Großbritannien und die EU – es wird immer düsterer um den Brexit. Foto: dpa

Theresa May bleibt Parteichefin, den Brexit-Beteiligten bleibt eine neue Baustelle erspart. Gleichwohl rückt der ungeregelte Austritt näher. Das ist die Stunde der Schwarzmaler, die einen positiven Nebeneffekt haben könnte, kommentiert Christian Gottschalk.

Stuttgart - Stuttgart - Bei manch einem der Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union wird es am Donnerstag Abend ein kurzes Stöhnen gegeben haben. Theresa May bleibt Chefin der Tories, die Aktentaschen für den Gang nach Brüssel bleiben damit gepackt. Hätte May die Abstimmung verloren gehabt, der Gipfel wäre zwecklos gewesen. Wer hätte Großbritannien denn vertreten sollen? Allerdings: Ob der Gipfel unter den nun geltenden Voraussetzungen sinnvoller ist, das ist eine ganz andere Frage. Im immer größer werdenden Brexit-Chaos ist den Beteiligten ja nur eine neue Baustelle erspart geblieben – all die alten, bleiben nach wie vor vorhanden.

Der Auftritt des Weihnachtsmannes ist wahscheinlicher

Es ist in etwa ebenso wahrscheinlich wie das Auftreten des echten Weihnachtsmannes, dass an dem ausgehandelten Austrittsvertrag etwas Substantielles geändert wird. Sollte es kosmetische Zugeständnisse geben, so wird die geschwächte Premierministerin die ihrem Parlament nicht vermitteln können. Wenn das britische Unterhaus im Januar über den Vertrag abstimmt, dann wird aller Wahrscheinlichkeit nach das herauskommen, was auch herausgekommen wäre wenn – wie geplant – in dieser Woche abgestimmt worden wäre: Eine ziemlich deutliche Ablehnung. Alles steuert auf den ungeordneten Brexit zu, auf einen Austritt ohne Regeln, und das beflügelt die Schwarzmaler. Großbritannien könnte bei der Versorgung mit Lebensmitteln Probleme bekommen, bei der Versorgung mit Energie oder Medikamenten. Niemand weiß das genau, denn ein solches Austritts-Szenario hat es noch nicht gegeben. Also können die düstersten Gemälde gezeichnet werden, je dunkler, desto dicker die Schlagzeile. Es gibt eine winzige Chance, dass dies bei dem ein oder anderen dazu führen wird, seine Haltung zu überdenken. Groß ist die allerdings nicht.