Wenn die Brenz-Band spielt, geraten auch die Promis in Wallung. Foto: factum/Weise

Die Brenz-Band tourt seit bald 40 Jahren. Am Wochenende spielte sie in der Ludwigsburger Friedenskirche – und ihr Gründer Horst Tögel wurde mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt.

Ludwigsburg - Die Brenz-Band muss noch gar nicht auf der Bühne sein, da beginnt das Publikum schon zu toben. Es reicht schon die Aussicht auf einen Auftritt. Erst recht natürlich, wenn die Gruppe ein Heimspiel hat wie am Wochenende in der Ludwigsburger Friedenskirche.

Nur einer konnte den Musikern vorübergehend die Schau stehlen: der Bandgründer und einstige Leiter der Schule am Favoritepark, Horst Tögel. Er feierte am Samstag 75. Geburtstag und wurde an diesem Tag hoch geehrt: Umweltminister Franz Untersteller überreichte ihm für sein Engagement für behinderte Menschen das Bundesverdienstkreuz erster Klasse.

James Krüss und Josef Guggenmos

Die musikalische Aufwärmarbeit erledigte am Samstag „Herrn Hömseders musikalische Klasse 4“. Die Schüler der Gustav-Sieber-Schule in Tamm schafften das mühelos. Sie haben nicht nur ihre bühnenreife Choreografie gut einstudiert, sie hatten auch die passenden Gedichte über Wind, Wasser und den Dezembermatsch ausgewählt. Zunächst rezitierten sie, was den Herren James Krüss oder Josef Guggenmos zu diesen Themen eingefallen war, um danach jeweils eigene und sehr eigenwillige Interpretationen davon zu singen – und zu hüpfen.

Danach war „die erste integrative Band Deutschlands“ an der Reihe – mit Hits wie „Marina, Marina“ oder „Amazing Grace“. Verstärkt wurde sie an diesem Abend von Dale Wilde und Roland Moritz (Gitarre). Die Sängerin aus Glasgow, die heute in Großbottwar lebt, übernahm unter anderem den englischen Part bei der polyglotten Präsentation des Ralph-McTell-Songs „Streets of London“; von Strophe zu Strophe wechselte die Sprache.

„Die höchste Aufgabe des Menschen ist zu wissen, was einer sein muss, um ein Mensch zu sein.“ In seiner Lobrede auf Horst Tögel bemühte der baden-württembergische Umweltminister Franz Untersteller den Philosophen Immanuel Kant. Um klarzumachen, dass der von ihm mit dem Bundesverdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik ausgezeichnete Sonderschullehrer „schon immer gewusst hat, was einer sein muss“. Tögel habe sich „sein ganzes Leben dafür eingesetzt, dass Menschen mit Behinderung einen Platz in der Mitte unserer Gesellschaft bekommen“, sagte der Minister.

„Eine Medaille für die Brenz-Band“

Er erinnerte daran, dass der ehemalige Schulleiter und Gründer der Brenz-Band sein Engagement startete, als „Bürger noch die Straßenseite wechselten, wenn eine Gruppe von Behinderten auf sie zukam“. Untersteller würdigte das besondere Einfühlungsvermögen Tögels und dessen zahlreiche Ideen und kreative Ansätze. Er habe nicht nur die Barrieren in Köpfen abgebaut. Besonders beeindruckend sei „die unbändige Lebensfreude“ der Brenz-Band. Wer sie einmal gehört habe, dem bleibe das für immer im Gedächtnis.

Tögel, der in Oberriexingen lebt, war das „zu viel der Ehre. Wenn Sie mich als Schulleiter gelobt haben, dann war das nicht nötig“, erwiderte er. „Dafür bin ich bezahlt worden.“ Und die Musikgruppe funktioniere nur, weil er gute Freunde gefunden habe, mit denen er nun schon bald 40 Jahre zusammenarbeite. „Ich verstehe die Verleihung in dem Sinn, dass ich die Medaille für die Brenz-Band entgegennehmen darf“, sagte Horst Tögel.