Die Plakette ist auch eine Verpflichtung. Foto: Annina Baur

Diskriminierung, Mobbing und Rassismus sollen an ihrer Schule keine Chance haben, finden Schüler der Brunnen-Realschule. Für ihr Engagement im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft sind sie nun ausgezeichnet worden.

Bad Cannstatt - Marvin (16) und Raphail (15) fühlen sich wohl an der Brunnen-Realschule. Sie haben einen großen Freundeskreis, in dem Jugendliche aus unterschiedlichsten Kulturen zusammenkommen, und das ist gut so. „Aber ab und zu erlebt man in der Schule oder im Fußballverein schon, dass rassistische Witze gemacht werden“, sagt Marvin.

Als vor rund eineinhalb Jahren die Arbeitsgemeinschaft „Dialog macht Schule“ an der Cannstatter Realschule startete, waren die beiden sofort dabei. Zwei Gruppen von jeweils 13 Schülern haben sich seither immer mittwochnachmittags getroffen und über Diskriminierung, Rassismus und Mobbing gesprochen, eine Führung zum Thema Deportation von Juden im Zweiten Weltkrieg besucht und verschiedene Filme gesehen. „Besonders interessant fand ich, dass wir auch über die Terroranschläge vom 11. September 2001 gesprochen und mehr über die Hintergründe erfahren haben“, sagt Marvin.

Die Auszeichnung ist eine Verpflichtung

Außerdem haben die Schüler im vergangenen Schuljahr daran gearbeitet, ihre Schule zu einer Schule ohne Rassismus zu machen. Unter anderem haben sie Eltern, Lehrer und Mitschüler über das Thema informiert, in der Pause gegen Mobbing und Gewalt demonstriert und einen Kurzfilm zu dem Thema gedreht.

Für dieses Engagement wurden die Schüler nun ausgezeichnet. Seit Freitag ist die Brunnen-Realschule Teil des bundesweiten Netzwerks „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. „Die schöne Plakette ist auch eine Verpflichtung, nun im Alltag unter Beweis zu stellen, dass wir eine Schule ohne Rassismus sind“, sagt die Schulleiterin Birgit Zink.

Wer in Stuttgart lebt, ist ein Stuttgarter

Besonders stolz sind Rektorin, Lehrer und Schüler darauf, dass der Stuttgarter Oberbürgermeister die Patenschaft für die Schule übernommen hat. „Ich möchte Oberbürgermeister einer Stadt ohne Rassismus sein, und das ist ein wichtiger Beitrag dazu.“ Für ihn sei ein Stuttgarter, wer in Stuttgart lebe, ganz egal welcher Herkunft. „Es kann sehr spannend sein, sich darauf einzulassen, was der andere zu erzählen hat, das ist eine Bereicherung für die Stadt“, so der OB. Sollte es doch einmal zu Konflikten kommen – was bei mehr als 150 Nationen in einer Stadt auch einmal vorkommen könne – müssten diese Konflikte ausgetragen werden, aber fair und in einer guten Streitkultur.

Marvin und Raphail fühlen sich dem nun auf jeden Fall besser gewachsen: „Ich würde nun schon eingreifen, wenn ich in Situationen mit Rassismus konfrontiert würde“, sagt Marvin. Um die ganze Schule auch in Zukunft sensibel für das Thema zu machen, sollen künftig mindestens einmal im Jahr Veranstaltungen stattfinden, die sich mit Diskriminierung, Gewalt oder Mobbing beschäftigen, wie zum Beispiel Sportveranstaltungen oder Projekttage zum Thema Schubladendenken.