Petra von Olschowski, Peter Dübbers, Ulrich Bernhardt und Irene Ferchl (von links) bei der Vorstellung des Bildbands. Foto: Robin Daniel Frommer

Seit 1993 ist Ulrich Bernhardts Wandfries in der Stadtbahnhaltestelle Killesberg zu sehen. Nun ist ein Buch dazu vorgestellt worden, das neben Produktionsnotizen des Künstlers auch Texte verschiedener Autoren zum Wandfries enthält.

S-Nord/S-Mitte - Im Café Les-Bar im achten Stock der Stadtbibliothek hat jetzt Ulrich Bernhardt seine Publikation „Kulturströme. Der Neckar – Der Rhein“ vorgestellt. Mit dem Bildband schließt sich der Kreis in der fotografischen Arbeit des auf Mehrfachbelichtungen spezialisierten Künstlers. Das Filmfries der beiden Flüsse hat er für die Stadtbahnhaltestelle Killesberg bereits Anfang der 1990er-Jahre fotografiert und produziert. Das geschah anlässlich der Internationalen Gartenausstellung 1993. In der Bahnstation nimmt es eine Gesamtlänge von 306 Metern ein – und in Bernhardts Bildband nicht weniger als 202 der insgesamt 248 Seiten.

Um die Aufnahmen einzufangen, hat Ulrich Bernhard an insgesamt 186 Reisetagen nicht weniger als 256 Orte besucht, gut 600 von Kodak zur Verfügung gestellte Kleinbildfilme verwandt und nach eigener Schätzung 15 Aktenordner mit Unterlagen zu den besuchten Regionen, Dörfern und Städten gefüllt.

Nicht ohne Frustrationen

Fraglos eine Kärrnerarbeit, bei der es neben ausgesprochen glücklichen Momenten auch Tiefschläge gab, wie Ulrich Bernhardt bei der Präsentation sagt. „Das Projekt war nicht frustrationsfrei“, erinnert er sich. Dann lässt er durchblicken, dass die Produktion teils nur mit Druck vorangetrieben werden konnte, und einige Sponsoren die Reisekosten „für einen Künstler“ anfangs nicht übernehmen wollten.

Mehr Zeit lässt er sich für die detaillierte Schilderung, wie ihn ein plötzlicher Wetterumschwung im Quellgebiet des Rheins, auf 3400 Meter Höhe, fast das Leben gekostet hat. Wegen eines Schneesturmes ist er vom Weg abgekommen. Ein Schaf mit einem neugeborenem Lamm sei vor ihm hergetrottet und habe ihn sicher „zur Hütte der Schweizer Armee geleitet“.

Auf die Frage der Moderatorin Irene Ferchl, die auch Texte für das Buch beigesteuert hat, ob er nach mehr als 21 Jahren seit der Produktion des Filmfries für die Killesberg-Haltestelle noch an den Druck des Buchs geglaubt habe, antwortet Bernhardt: „Die Akademie wollte das Buch, das war zu merken.“

Erst mit dem Buch schließt sich der Kreis von Bernhardts fotografischer Arbeit; das weiß der Künstler, und er bedankt sich ausdrücklich bei allen Unterstützern – Unternehmen wie Einzelpersonen. Dazu gehören auch der Bürgerverein Killesberg und der Bezirksbeirat Nord. „Allein hätte ich gegen die Phalanx aus ‚Geht nicht’ und ‚Es ist unmöglich’ nicht angehen können.“

Verschiedene Autoren kommen zu Wort

Mehrere Autoren haben die Texte geschrieben: der Architekt und Paul-Bonatz-Enkel Peter Dübbers zur Architektur; Nils Büttner, Professor für Kunstwissenschaften, Konservation und Restauration an der Kunstakademie am Weißenhof, zur Kunst und Irene Ferchl zu Neckar und Rhein.

Petra von Olschowski, seit vier Jahren Rektorin der Kunstakademie, steuerte ein detailreiches Begleitwort bei, das zahlreiche Stationen aus Ulrich Bernhardts Leben beleuchtet, ebenso wie die urbane Entwicklung zwischen Killesberg und Weißenhof, Birkenwald- und Stresemannstraße. Konzept und Design realisierten die Kunstakademie-Absolventen Patrick Oltean und Philipp Schmidt unter der Leitung ihres Professors Uli Cluss.

Auch aus Sicht der Verlegerin Petra Kiedaisch schließt sich mit Bernhardts Buch ein Kreis: „Vor mehr als 20 Jahren, als der Verlag gegründet wurde, waren unsere ersten Buchpublikationen der Internationalen Gartenausstellung gewidmet.“