Anneliese Henning aus Stuttgart berichtet von ihren ersten Erlebnissen im Schwabenland.

Leserin Anneliese Henning aus Stuttgart berichtet von ihren ersten Erlebnissen im Schwabenland: "Es war das Jahr 1948. Ich war gerade am Hauptbahnhof in Stuttgart angekommen aus einer kleinen Stadt östlich von Berlin und stand in der großen schönen Vorhalle und schaute mich um, wie ich wohl nach Bad Cannstatt weiterfahren könnte. Da sah ich eine Frau stehen, die Brezeln anbot in einem großen Korb. Die sahen so lecker aus und waren auch noch mit Hagelzucker bestreut! Obwohl ich nicht viel Geld hatte, konnte ich nicht widerstehen und kaufte mir eine. Freudig biss ich hinein - und es schmeckte scheußlich. Der Hagelzucker war in Wahrheit Salz. Den Rest der Brezel steckte ich in mein Handgepäck und trat die Weiterfahrt nach Bad Cannstatt an. Später erst habe ich erkannt, dass eine Brezel eine Delikatesse ist - überhaupt wenn sie mit Butter bestrichen ist.

Nach kurzer Zeit waren auch meine Kinder angekommen, und ich meldete sie in der Schule an. Helmut ging in die zweite Klasse der Volksschule. Nach einigen Tagen wurde ein Diktat geschrieben. Mein Sohn hatte ein Wort, das mit scharfem S geschrieben werden musste, mit zwei s geschrieben. Da sagte die Lehrerin: ,Des musch mit em Dreierles-S schreiba!' Darauf fügte er ein drittes s hinzu. Woher sollte er auch wissen, was ein ,Dreierles-S' ist? Das empfand die Lehrerin als Provokation und gab ihm ein paar Tatzen (Stockschläge) auf die kleine Kinderhand. Enttäuscht und traurig kam er nach Hause. Am nächsten Tag beschwerte ich mich bei der Lehrerin, sagte ihr, dass mein Sohn ihren Dialekt nicht verstehe. Da bekam ich die empörte Antwort: ,Ha, waas wellet Se denn, i schwätz doch noch da Schrift!"'

Der schwäbische Spruch des Tages kommt von Leser Hermann Schiek aus Urbach: ,"Nachbar, wie got's?' - ,Woisch, wenn morgens 's Bett leer isch ond dr Hafa voll, no isch mr gsond."'

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