Ein Wahrzeichen, weit über Leonberg hinaus bekannt: der Engelbergturm. Bekannt ist die Stadt aber auch für den vielen Stau. Foto: Granv.

Wo können Wohnungen gebaut werden? Wo ist Potenzial für Gewerbeflächen? Und wie viel Grün braucht eine Stadt. Darüber wird dieses Jahr in Leonberg ausführlich diskutiert.

Wofür ist Leonberg bekannt? Klar: Autobahndreieck, Engelbergturm und Pferdemarkt. Für die etwa 90 Teilnehmer am Montagabend in der Steinturnhalle Leonberg ist Antwort eindeutig. Eingeladen hat die Stadt Leonberg zum ersten Bürgerdialog, um sich an der Fortschreibung des Flächennutzungsplans zu beteiligen.

 

Und wie lässt sich Leonberg in einem Wort charakterisieren? Jetzt dürfen die Teilnehmer selbst eine Antwort formulieren. In Echtzeit werden diese per Beamer projiziert. „Staustadt“ prangt sofort ganz groß auf der Leinwand. Immer mehr Wörter kommen hinzu: vielfältig, lärmgeplagt, Imax, topografieintensiv, gesichtslos, liebenswert. Am Ende steht ganz groß in der Mitte: ausbaufähig.

Der Bürgerdialog ist der Auftakt einer Reihe von Veranstaltungen in der Kernstadt und den Teilorten, die bis in den Herbst hinein stattfinden sollen. Bis zum Sommer 2027 soll der neue Flächennutzungsplan für Leonberg stehen, der festlegt, welche Nutzungen auf welchen Flächen erlaubt sind. „Wir schaffen damit kein Baurecht, aber wir definieren, wo die Reise hingehen soll“, erklärt Stadt- und Landschaftsplaner Thomas Sippel vom Planungsnetzwerk Sippel und Buff den Zuhörern. Wo soll sich Leonberg entwickeln? Und wie stark? „Wir möchten auch gern die Frage aufwerfen, welche Qualität diese Entwicklung haben soll“, fügt Sippel an.

Jeder Quadratmeter ist umkämpft

In einer Stadt wie Leonberg, die vergleichsweise wenig Fläche hat und zudem durch ihre Topografie zwischen Glems, Autobahn und Engelberg stark eingeschränkt ist, wird oft heftig um jeden Quadratmeter gekämpft. Wo sollen Wohngebäude hin, wo Gewerbe? Welche Fläche könnte man umwandeln? Wo finden Schulen, Kitas und Freizeitmöglichkeiten Platz? Dazu sollen möglichst viele Menschen ihre Meinung äußern.

Autostadt oder mehr Radwege?

Gefragt sind vor allem, aber nicht nur, Bewohner der Stadt. Das wird auch deutlich, als Moritz Wetzel vom Planungsnetzwerk die Online-Plattform PinMit erklärt, über die bis zum 4. Mai Anregungen, Wünsche und Kritik geäußert werden können. Wer in Leonberg wohnt, kann dies auf die einzelnen Stadtteile eingrenzen. Wer einen anderen Wohnort hat, kann definieren, wie seine Beziehung zu Leonberg ist. Arbeit, Schule, Freizeit, Verkehrsknotenpunkt, für dies und noch viel mehr steht das Mittelzentrum am Engelberg.

Im Programm können die Nutzer auf einer Landkarte Pins setzen, also digitale Stecknadeln, und etwas dazu schreiben. „Möglich ist aber auch, ganz allgemein etwas zu einem der sechs Handlungsfelder zu schreiben“, erklärt Wetzel. Die Beiträge werden moderiert und zweimal am Tag freigeschaltet. Andere können einen „Daumen hoch“ geben oder kommentieren.

In analoger Form ist dies noch am Abend in der Steinturnhalle möglich. Fleißig kleben die Teilnehmer Punkte auf Satellitenbilder der Kernstadt und der Teilorte, wo sie Potenzial sehen für Wohnraum oder Gewerbeflächen. Dazu gibt es Plakate zu den sechs Handlungsfeldern Mobilität, Soziales, Arbeit, Klima, Freizeit und Wohnen.

Wo gibt es Handlungsbedarf, wo Entwicklungspotenziale? Beim Bürgerdialog sollen sich die Menschen einbringen. Foto: Ulrike Otto

Bei Mobilität kleben am Ende zwölf Zettel mit einer großen Bandbreite an Forderungen – nach einem durchgängigen Radwegenetz bis „Leonberg soll eine autogerechte Stadt bleiben“. Auf dem Tableau für Wohnen und Infrastruktur sind es zwei einsame Post-its, die sich für mehr bezahlbaren sowie für altersgerechten Wohnraum einsetzen.

Bis 4. Mai ist die Online-Beteiligung geschaltet. Danach werden die Anregungen ausgewertet mit einem Fokus auf den Teilorten, wo noch vor den Sommerferien Ortsrundgänge sowie Perspektivenwerkstätten mit den Einwohnern stattfinden sollen. Im Oktober wird das Angebot in der Kernstadt stattfinden. Parallel wird bei Verwaltung und Planungsbüro sowie im Gemeinderat am Flächennutzungsplan gearbeitet.

Bürgerdialog

Online-Plattform
Im Internet auf www.leonberg.pin-mit.de bis zum 4. Mai.

Beteiligung vor Ort
In Warmbronn: Spaziergang am Samstag, 28. Juni, 10 Uhr; Perspektivenwerkstatt am Mittwoch, 2. Juli, 18 Uhr. In Höfingen: Spaziergang am Samstag, 12. Juli, 10 Uhr; Werkstatt am Mittwoch, 16. Juli, 18 Uhr. In Gebersheim: Spaziergang am Samstag, 12. Juli, 14 Uhr; Werkstatt am Mittwoch 23. Juli, 18 Uhr. In der Kernstadt: Spaziergang am Samstag, 18. Oktober, 10 Uhr, Werkstatt am Mittwoch, 23. Oktober, 18 Uhr. Hier sind zusätzliche Termine angedacht.