Die Ultras des FC Bayern sorgten am vergangenen Wochenende für Spielunterbrechungen in der Partie bei der TSG Hoffenheim. Sie beleidigten TSG-Mäzen Dietmar Hopp. Foto: dpa/Tom Weller

Der Konflikt zwischen den aktiven Fanszenen in Deutschland – auch der des VfB Stuttgart – und den Verbänden spitzt sich weiter zu. Von einer Befriedung ist man meilenweit entfernt – das zeigt ein Brief der Ultras kurz vor dem 25. Spieltag der Fußball-Bundesliga.

Stuttgart - Man muss das Schreiben der Fanszenen in Deutschland nicht bis zum Ende lesen, um zu erkennen: Von einer Befriedung des aktuellen Konflikts zwischen Verbänden und Teilen der Anhängerschaft, ist man ganz weit entfernt. Doch die Verfasser machen gerade dies in den Schlussworten ihrer am Freitag verbreiteten Verlautbarung deutlich.

Dort heißt es: „Wir Fans werden die Praxis vom letzten Spieltag nicht einfach so hinnehmen und im Zweifel weiter Unterbrechungen und auch Abbrüche in Kauf nehmen.“ Statt mit Grüßen endet das Schreiben mit den Worten: „Fick dich, DFB.“

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Damit ist klar, dass am kommenden Spieltag der Fußball-Bundesliga, der an diesem Freitagabend mit der Partie des SC Paderborn gegen den 1. FC Köln beginnt, eine weitere Eskalation der Lage droht. Mit Spielunterbrechungen oder sogar -abbrüchen.

„Drastische Maßnahmen“

„Doppelmoral und Demokratiefeindlichkeit der Vertreter des sogenannten modernen Fußballs“ kritisieren die Ultra-Vertreter aus ganz Deutschland, zu denen auch die Stuttgarter Szene gehört, die das Schreiben auf ihren Internet-Plattformen ebenfalls veröffentlichte. Zudem wird mit Blick auf die Beleidigungen, die zuletzt vor allem Dietmar Hopp, den Mehrheitseigner der TSG Hoffenheim, trafen, argumentiert: „Nur, wenn es keine Möglichkeit gibt, grundlegende Veränderungen im deutschen Fußball zu erreichen, müssen wir eben zu drastischeren Maßnahmen greifen.“ Soll heißen: Anders werden wir nicht gehört. Alle bisherigen Absprachen seien „ein großer Scheindialog“ gewesen.

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Unter Doppelmoral verstehen die Ultras, dass die Mächtigen des Fußballs nun das Verhalten und die Wortwahl der zuletzt gezeigten Plakate kritisieren und mit Spielabbrüchen drohen. Dass sie andererseits aber bei rassistischen Vorfällen bislang nicht entsprechend konsequent reagiert hätten und große Turniere in Länder vergeben, in denen es nachweislich Verstöße gegen die Menschenrechte gibt.

„Schlichte Zensur“ wittern die Fanvertretern nun in der aktuellen Diskussion und sehen „eine Bekämpfung unserer Fankultur“ von Seiten der Verbände, die die aktiven Fanszenen „entfernen“ wöllten. Ihrerseits kündigen die Ultras an, „diesen Kampf“ weiter zu führen. Zudem fordern sie die Aufhebung von Kollektivstrafen, wie sie zuletzt die Fans von Borussia Dortmund auferlegt bekamen – als Folge von jahrelangen Beleidigungen von Dietmar Hopp. Die BVB-Anhänger dürfen nicht zu den zwei kommenden Auswärtsspielen bei der TSG Hoffenheim.

Immer wieder Beleidigungen

Hopps Konterfei wurde auf riesigen Plakaten hinter einem Fadenkreuz gezeigt, zudem wurde der Milliardär auch am vergangenen Wochenende in mehreren deutschen Stadion auf Bannern als „Hurensohn“ bezeichnet. Beim Spiel der Hoffenheimer gegen den FC Bayern kam es dadurch zu zwei Spielunterbrechungen. Am Ende spielten sich beide Team nur noch die Bälle freundschaftlich hin und her. Seit diesen Vorkommnissen gab es eine große Solidarität mit Hopp, die Diskussion um den Konflikt zwischen Fans und Vereinen und Verbänden hat derweil deutlich an Fahrt aufgenommen.

Der Ausgang ist offen – seit Freitag offener denn je.