Das Grundstück an der Küferstraße, auf dem der Diakonieladen steht, gehört demnächst der Stadt Esslingen. Foto: Horst Rudel

Der Gemeinderat hat ein pikantes Grundstücksgeschäft beschlossen. Dessen Bedeutung spielen nun alle Beteiligten erst einmal herunter.

Esslingen - Der Diakonieladen in der Küferstraße 13/1 muss sich mittelfristig nach einem neuen Standort umsehen. Und auch die Mieter des Gebäudes Kupfergasse 6 sind betroffen. Denn am Dienstag hat ihnen der bisherige Besitzer mitgeteilt, dass er die Grundstück, auf der sich der unansehnliche Betonklotz und das Haus befinden, im Lauf des kommenden Jahres an die Stadt Esslingen verkaufen wird.

Pikant wird dieses Grundstücksgeschäft, weil es Überlegungen gibt, an dieser Stelle der östlichen Altstadt einen Neubau der Stadtbücherei zu verwirklichen. Am Tag nach der Kaufentscheidung betonen zwar alle Beteiligten mit Nachdruck, dass damit noch keine Entscheidung über den zukünftigen Standort der Bildungsstätte gefallen sei. Der Sprecher der Stadt, Roland Karpentier, betont, der Gemeinderat habe dem Kauf aus „städtebaulichen und architektonischen Gründen“ zugestimmt. Das Gremium habe einen städtebaulichen Missstand an dieser Stelle der östlichen Altstadt festgestellt. Zunächst werde die Stadt aber in die bestehenden zehn Mietverträge einsteigen. Der Kauf sichere der Stadt mittel- oder langfristig die Chance, die östliche Altstadt deutlich aufzuwerten. Trotz dieser vorsichtigen Wortwahl ist klar: Ein wichtiges Signal für einen Neubaus, mit der die Küferstraße aufgewertet werden könnte, ist der Kauf allemal.

„Der Bebenhäuser Pfleghof war immer eine Notlösung“

Die Grünen und die CDU, die beide den Büchereistandort Küferstraße fordern, begrüßen die Kaufentscheidung. Edward-Errol Jaffke, der kulturpolitische Sprecher der CDU, sieht in dem Kauf „den nächsten logischen Schritt“ hin zu einem Büchereineubau. Schon die Unterbringung der Stadtbücherei im Bebenhäuser Pfleghof vor rund 30 Jahren sei „eine Notlösung“ gewesen. Jaffke: „Wer eine zukunftsfähige, völlig barrierefreie Bücherei will, die auch in 50 oder 60 Jahren noch funktioniert, muss sich von der Idee der Sanierung des Bebenhäuser Pfleghofs verabschieden.“

Carmen Tittel, die Fraktionschefin der Grünen, lobt die Stadt ausdrücklich für den Kauf: „Das ist endlich einmal ein strategischer Grundstückserwerb. Selbst wenn die Bücherei nicht in die Küferstraße kommt, ist doch jedem klar, dass das hässliche Loch an der Küferstraße so schnell wie möglich gestopft werden muss.“

Zunächst hält Andreas Koch den Erwerb für einen „Vorratskauf“

Auch Andreas Koch, der SPD-Fraktionschef, geht davon aus, dass die Stadt das Grundstück nicht lange ungenutzt liegen lassen wird: „Sollte sich die Mehrheit des Gemeinderats für die Sanierung des Bebenhäuser Pfleghofs aussprechen, gehe ich davon aus, dass die Stadt schnell Vorschläge für eine andere Nutzung des Grundstücks vorlegt.“ Aktuell handele es sich aus seiner Sicht allerdings erst einmal um einen „Vorratskauf“.

Die SPD, so betonte Koch, favorisiere bei der Büchereifrage momentan aber weiterhin die Sanierung des Bebenhäuser Pfleghofs, allerdings unter der Bedingung, dass sich dort tatsächlich eine zukunftsfähige Bücherei verwirklichen lasse. Deshalb warte man nun auf die Vorschläge, die das Architekturbüro fritzen 28 im Auftrag der Stadt erarbeitet habe und die im Januar veröffentlicht werden sollen.

Die Freien Wähler hatten sich in der Haushaltsrede bei der Festlegung auf einen Standort zurückgehalten. Deren Sprecher Jörg Zoller betont, es gehe nicht mehr um die Frage des „Ob“, sondern nur noch des „Wie groß“. Zoller hatte „Augenmaß“ eingefordert, um „zwischen Notwendigem und Sinnvollen sowie Zusätzlichem unterscheiden“ zu können.