Bürger machten ihre Vorschläge beim Projekt Wechsel in Mühlhausen Foto: Brigitta Stöckl

Beim Projekt Wechsel der Universität Stuttgart und der Stadt Stuttgart haben Bürger ihre Ideen und Vorschläge für Mühlhausen und Münster in der Turn- und Versammlungshalle Mühlhausen gemacht.

Mühlhausen - Insgesamt 65 Teilnehmer waren zur Bürgerbeteiligung beim Projekt Wechsel der Universität Stuttgart zusammen mit der Stadt Stuttgart in die Turn- und Versammlungshalle nach Mühlhausen gekommen und haben verschiedene Vorschläge für Mühlhausen, Münster und Bad Cannstatt gemacht. Dabei ging es nicht nur um das Neckarufer, auch Verkehrs- und Einkaufsprobleme wurden diskutiert und Vorschläge zu Verbesserung gemacht. Michael Ruddat von der Uni Stuttgart fasst die Vorschläge zusammen: Sowohl der alte Ortskern von Mühlhausen als auch die Weinberge werden als positiv und erhaltenswert empfunden. Der Radweg entlang des Neckars am Fuße der Weinberge wird als attrakiv beschrieben. Die Weinberge sollten jedoch mehr ins Bewusstsein der Bürger gebracht werden durch Führungen, Vermietungen und Patenschaften.

Problematisch wird die Verkehrssituation in Mühlhausen angesehen, da es sehr viel Durchgangsverkehr von Zuffenhausen, Aldingen und Fellbach gebe. Auch das Kaufland locke viele Autofahrer an. Als Lösungsvorschläge werden sowohl Untertunnelung als auch Überdeckelung der Aldinger Straße vom Ortseingang bis zur Schleuse vorgeschlagen. Außerdem sollten für Pendler P+R-Parkplätze über der Kläranlage eingerichtet werden. Empfohlen wird eine bessere Busverbindung nach Kornwestheim und Fellbach. Des weiteren wird ein Shuttle- oder Bürgerbus im Ort als sinnvoll erachtet, um die großen Höhenunterschiede auch für ältere Personen überwindbar zu machen. Die Verkehrssicherheit in Mühlhausen wird als verbesserungswürdig erachtet, wie die Trennung von Fuß- und Radwegen. Der Zugang zum Wasser sollte generell verbessert werden. Das wird auch in Münster gefordert. Diskutiert wurde, den Neckardamm, soweit möglich, aufzubrechen. Der Feuerbach sollte offen gelegt und nutzbar gemacht werden. Es sollte eine richtige Mündung des Feuerbachs in den Neckar geschaffen werden.

Dezentrale Einkaufsmöglichkeiten

In Mühlhausen sollten neben dem Kaufland mehr dezentrale Einkaufsmöglichkeiten entwickelt werden, auch um den Verkehr von Kaufland weg zu lenken. In der Ortsmitte wird ein Verbesserungsbedarf beim Einzelhandel gesehen. Für Kleingewerbe wie Handwerker fehlen Flächen. Generell wird mehr Mischnutzung gewünscht mit Einkaufen und Wohnen. So wurde vorgeschlagen, das Fressnapf-Gebäude um Wohnen und Geschäftsräume zu erweitern.

Für Münster wird ein Ausbau der Flussanbindung des Kraftwerks vorgeschlagen, um den Verkehr und die Lärmbelästigung durch Lastwagen zu vermindern. Isolierte Grünflächen sollen verbunden werden (getrennte Rad- und Fußwege). Es gab den Vorschlag zum Ausbau der Radwege entlang beider Neckarufer. Auch die Querungen über den Neckar zwischen Münster und Bad Cannstatt sollten für den Rad- und Fußverkehr ausgebaut werden. Der Mühlsteg solle behindertengerecht werden. Eine Weiterverbindung von der Mombachquelle über die Haldenstraße bis zur Staffel am Travertinpark wird gewünscht. In Münster sollen Grünflächen und Freizeitangebote verbessert werden. Kohlehalde und EnBW-Parkplatz mit Tankstelle sei laut Bürger unattraktiv. Dort wäre ein Freizeitparcours ebenso als Idee wie eine Umnutzung als Wohnfläche. Die Weinberge sollten mit Aussichtspunkten ausgestattet werden.

Neckar in seiner Gesamtheit im Fokus

Auch Bezirksvorsteher waren vor Ort. „Es hat mich sehr gefreut, dass die teilnehmenden Bürger sehr engagiert beteiligt haben. Beeindruckend war, dass innerhalb kürzester Zeit tolle Ideen entstanden sind“, erklärte Bezirksvorsteher Ralf Bohlmann. Auch sein Amtskollege aus Bad Cannstatt, Bernd-Marcel Löffler, zeigte sich angetan: „Es ist gut, dass der Neckar in seiner Gesamtheit endlich in den Fokus rückt. Wenn im Rahmen des Projekts viele kleinere Einzelbausteine zu einem Gesamtbild führen, das sich im Laufe der nächsten Jahre entwickelt, freut mich das jetzt schon.“

Stadtplaner Frieder Hartung sieht die Ideen von sehr visionär wie etwa die Untertunnelung oder Überdeckelung der Aldinger Straße bis hin zu sehr prüfenswert wie etwa das Schaffen von Park- & Ride-Parkplätzen auf dem Areal des Klärwerks oder der Vorschlag für eine VVS-integriert Pendelfähre von Mühlhausen bis Münster. „Die Vorschläge können auf die bestehenden Maßnahmen aufgebaut werden“, so Hartung. Er sprach von einem „sehr guten Miteinander“ in der vierstündigen Veranstaltung.

Nun erstellen Studenten in den kommenden Wochen aus den Vorschlägen städtebauliche Projektentwürfe für Münster und Mühlhausen und ein Konzept für den Gesamtraum. Das soll Ende Februar fertig sein. Dann gibt es nochmals einen Workshop mit Fachleuten, wo die Entwürfe begutachtet werden. Danach gibt es in Münster eine Ausstellung. Die Stadt und das Städtebauinstitut werden die Vorschläge strukturieren und prüfen. Bis Ende nächsten Jahres soll es ein räumliches Leitbild geben.