Bruno Labbadia und der DFB-Pokal: Als Spieler hat er ihn 1990 gewonnen, als Trainer von Bayer Leverkusen das Endspiel 2009 Foto: Pressefoto Baumann

Die Saison verlief holprig, der Pokalsieg scheint für den VfB Stuttgart unerreichbar, Trainer Bruno Labbadia glaubt dennoch an einen Erfolg: "Ich will solche Titel gewinnen."

Stuttgart - Die Saison verlief holprig, der Pokalsieg scheint für den VfB Stuttgart unerreichbar, Trainer Bruno Labbadia glaubt dennoch an einen Erfolg: „Ich will solche Titel gewinnen.“


Herr Labbadia, wie ist es denn, wenn man chancenlos in ein Finale geht?
(Lacht) Wir haben uns in den vergangenen Tagen tatsächlich überlegt, ob wir überhaupt antreten sollen.

Und wie haben Sie entschieden?
Wir haben uns gesagt: Es ist viel zu schön, ein Finale zu spielen. Wir glauben daran, dass man eine anscheinend übermächtige Mannschaft an einem perfekten Tag auch mal schlagen kann, und hoffen, dass am Samstag ein solcher Tag ist. Wir werden alles versuchen.

Was braucht es für einen Sieg?
Eine absolut geschlossene Mannschaft, dazu ein paar Spieler – am besten alle –, die über sich hinauswachsen. Natürlich gehört auch das Quäntchen Glück dazu. Und dass die Bayern vielleicht nicht ihren allerbesten Tag haben.

Karl-Heinz Rummenigge glaubt, sein Team hätte auch mit 1,8 Promille eine Chance.
Wenn der kommende Gegner einen Tag hatte, an dem mit dem Gewinn der Champions League so viel Druck abgefallen ist, dann kann man über so einen Spruch auch mal einfach hinwegsehen. Wir haben heutzutage doch schon genug Zirkus, da braucht es keine gewollten Wortgefechte.

Jupp Heynckes sagt, er sei auch ohne den Sieg im DFB-Pokal ein zufriedener Mensch.
Ich wäre ebenfalls weiter zufrieden, mache aber auch keinen Hehl daraus: Der Titel würde mich noch ein Stück zufriedener machen. Ich stehe das zweite Mal im DFB-Pokal-Finale, war im Halbfinale der Europa League – das ist für die recht kurze Zeit, in der ich als Trainer in der Bundesliga arbeite, gut. Am liebsten will ich solche Titel dann aber auch gewinnen. (Lacht) Ich sage es mal so: Der Titel würde mir sicher nicht schaden.

An Jupp Heynckes schätzen Sie, dass er sich als Trainer immer weiterentwickelt hat. Wie haben Sie sich seit 2009, als Sie mit Bayer Leverkusen im Finale standen, verändert?
Als Mensch ist man so, wie man ist. Aber das Handeln hat immer mit Erfahrung zu tun. Allein durch den Kampf gegen den Abstieg bin ich kompletter und vor allem geduldiger geworden. Das war ich damals so noch nicht.

Sie haben 2009 in einem Interview gesagt: „Ich bin nur stark, wenn ich authentisch bin.“ In den vergangenen Monaten haben Sie teils den Eindruck vermittelt, Sie müssten sich verstellen, um den Weg in Stuttgart mitzugehen.
Ich bin sehr ehrgeizig und ungeduldig. Aber verstellen musste ich mich deshalb hier nie. Ich bin intern gegenüber der Mannschaft immer fordernd. Und glauben Sie mir: Ich bin doch der Erste, der sieht, wenn wir schlecht gespielt haben. Allerdings habe ich auch gelernt, mich zurückzunehmen. Vor allem dann, wenn ich sehe, dass die Bereitschaft da war. Verstellen würde ich mich, wenn ich sagen würde: Es geht mir alles am Hintern vorbei. So ist es aber nicht.

Die schwierigen Rahmenbedingungen waren ein großes Thema. Haben Sie es selbst zu groß gemacht?
Glauben Sie mir, auch ich habe manchmal montags aus der Emotion heraus den Gedanken: Alle verkaufen. Am Dienstag überlege ich: O. k., vielleicht kann ich acht doch noch gebrauchen. Am Donnerstag würde ich dann nur noch zwei wegschicken – und am Samstag lasse ich sie wieder alle spielen. (Lacht) Im Ernst: Dass wir unter schwierigen Bedingungen am Anschlag gespielt haben, ist doch Fakt. Und die Alternative zu den Erklärungen wäre, auf die Mannschaft einzuprügeln, doch da würde ich mehr kaputt machen – und das hat sie nicht verdient.