Bei dem Brücken-Einsturz in Genua gibt es laut Behörden dutzende Tote. Foto: ANSA/AP

51 Jahre alt war die Brücke in Genua, die am Dienstag bei heftigem Regen einstürzte. Mehr als zwei Dutzend Menschen verloren ihre Leben in einer Tragödie, die Italien wohl noch länger beschäftigen wird.

Mailand - Nach dem Einsturz einer Brücke im italienischen Genua haben die Behörden in Ligurien die Zahl der Toten auf mindestens 26 erhöht. Laut Medienberichten sind es sogar 35. Der Zivilschutz der Stadt bestätigte die Opferzahl am Dienstagabend. Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte nannte den Vorfall bei einem Besuch am Unglücksort eine Tragödie für die Stadt, die Region und das ganze Land. Wie es zu dem Einsturz kommen konnte, war indes weiter unklar. Staatsanwälte leiteten Ermittlungen ein.

Verkehrsminister Danilo Toninelli sagte, der Einsturz der Autobahnbrücke sei nicht zu akzeptieren. „Wer auch immer einen Fehler gemacht hat, muss bezahlen“, sagte er mit Blick auf mögliche Fahrlässigkeit als Ursache. Erste Spekulationen drehten sich um eine womöglich zu schwache Brückenspanne.

Die sogenannte Ponte Morandi war am Dienstag auf rund 80 Metern zusammengebrochen. Sie verbindet die italienische Autobahn A10 Richtung Frankreich mit der A7 Richtung Mailand. Vor dem Geschehen herrschte dichter Verkehr auf der Brücke, am (heutigen) Mittwoch ist in Italien der Feiertag Mariä Himmelfahrt.

Nach Zivilschutzangaben befanden sich mindestens 30 Autos und drei schwere Fahrzeuge auf dem Brückenteil, der einstürzte. Auf Bildern war eine gewaltige Kluft zu sehen, die der Einsturz hinterließ.

Mehr als 300 Rettungskräfte sind im Einsatz

Einer der Verletzten sagte dem Lokalfernsehen, es sei ein Wunder, dass er nicht umgekommen sei. Der Mann stand nach eigenen Angaben unter der Brücke, als ein Abschnitt am Morgen einstürzte. Die Druckwelle habe ihn mehr als zehn Meter weit und gegen eine Mauer geschleudert, erklärte er. Er habe Verletzungen an der Schulter und der Hüfte davongetragen. „Ich glaube, es ist ein Wunder. Ich weiß nicht, was ich sagen soll.“

Mehr als 300 Einsatzkräfte waren im Einsatz, um Überlebende zu retten. Die italienische Nachrichtenagentur Ansa meldete, mindestens vier Menschen seien lebend aus Trümmern und Schutt gezogen worden.

Unterdessen rief der italienische Ingenieursverband die Regierung auf, einen „Marshall-Plan“ zur Restaurierung oder zum Ersatz Zehntausender Brücken im Land zu schaffen, die in den 1950er und 1960er Jahren gebaut worden waren.

Die Arbeiten an der Ponte Morandi waren bereits in der Vergangenheit kritisiert worden. Ein Experte der Universität Genua, Professor Antonio Brencich, beklagte in einem Interview 2016, beim Bau habe es Ingenieursfehler gegeben. „Diese Brücke ist falsch. Jetzt oder später wird sie ersetzt werden müssen. Ich weiß nicht wann, aber es wird eine Zeit geben, wenn die Instandhaltungskosten höher sind als ihr Ersatz.“