Elring-Klinger hat langjährige Erfahrung in der Entwicklung und Fertigung von Brennstoffzellen-Komponenten und -Stacks. Foto: Elring-Klinger

Der Autozulieferer Elring-Klinger aus Dettingen/Erms will gemeinsam mit dem Flugzeugbauer Airbus Brennstoffzellen für die Luftfahrt entwickeln. Die beiden Partner wollen dazu noch in diesem Jahr ein Gemeinschaftsunternehmen gründen.

Dettingen/Erms - Der Zulieferer Elring-Klinger soll an dem neuen Gemeinschaftsunternehmen mit Airbus eine Minderheitsbeteiligung halten und stellt seine Technologie zur Verfügung. Airbus hält den restlichen Anteil und zahlt im Gegenzug „einen niedrigen bis mittleren zweistelligen Millionenbetrag“. Das teilte Elring-Klinger mit Sitz in Dettingen/Erms mit. Zudem liefere man künftig die für die Entwicklung nötigen Komponenten zu. Über weitere Vereinbarungen haben beide Unternehmen Stillschweigen vereinbart.

Beide Partner arbeiten im Bereich Brennstoffzellentechnologie bereits zusammen. Elring-Klinger hat schon sogenannte Stacks, also Stapel von miteinander verbundenen Zellen, an Airbus geliefert.

Emissionsfreies Flugzeug im Jahr 2035

Der Flugzeugbauer hatte vor Kurzem angekündigt, bis zum Jahr 2035 das erste emissionsfreie Flugzeug für den kommerziellen Markt entwickeln zu wollen und setzt dabei auf Wasserstoff als Schlüsseltechnologie. Wasserstoff gilt als wichtiger Baustein für eine klimafreundliche Energieversorgung, da bei der Nutzung keine Treibhausgase entstehen. Allerdings muss zur Herstellung zunächst mit großem Energieaufwand Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff gespalten werden. Klimaschonend ist dies nur, wenn dazu wiederum Strom ohne oder mit nur minimalen Treibhausgas-Emissionen während der Erzeugung verwendet wird, also zum Beispiel Strom aus Sonne oder Wind.

„Dass sich Airbus für Elring-Klinger als Technologiepartner entschieden hat, bestätigt die Leistungsfähigkeit unserer Brennstoffzellentechnologie“, sagt Elring-Klinger-Chef Stefan Wolf. Gerade in der Luftfahrt komme es in erster Linie auf die Leistungsdichte der Stacks an, aber auch Kriterien wie Lebensdauer, Betriebstemperatur oder -luftfeuchte müssten luftfahrtspezifisch erfüllt werden. Ein reiner Batterieantrieb stoße bei bestimmten Anwendungen in der Luftfahrt – also lange Strecken oder große Flugzeuge – schnell an seine Grenzen. Brennstoffzellen dagegen könnten die benötigte Energie effizient an Bord erzeugen.

„Insgesamt können durch Brennstoffzellen die Emissionen in der Luftfahrt enorm reduziert werden“, sagt Wolf und sieht ein großes Marktpotenzial für die Elring-Klinger-Technologie.

Seit 20 Jahren Erfahrung

Elring-Klinger ist seit rund 20 Jahren in der Forschung und Entwicklung von Brennstoffzellen tätig. „Wir können Komponenten, Module und Systeme liefern“, sagt ein Sprecher. Die kompakten Stacks basieren auf der sogenannten Protonenaustauschmembran-(PEM-)Technologie und wandeln unter Verwendung von Wasserstoff und Sauerstoff chemische in elektrische Energie um. Wird der erforderliche Wasserstoff durch Wind-, Sonnen-oder Wasserkraft hergestellt, ist durch Brennstoffzellen ein vollständig klimaneutraler Antrieb möglich.

Auch im Straßenverkehr gilt die Brennstoffzelle als Ergänzung zur Batterietechnologie und damit als ein Baustein für den Antriebsmix der Zukunft. Autos mit Brennstoffzellenantrieb sind bislang nicht sehr weitverbreitet – zudem gibt es in Deutschland heute weniger als 100 Wasserstofftankstellen, bis 2023 sollen es 400 werden. Die Brennstoffzelle ist vor allem für Busse und schwere Nutzfahrzeuge interessant. Brennstoffzellenstacks seien vor allem für mobile Anwendungen mit großer Reichweite und zyklischem Betrieb geeignet, heißt es bei Elring-Klinger – auch für Züge, Schiffe und Flugzeuge.

Auch beim ersten emissionsfreien Schneemobil etwa, das von einem E-Antrieb mit Brennstoffzelle angetrieben wird und beim Ski-Weltcup im Februar 2020 im österreichischen Hinterstoder zum Einsatz kam, ist Elring-Klinger mit einem Brennstoffzellenstack an Bord.

Aktienkurs steigt

Analysten lobten die Kooperation der Unternehmen. Die Elring-Klinger-Aktie legte nach der Nachricht deutlich zu. „Dieser Schritt ist ein Meilenstein für den Autozulieferer Elring-Klinger auf dem Weg, seine Fähigkeiten im Bereich der Brennstoffzellen-Technologie zu kommerzialisieren“, formulierte es beispielsweise Analyst Marc-Rene Tonn vom Analysehaus Warburg Research, immerhin habe der Konzern gut 20 Jahre für Forschung und Entwicklung investiert.

Analystin Yasmin Steilen von der Commerzbank schränkte zwar ein, dass vor dem Jahr 2035 kaum nennenswerte Umsatzbeiträge aus der Partnerschaft erwachsen dürften. Dennoch sei die Nachricht klar positiv, denn sie zeige, dass Elring-Klinger konkurrenzfähige Produkte in diesem Segment am Start habe. Wichtig sei auch, dass die Entscheidung von Airbus eine positive Signalwirkung mit Blick auf den verstärkten Einsatz der Wasserstoff-Brennstoffzellen-Technologie insgesamt haben dürfte.