Staatsrätin Gisela Erler hat die Bürgerbeteiligung zur Sanierung der Stuttgarter Oper auf unbestimmte Zeit verschoben. Foto: dpa/Marijan Murat

40 repräsentativ und zufällig ausgewählte Bürger sollten an zwei Tagen über die Pläne zur Opernsanierung und Alternativen informiert werden. Doch viele haben Angst vor dem Virus.

Stuttgart - An diesem Freitag und am 13. März sollten 40 nach dem Zufallsprinzip ausgewählte Bürger über die Zukunft der dringend sanierungsbedürftigen Staatsoper diskutieren und dabei Alternativen zu den Plänen von Stadt und Land abwägen. Doch daraus wird vorerst nichts, denn viele der ausgewählten Bürger haben dem Staatsministerium inzwischen abgesagt.

Rund die Hälfte der Zufallsbürger habe ihre Zusage kurzfristig zurückgezogen, teilt Gisela Erler, die Staatsrätin für Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung, am Mittwoch mit. Bei den Absagen spiele die Sorge vor einer möglichen Corona-Infektion bei Veranstaltungen ebenso eine Rolle wie die derzeitige Erkältungssituation, so Erler. 50 Prozent der Teilnehmer sollten aus Stuttgart kommen, je 25 Prozent aus der Region und dem Land. Das Bürgerforum zur Opernhaussanierung werde „auf einen späteren Zeitpunkt“ verschoben, so Erler, neue Termine nennt sie nicht.

Erler: Gesundheit geht vor

„Ich habe in der augenblicklichen Situation vollstes Verständnis für die zahlreichen Absagen. Die Gesundheit der Bürger geht vor, unter diesen Umständen ist eine Verschiebung sinnvoll“, so Erler. Das Konzept der Veranstaltung wird von der Initiative Aufbruch um den früheren TV-Moderator Wieland Backes kritisiert. Die Initiative kann ihre Standpunkte in die Debatte einbringen, sieht sich aber ungenügend repräsentiert und hält den Veranstaltungsort Oper für die falsche Wahl. Die Regierung war wegen der Corona-Problematik in den letzten Tagen auf der Suche nach einem anderen Ort. Die Verschiebung biete die Chance, „das Beteiligungsverfahren in der Zwischenzeit grundlegend zu verbessern,“, so Backes am Mittwoch.

Die Initiative behauptet, ihr Konzept mit der Nutzung des Areals des Königin-Katharina-Stifts als Interimsstandort sei bis zu 400 Millionen Euro billiger als die von Stadt und Land auf bis zu eine Milliarde Euro kalkulierte Sanierung, bei der ein Interimsgebäude bei den Wagenhallen für die Staatsoper geplant ist. Stadt und Land tragen jeweils die Hälfte der Kosten. Nach bisheriger Zeitplanung sollten Oper und Ballett 2025 in das Provisorium umziehen. Die verschobene Bürgerbeteiligung solle den Grundatzbeschuss, der vor den Sommerferien gefasst werden soll, nicht gefährden, so ein Sprecher des Staatsministeriums auf Anfrage. Man wolle die Bürger daher zwischen den Oster- und Pfingstferien hören.