Postindustrieller, farbenfroher Schick mit Baumkübeln und Gräsern, Fenchel, Lampenputzergras und Mexikanisches Federgras auf der obersten von drei Terrassen eines Wohnhauses in Mailand, zu sehen im Bildband „Living Roofs“ im Verlag teNeues. Foto: Matteo Carassale/s

Dachgärten und Terrassen bieten erholungsmüden Städtern ein grünes Refugium, filtern Feinstaub und bieten Insekten Nahrung. Einblick in einen opulenten Bildband.

Grundstücke für ein Haus mit Garten in den Städten sind teuer, selbst für Schrebergärten bezahlt oft schon man fünfstellige Beträge. Und weil Stadtplaner oft nicht genug Grünflächen in Städten vorgesehen haben, heißt es: Auf den Dächern ist Platz für Begrünung, die zudem für bessere Luft sorgen und Insekten möglichst viel Nahrung bieten soll.

In dem Bildband „Living Roofs“ – lebende Dächer – werden 35 solcher urbanen Gärten über den Dächern der Welt präsentiert. Zu entdecken sind kleine und große Oasen von Berlin und München über Mailand bis nach New York und Singapur.

Der britische Landschaftsarchitekt und Autor Ashley Penn erklärt anschaulich, welche Pflanzen sich für unterschiedliche Dächer eignen, erklärt den Unterschied von extensiven und intensiven Dachgärten.

Gärten über dem Haus

Extensive, pflegeleichte Gärten, die man meist nicht wässern muss, wiegen wegen einer nur dünnen Schicht Pflanzsubstrat wenig. Sie passen daher auch auf Bestandsdächer jeglicher Größe. Besonders gelungen ist hier das Beispiel einer herrlichen Blumenwiese mit Schwertlilien, Ysop und Prachtkerzen für Bienen und Menschen, die auf einem extensiven Gründach in Rotterdam wächst.

Hier wachsen flachwurzelnde Pflanzen wie Staudengewächse. Hilfreich außerdem: „Gemeinsam ist allen extensiven Gründächern, dass sie in der Lage sind, eine gewisse Menge Niederschlagswasser zurückzuhalten, so dessen Ablauf in die Kanalisation zu verlangsamen und auf diese Weise Überschwemmungen abzumildern.“

Mehr Pflege und Bewässerung,so Penn, brauchen die intensiven Gründächer. Dafür lassen sich hier dann sogar Sträucher und Bäume pflanzen. Üppige Gärten mit Ruhe- und Spielplätzen, nur eben überm statt hinter dem Haus.

Penn stellt außerdem kleine begrünte Dachterrassen vor. Das Haus Archilabo von Architekt Luca Salmoiraghi in Mailand verfügt über gleich drei Terrassen, gärtnerisch gestaltet wurden diese von Cristina Mazzucchelli. Man sieht begrünte Wände, herrlichen Fächerahorn, Bambus und im fünften Stock sogar kleine Bäume in Pflanzkübeln. Wer wenig Platz hat, behilft sich mit kleineren Kübelpflanzen und Hochbeeten.

Penn porträtiert zudem Häuser, die schier im üppig wuchernden Grün verschwinden. Und solche, bei denen der Garten Teil der Architektur ist – mit Dächern zum Beispiel, die mit Bäumen bepflanzt sind, so wie das „House for Trees“ in Ho-Chi-Minh-Stadt in Vietnam. Hier dienen die Bäume als Feinstaubfilter für alle Menschen in der Stadt und sie bieten Schatten für die Gartenbesitzer.

Noch einen grünen Trend führt der Autor auf: „die Grenze zwischen Innen -und Außenräumen aufzubrechen“ – beispielsweise mit verschließbarem Glasdach auf der Dachterrasse. Texte und Bilder in diesem schön gestalteten Buch voller grüner Paradiese animieren zur Nachahmung.

Info

Das Buch
Ashley Penn: Living Roofs. Urbane Gärten über den Dächern der Welt. Verlag teNeues. 223 Seiten, 39,90 Euro. www.teneues.com

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