Man kennt die Lieblingsaristokratin der Habsburger mittlerweile in allen Lebenslagen. Doch die furiose Damenreiterinnen-Perspektive, in der sie der Roman „Sisi“ von Karen Duve zeigt, ist neu – und umwerfend komisch.
Weihnachten auf Gödöllö ist schlicht, viel friedlicher und intimer als in Wien. Im neun Meter hohen Festsaal steht ein Tannenbaum, der bis zur Decke reicht – was man in kaiserlichen Kreisen eben so schlicht nennt. Vergoldete Nüsse, Tannenzapfen, Äpfel, darunter Schokobonbons vom Wiener Hofzuckerbäcker Demel, später stellt sich heraus, dass der Kronprinz jedes einzelne schon angebissen hat. Am 24. Dezember ist nicht nur Heiligabend, sondern auch der Geburtstag der Kaiserin. In dem ungarischen Jagdschloss mit den vielen ö fühlt sie sich bedeutend wohler als in der Hauptstadt, weil man da besser reiten kann. Und das ist nun einmal Sisis größte Leidenschaft, zumindest in dem Roman, den Karen Duve dem österreichisch-ungarischen Wildfang mit der ewig jugendlichen Figur und den imposanten Haaren gewidmet hat.