Theresa May will weiter verhandeln. Foto: AP

Das Parlament in London hat in Sachen Brexit versagt. Das Unterhaus hätte auch beschließen können, dass Donald Trump künftig jeden illegal einreisenden Lateinamerikaner persönlich mit einem Welcome-Drink willkommen heißen soll, kommentiert Christian Gottschalk.

Stuttgart - Es könnte zum Lachen sein, wenn es nicht zum Weinen wäre. Nach einer – wieder einmal – entscheidenden Debatte im britischen Parlament, gibt es in der Tat zwei Dinge, die bei Lichte betrachtet als Ergebnis festzuhalten sind.

Zum einen erklärt sich der Oppositionsführer Jeremy Corbyn dazu bereit, mit der Regierungschefin Theresa May zu reden. Gespräche nach jahrelangen Querelen, inmitten der tiefsten Krise des Landes seit Menschengedenken. Es gibt tatsächlich Stimmen, die das als Erfolg bewerten. Was für ein Irrsinn. Es ist eine Selbstverständlichkeit, und sie kommt Lichtjahre zu spät.

Eigene Positionen soll May nicht räumen

Das zweite Ergebnis ist von ähnlicher Qualität. Die Abgeordneten haben beschlossen, dass die Premierministerin das Austrittsabkommen mit Brüssel nachverhandeln soll. Korrekt übersetzt heißt das: das britische Unterhaus hat beschlossen, dass die Europäische Union ihre Meinung gefälligst zu ändern hat. Das ist in etwa so, als wenn das Unterhaus beschlösse, dass US-Präsident Donald Trump künftig jeden illegal einreisenden Lateinamerikaner persönlich mit einem Welcome-Drink willkommen heißen soll.

Dass Theresa May bei den Nachverhandlungen in Brüssel britische Hardliner-Positionen räumt, das haben die Briten selbstverständlich nicht im Sinn. Was May tatsächlich anzubieten hat als Verhandlungsmasse, welche Lösung sich Großbritannien vorstellen kann, das sagt niemand. Und so lange das so ist, ist Europa gut beraten im Ton weiter freundlich mit der britischen Regierungschefin umzugehen, in der Sache aber keinen Jota von dem bisher vereinbarten Vertrag abzurücken.