-Kommission steht im April an.

Und bis dahin? „Ich hoffe, es gelingt, jetzt wieder sachliche und zielorientierte Diskussionen zu führen“, sagt Maisch. „Die letzten Wochen waren nicht schön.“