Integrationsministerin Bilkay Öney ist zu Gast beim Forum Bildung Foto: Leif Piechowski

Beim Vorlesetag am 15. November wollen Politiker, Schauspieler und Fußballer Kindern und Jugendlichen Lust auf Bücher machen.

Stuttgart - Wie gut, dass am übernächsten Freitag keine Landtagssitzung in Stuttgart stattfindet. Das ermöglicht den Abgeordneten, eine wichtige praktische Aufgabe zu übernehmen: Lust aufs Lesen zu machen. Mehr als 50 der 138 Landtagsabgeordneten im Südwesten werden an diesem Tag in Kindergärten, Schulen, Jugendhäuser oder Bibliotheken gehen, um vorzulesen und mit ihren jungen Zuhörern über ihre Lieblingsbücher zu sprechen. Denn der 15. November ist bundesweiter Vorlesetag.

Kultusminister Andreas Stoch beispielsweise besucht die Bühlschule in Giengen. In der neuen Gemeinschaftsschule in seiner Heimatstadt wird der SPD-Mann den Fünftklässlern und ihren Lehrern aus Otfried Preußlers „Krabat“ vorlesen – die Geschichte eines Lehrlings, der sich gegen seinen Zaubermeister durchsetzen muss. Ein Buch, das auf der Leseliste für die weiterführenden Schulen steht. Auch die stellvertretenden Landtagspräsidenten Brigitte Lösch und Wolfgang Drexler, FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke und CDU-Fraktionsvize Volker Schebesta werden sich einige Stunden Zeit nehmen, um ihre Leidenschaft für Bücher mit Jüngeren zu teilen.

Der bundesweite Vorlesetag findet in diesem Jahr zum zehnten Mal statt. Ins Leben gerufen haben ihn die Stiftung Lesen und die Wochenzeitung „Die Zeit“ mit dem Ziel, das Lesen zu fördern. Damit reagierten sie auf die ernüchternden Ergebnisse internationaler Schülerstudien wie Pisa und Iglu. Diese hatten gezeigt, dass etwa ein Viertel der Kinder und Jugendlichen in Deutschland schlecht lesen und selbst einfache Texte kaum verstehen. Noch mehr Schüler gaben an, nie zum Vergnügen ein Buch in die Hand zu nehmen.

Der Vorlesetag ist ein Projekt auf Wachstumskurs. 2004 beteiligten sich bundesweit etwa 2000 Vorleser, 2012 waren es 48 000. In diesem Jahr haben sich bereits mehr als 58 000 Frauen und Männer dafür gemeldet, täglich kämen noch einige Hundert dazu, sagt Esther Dopheide, Sprecherin der Stiftung Lesen.

In Baden-Württemberg sind mehr als 370 Veranstaltungen gemeldet – allerdings gibt es in einigen Regionen große weiße Flecken. Die Lesungen finden überwiegend in Kindergärten, Schulen, Jugendhäusern und Bibliotheken statt. Aber auch ungewöhnliche Aktionen sind geplant. In Berlin etwa liest eine blinde Marathon-Läuferin ihren Zuhörern im Dunkeln vor. Während dies für Sehende unmöglich wäre, ist es für die Vorleserin kein Problem – dank der Punktmuster der Brailleschrift ertastet  sie den Text mit ihren Fingern. Einer hat sich zum Vorlesen den höchsten Punkt Deutschlands ausgesucht – die Zugspitze.

Die Bandbreite der Vorleser ist groß. Die Mehrheit sind Ehrenamtliche, viele von ihnen engagieren sich das ganze Jahr über, beispielsweise als Vorlesepaten. Neben Politikern wollen auch Prominente wie die Fernsehmoderatorin Anne Will, die Schauspielerin Chris Tine Ursprung oder der Ex-Fußballprofi Thomas Hitzlsperger Lust auf Bücher machen – Letzterer liest für krebskranke Kinder in Stuttgart.

Begeisterte Leserin und Vorleserin ist auch Bilkay Öney, Baden-Württembergs Integrationsministerin. Zwei Tage vor dem bundesweiten Vorlesetag wird sie am 13. November beim Forum Bildung unserer Zeitung in der Stadtbibliothek Stuttgart  aus ihrem Lieblingsbuch vorlesen. Hier geht's zur Anmeldung.