Zwölf Prozent der Deutschen ernähren sich laut Umfrage vegetarisch oder vegan. Die TV-Journalistin Tatjana Geßler will mithelfen, dass noch mehr den fleischlosen Genuss lieben. Im Lokal Energetic life feiert sie mit geladenen Gästen Premiere ihres Kochbuchs.
Wer Veganer nicht mag, verbreitet gern das Klischee, sie würden sich von Gras und Steinen ernähren. Mit ihrem Kochbuch „Die besten Rezepte aus meiner Gras- und Steineküche“ beweist Tatjana Geßler, beruflich ein prägendes Gesicht des SWR-Fernsehens und privat eine Kämpferin für den Tierschutz, das Gegenteil. Beim Durchblättern des Buchs läuft einem das Wasser im Mund zusammen – bereits die Bilder von Daniel Roth sind ein Genuss.
Die Nachrichtenfrau, die sich seit neun Jahren mit ihrem Mann vegan ernährt, liefert Rezepte für leichte, schnelle Gerichte ohne Tierleid. Zur Buchvorstellung im veganen Restaurant Energetic life auf der oberen Ebene der Schulstraße hat die TV-Journalistin Multiplikatoren und Freunde der fleischlosen Ernährung eingeladen. Obendrein singt sie zum Klavierspiel des Jazzmusikers Frieder Berlin unter anderem eine Hymne auf ihre Katze Meow, die 19 Jahre an ihrer Seite lebte und über die sie sagt: „Sie war eine Diva und ein kleiner Teufel.“
Springfield ist weit weg, wo laut Donald Trump Flüchtlinge Hunde und Katzen verspeisen. Auch wenn diese Behauptung zu den größten Fake-News des Jahres zählt, eignet sie sich zum Nachdenken.
Der Aufschrei war groß, dass Haustiere im Kochtopf landen könnten. Doch wo bleibt der Aufschrei, wenn Schweine und Rinder geschlachtet werden?, fragt Tatjana Geßler. Die seien wie die geliebten Katzen und Hunde doch auch Tiere. Bei der Buchfeier des 1956 gegründeten Verlags Einhorn aus dem Remstal erfreuen sich die Gäste an der bunten Vielfalt, die das Energetic-life-Team auf die Teller bringt, so sehr, dass keiner irgendwas vermisst, schon gar kein Fleisch.
„Veganes Kochen ist im Trend“, sagt Verleger Jörg Schumacher, „und Tatjana Geßler ist nicht nur ein bekanntes Fernsehgesicht, sondern hat auch in den sozialen Medien eine große Reichweite.“ Von all dem verspricht sich der Einhorn-Chef, dass sein neues Verlagswerk in der Fülle der Kochbücher zum Erfolg wird. Die Zahl der Vorbestellungen sei bereits erfreulich.
Als Journalistin und ehrenamtliche Streiterin für den Tierschutz hat sie oft wenig Zeit für den Herd daheim. „Vegan für Faule“, so heißt deshalb ein Kapitel im Buch. Die Rezepte tragen lustige Namen. Geßlers Gatte etwa sagt, die „Mann-ist-die-lecker-Maria-Suppe“ habe ihm am besten geschmeckt. Als die Nachrichtenfrau mal krank war, hat ihre Freundin Maria diese Suppe aus Kartoffeln, Bohnen, Knoblauch, Zwiebeln, Gemüsebrühe und Bohnenkraut zubereitet.
Es gibt auch den „So-führt-man-Fleischesser-an-der-Nase-rum-ohne-Wurst-Salat“. Oder die „Lebenswurst“ aufs Bauernbrot – und obendrein „Matschepampe à la Tatjana“, das vor allem aus Bulgur-Salat besteht.
Hätten Schlachthäuser Wände aus Glas...
Auf die Frage, warum Veganer Ausdrücke wie „vegane Fleischküchle“ verwenden, obwohl doch kein Fleisch drin ist, antwortet die Autorin: „Weil sie aussehen und schmecken wie Fleischküchle. Aber eben ohne Tierleid, und weil jeder gleich weiß, was gemeint ist. Würde man sie Qulumpur-Bällchen oder Weizen-Kugeln oder ähnlich nennen, wäre das verwirrend.“ Geßler versteht nicht, „warum sich da manche drüber echauffieren“. Über Bärchenwurst rege sich auch niemand auf, obwohl da keine Bären drin seien, der Hundekuchen enthalte auch keine Hunde und die Kinderschokolade keine Kinder.
Frei nach einem Zitat von Paul McCartney erklärt Tatjana Geßler, um was es ihr geht: „Hätten Schlachthäuser Wände aus Glas, würde kein Mensch mehr Fleisch essen.“