Wieder wird im Brüsseler Stadtteil Molenbeek ein Terrorverdächtiger gefasst. Auch er soll in die Pariser Anschläge vom 13. November verwickelt sein. Parallel laufen die Ermittlungen um mutmaßlich geplante Attentate zum Jahreswechsel in Brüssel weiter.

Brüssel - In Belgien hat die Polizei einen zehnten Verdächtigen im Zusammenhang mit der Terrorserie von Paris festgenommen. Zudem seien sechs weitere Menschen in Gewahrsam genommen worden, die an mutmaßlichen Anschlagsplänen für den Jahreswechsel in Brüssel mitgewirkt haben sollen, teilten die Behörden am Donnerstag mit. Die Stadtverwaltung der belgischen Hauptstadt hatte am Mittwoch aus Sicherheitsbedenken das traditionelle Silvester-Feuerwerk abgesagt.

Mitarbeiter belgischer Justizbehörden sagten, zwischen diesen beiden jüngsten Fällen von Festnahmen gebe es keinen bekannten Zusammenhang; allerdings unterstrichen diese die Rolle Belgiens als Hort des radikalen Islams in Europa.

Der nunmehr zehnte festgenommene Verdächtige in der Pariser Anschlagsserie - ein 1993 geborener belgischer Staatsbürger - sei am Mittwoch nach einer Durchsuchung im Brüsseler Viertel Molenbeek in Polizeigewahrsam gekommen, so die Staatsanwaltschaft. Dem Mann werden terroristischer Mord und Beteiligung an den Aktivitäten einer Terrorgruppe vorgeworfen.

Bei der jüngsten Durchsuchung wurden keine Waffen gefunden

Bisher hatten die belgischen Behörden bereits neun Verdächtige gefasst, die in die Anschläge vom 13. November in der französischen Hauptstadt mit 130 Toten verwickelt sein sollen. Die vor allem in Syrien und Irak aktive Terrormiliz Islamischer Staat hatte dafür die Verantwortung übernommen.

Bei der jüngsten Durchsuchung in Molenbeek seien keine Waffen oder Sprengstoff entdeckt worden, teilte das Büro der belgischen Staatsanwaltschaft weiter mit. Doch seien „rund zehn Handys“ beschlagnahmt worden. Diese würden untersucht. Das Büro nannte keine weiteren Details.

Die Zeitung „Le Monde“ zitierte aber französische Polizeiberichte, wonach die Attentäter von Paris am Abend der Anschläge in Handykontakt mit zwei Nummern in Belgien gestanden hätten. Die Polizeiberichte zeigten, dass die Angriffe von Belgien aus in Echtzeit organisiert oder zumindest genau überwacht worden seien, schrieb das Blatt weiter. Eine Sprecherin der französischen Staatsanwaltschaft bestätigte der Nachrichtenagentur AP einige Details des Zeitungsartikels. So habe einer der drei Selbstmordattentäter kurz vor dem Sturm auf die Konzerthalle Bataclan eine SMS an ein Handy nach Belgien gesendet.

Am Donnerstag gab es ingesamt sieben Razzien

Einige der Attentäter von Paris hatten in Molenbeek gewohnt, darunter der mutmaßliche Drahtzieher der Angriffe, Abdelhamid Abaaoud. Ziel der jüngsten Durchsuchung vom Mittwoch war ein Wohnhaus in der Rue Delaunoy, die auch drei Tage nach den Pariser Anschlägen von der Polizei ins Visier genommen worden war. Die Beamten fahndeten damals nach dem Verdächtigen Salah Abdeslam, der bei den Angriffen für die Logistik zuständig gewesen sein soll. Er ist weiter flüchtig.

Im Zusammenhang mit mutmaßlichen neuen Anschlagsplänen für den Jahreswechsel in Brüssel hatten die Behörden bereits am Dienstag die Festnahme zweier Verdächtiger gemeldet. Am Donnerstag entschied ein Haftrichter, dass die beiden für einen Monat in Polizeigewahrsam bleiben. Die sechs weiteren festgenommenen Personen sollten verhört werden. Über einen Haftbefehl gegen sie sei noch nicht entschieden, teilte die Staatsanwaltschaft mit.

Am Donnerstagmorgen gab es den Angaben zufolge in verschiedenen Vierteln von Brüssel insgesamt sieben Razzien. Dabei seien unter anderem Computermaterial, Handys und Material für Airsoft-Waffen beschlagnahmt worden, so die Staatsanwaltsschaft weiter.