Die Aktion "Brot für die Welt" wird ungewollt zur Mitveranstalterin eines Benefizkonzerts zugunsten des S21-Widerstands.
Stuttgart -
Das Logo der evangelischen Spendenaktion ziert demzufolge auch die Veranstalterlisten. Gemeinsam mit denen der Parkschützer, des Bund, von Verdi, Esslingen gegen Stuttgart 21, der Bad Cannstatter gegen Stuttgart 21 und anderen. Allesamt Organisationen, die dem großen Bahnhofsprojekt ablehnend gegenüberstehen. Brot für die Welt will da nicht so recht hineinpassen. Das hat zahlreiche Betrachter irritiert.
Organisiert wird die Veranstaltungsreihe mit projektkritischen, aber auch davon unabhängigen Vorträgen und Rundgängen von den Bad Cannstattern gegen Stuttgart 21. „Der lokale Ansatz der Wassertage ist Stuttgart 21 mit der Gefährdung des Mineralwassers, aber wir betrachten die Thematik weltweit“, sagt Edgar Bayer vom Organisationsteam. Die Fragestellung sei schließlich immer dieselbe: „Werden kommerzielle Interessen in den Vordergrund gestellt?“ Brot für die Welt einzubinden, sei nahe liegend gewesen: „Die Organisation engagiert sich weltweit für den Wasserschutz.“Die Beteiligung in Stuttgart sei aber begrenzt, sie beschränke sich auf das Konzert am Donnerstag. Zuerst sei eine Referentin vorgesehen gewesen, das habe sich aber zerschlagen. Nun solle eine Erklärung der Organisation zum Wasserschutz verlesen werden.
Die Vertreter von Brot für die Welt als Mitveranstalter wussten nach eigenen Angaben nichts davon, dass eventuell Geld aus dem Konzert an den Stuttgart-21-Widerstand fließt. „Das ist uns neu“, sagt Sprecherin Renate Vacker. Man sei als Mitglied des Stuttgarter Wasserforums für ein Grußwort zum Thema Wert des Wassers angefragt worden. Man habe zugesagt, schließlich setze man sich weltweit für den freien Zugang aller Menschen zu sauberem Wasser ein. Als eine Stellungnahme zu Stuttgart 21 sei das niemals gedacht gewesen, „auch nicht subtil“. Spendengelder der Organisation, betont sie, würden nicht verwendet.
Rainer Lang, ebenfalls Sprecher für Brot für die Welt und für das Diakonische Werk, zeigt sich genauso überrumpelt. „Wir sind ein Hilfswerk, das sich für grundsätzliche Zusammenhänge einsetzt und sich nicht in kommunalpolitische Konflikte einmischt. Das wäre kontraproduktiv für unsere Arbeit.“ Man wolle sich dafür auch vor keinen Karren spannen lassen. Allerdings geht Lang davon aus, dass die Umstände des Benefizkonzerts „unglücklich gelaufen“ seien und keine böse Absicht der Organisatoren vorliege. Dennoch zieht Brot für die Welt am Dienstagabend die Notbremse: Ein Grußwort für das Konzert soll es nun nicht geben, teilt die Hilfsorganisation mit. Die negative Diskussion dürfe schließlich nicht das eigentliche Thema überdecken, heißt es: „Das Menschenrecht auf Wasser.“
Das „Konzert für das Wasser“ mit Weltmusik von Büdi Siebert, Matthias Frey und Freunden beginnt am Donnerstag um 19 Uhr in der Gaisburger Kirche. Die Wassertage dauern noch bis zum Sonntag. Das Programm findet sich im Internet unter
www.cannstatter.net/wasserunterdruck
.