Ralf Rothmann macht lesbar, was der Krieg in die Seele der Menschen gegraben hat. Foto: imago/Gerhard Leber/Gerhard Leber

Das Buch dieses Sommers ist ein winterlicher Roman: Mit dem in Schönheit und Schrecken überwältigenden Schlussstein „Die Nacht unterm Schnee“ beendet Ralf Rothmann seine Kriegs-Trilogie.

Alles Entscheidende spielt sich zwischen oben und unten ab. Als kleines Mädchen durfte Elisabeth manchmal beim Läuten der Glocken der Marienkirche in Danzig helfen. Und wenn alles schwang in vielstimmigem Einklang, konnte man sich an die Hanfstricke hängen und sich von der Kraft der Glocken emporziehen und wieder sanft absetzen lassen. Mit dem schönen Bild dieses Auf und Ab endet der Roman „Die Nacht unterm Schnee“ von Ralf Rothmann. Und er klingt lange nach. Tiefer kann kaum etwas ziehen, als das Schicksal, das dem jungen Mädchen im Laufe seines Lebens noch bevorsteht, gleichzeitig ist man selten von etwas so mächtig zum magischen Umkehrpunkt von Kunst und Literatur erhoben worden, an dem sich Schrecken in Sinn und Schönheit wandelt.