Nach den Sommerferien wird im Norden kein Bücherbus mehr halten. Foto: Zweygarth

Weil die neue Stadtbibliothek näher zum Bezirk liegt, werden beide Haltestellen des Bücherbusses gestrichen.

S-Nord - Moritz ist in die Jahre gekommen. Seit rund 25 Jahren fährt er durch die Stadt. Moritz, das ist einer der beiden Bücherbusse der Stadtbibliothek – der andere wird Max genannt –, die vor allem jene Stadtbezirke mit Medien beliefern, die keine oder nur eine weit entfernte Stadtteilbibliothek haben. 23 Haltestellen werden derzeit angefahren.

Abgeschafft wird Moritz allerdings nicht unbedingt wegen Altersschwäche, sondern weil seine Abgase nicht mehr den geltenden Normen entsprechen. Kurz: Moritz muss mit dem Makel einer roten Plakette leben, darf also eigentlich nicht im Stadtgebiet fahren. Ihn für eine grüne Plakette umzurüsten, ist nicht möglich. Nach langen Verhandlungen wurde ein Nachfolger für Moritz in Auftrag gegeben, der aber erst im Sommer 2013 geliefert werden soll. Dank einer Ausnahmegenehmigung vom Amt für öffentliche Ordnung darf Moritz noch bis zum Ende dieses Jahres fahren.

Wege zur Stadtbibliothek sind im Norden kürzer geworden

Die Bürger des Stuttgarter Nordens allerdings wird dies nicht mehr betreffen. Denn nach den Sommerferien werden dort weder Max noch Moritz Halt machen. Zwei Haltestellen gab es im Bezirk. Die erste lag zwischen der Friedhofstraße und der Wolframstraße, die zweite bei der Nordbahnhofstraße und der Mittnachtstraße. Die Nutzer sind meist Stammgäste, welche die persönliche Betreuung und das kleine, ausgewählte Angebot schätzen. Darüber hinaus halten die Busse vormittags an Schulen, um angeforderte Medienpakete abzuliefern oder damit die Bibliothekare mit pädagogischen Projekten wie Lesestunden in die Schulklassen gehen können. Im Norden werden die Pragschule, die Rosensteinschule und die Mühlbachhofschule angefahren. Doch seit die Stadtbibliothek an den Rand der Innenstadt umgezogen ist, hat sich der Bedarf verschoben. Bezirke, die zuvor in der Nähe des Wilhelmspalais lagen, haben ihren Standortvorteil verloren. Die Wege zur Stadtbibliothek am Mailänder Platz sind für die Bürger im Norden hingegen deutlich kürzer geworden.

Die Veränderungen sind zu spüren und führen jetzt zu Konsequenzen. „Die Zahlen der ausgeliehenen Medien und der Nutzer sind drastisch zurückgegangen“, sagt die Leiterin der Stadtbibliothek am Mailänder Platz, Christine Brunner. Die Ausleihe sei um fast die Hälfte zurück gegangen. Beim ersten Halt in der Friedhofstraße würden im Monat nur noch gut 70 Medien ausgeliehen, weshalb sich die halbe Stunde Aufenthalt des Busses nicht mehr lohne. Bei der zweiten Haltestelle habe man lange gezögert, sich schließlich aber auch dagegen entschieden. „Die meisten Kinder, die immer noch vorbeikommen, nutzen inzwischen beides“, sagt Brunner. „In der neuen Stadtbibliothek, die für die Kinder nun ganz in der Nähe ist, ist das Angebot ungleich größer.“ Die neue Bibliothek sei für den Bezirk so attraktiv, dass man nicht dagegen halten könne. „Wir hoffen, dass das Baustellenumfeld irgendwann erlaubt, dass die kleinen Nutzer auch alleine herkommen können“, sagt Brunner.