Georg Schützler sieht in seinem Buch eher einen Wegbegleiter als einen Ratgeber. Foto: factum

Georg Schützler hat ein Buch über die acht Seligpreisungen Jesu geschrieben. Der ehemalige Citypfarrer Ludwigsburgs wollte aber keinen Ratgeber in Zeiten der Selbstoptimierung schreiben, sondern einen Begleiter auf dem Weg zu sich selbst.

Ludwigsburg - Mit dem Wort „Ruhestand“ kann Georg Schützler nichts anfangen. „Wenn es nach mir ginge, würde ich den Leuten zurufen: Hört doch auf, dieses Wort zu verwenden!“, sagt er. „Das klingt so, als könnte da nichts mehr passieren. Viel schöner finde ich die Bezeichnung Ruhegang. Man ist noch aktiv, aber alles ist ein wenig entschleunigt, weniger getrieben von Terminen.“ 22 Jahre lang war Schützler an der evangelischen Friedenskirche in Ludwigsburg als Gemeinde- und Citypfarrer. Eines seiner Projekte dort war die Einführung der monatlichen Nachteulengottesdienste. Im Jahr 2016 wurde er dort verabschiedet und befindet sich seitdem im Ruhegang, wie er es bezeichnet.

Schützler hat sich in einem neuen Büro in der Innenstadt eingerichtet, in dem er sich auf Vorträge und Beerdigungen vorbereitet, die er gelegentlich betreut. Und dort hat er sein neues Buch mit dem Titel Glückhochacht verfasst, das im Neukirchener Verlag erschienen ist.

Aus selig wird glücklich

Auf knapp 120 Seiten arbeitet sich Schützler an den acht Seligpreisungen ab, mit denen im Matthäusevangelium die Bergpredigt eingeleitet wird, und sucht nach Hinweisen für ein glücklicheres Leben. „Das ist das Vorwort zu einem der tragenden Texte des Christentums“, sagt Schützler, „das kann man vielleicht mit den ersten Paragrafen des Grundgesetzes vergleichen, so wichtig sind diese Seligpreisungen.“

So greifbar wie dieser Vergleich liest sich das ganze Buch. Die traditionellere Übersetzung „Selig sind…“ muss einer neuen Formulierung weichen: „Glücklich zu preisen sind die, die trauern; denn sie werden getröstet werden“, steht da zum Beispiel. „Wenn man sich den ursprünglichen Text auf Griechisch anschaut sieht man, dass ich mich damit näher an der ursprünglichen Bedeutung bewege“, erklärt Schützler. „‚Glücklich‘ klingt natürlich viel banaler als so eine theologische Formulierung wie ‚selig‘. Aber man muss auch mal aushalten können, wenn ein so alter und bedeutender Text mit einfachen Formulierungen daherkommt.“

Kein Ratgeber, sondern ein Wegbegleiter

Das Cover verspricht „Acht Glücksthesen, die dem Leben guttun.“ Das klingt nach Ratgeber á la „Acht Tipps und Tricks für ein glücklicheres Leben.“ Schützlers Ausführungen lesen sich allerdings nicht wie eines der zahlreichen Wohlfühl-Werke, die sich in den Bücherregalen tummeln. Und so will er es auch nicht verstanden haben. „Ich wollte keinen Ratgeber schreiben. Mein Buch soll ein Wegbegleiter für den Leser sein, mit dem man gemeinsam über das Leben nachdenken kann. Deswegen war es mir auch wichtiger, aus dem Leben heraus zu schreiben, als streng auf theologische Korrektheit zu achten.“

Wie er die Kernaussage seines Buches zusammenfassen würde? „Die Seligpreisungen wurden oft moralisch ausgelegt: Sei arm, sei sanftmütig und so weiter. Aber ich lese darin eher eine Bestätigung des Menschen: Du bist okay, so wie du bist. Und du wirst geliebt, so wie du bist. Und das ist ein Thema, mit dem sich nicht nur Jesus befasst hat.“

Schützler zitiert auch Rilke oder Kierkegaard

So bezieht sich Schützler bei seinen Überlegungen zwar stellenweise auf die Bibel, zitiert aber auch den Lyriker Rainer Maria Rilke, argumentiert mit dem dänischen Philosophen Sören Kierkegaard und denkt über buddhistische Erzählungen nach. „Kierkegaard hat gesagt, dass religiöse Texte zeitlos sind“, sagt Schützler. „Ich habe manchmal sogar das Gefühl, dass die Seligpreisungen heute aktueller sind als vor 2000 Jahren.“

Er sieht die Menschen konfrontiert mit einem Zeitgeist der Informationsüberflut sowie der Selbstoptimierung, in dem sich jeder gegen den anderen durchsetzen muss. „Dieser Flut einfach so standzuhalten ist heutzutage nicht möglich“, sagt Schützler, „deswegen will ich mit meinem Buch eine Orientierungshilfe geben, sodass die Menschen eher bei sich ankommen können.“