Nach dem Ersteigern des Holzes kommt das Zerlegen. Sind die Wege ordentlich gerichtet, macht die Arbeit im Wald gleich viel mehr Spaß. Foto: Burkhard Böer

Wenn Kommunen Brennholz versteigern, ist das meist eine fröhliche Veranstaltung. Dass sie einen ernsten Hintergrund haben, gerät dabei gerne in Vergessenheit

Kreis Ludwigsburg - Wenn Armin Bäßler früher zur Brennholzversteigerung geladen hat, dann hat er zugleich zu einer kleinen Show geladen. Immer wieder samstags trafen sich die vornehmlich älteren Herrschaften in einem der Wälder, von denen es in Vaihingen jede Menge gibt, wärmten sich an Glühwein und freuten sich an gegrillter Wurst. Eine Blaskapelle wie im benachbarten Eberdingen spielte zwar nie auf, trotzdem war die Stimmung immer so prima, dass sich unter die Besucher oft genug auch solche mischten, die gar keinen Bedarf an Brennholz hatten. Vorausgesetzt, der Himmel war blau und die Temperatur nicht zu niedrig, wenn dann noch ein paar Schneeflöckchen durch die Luft tanzten – perfekt.

Wenn Armin Bäßler heute zur Brennholzversteigerung lädt, dann lädt er zu einer: Brennholzversteigerung. Die nächste findet an diesem Montag statt, am Abend um 19 Uhr im Vereinsheim des Enzweihinger Liederkranzes. Sehr korrekt werden die Höchstgebote dort in einen Laptop getippt, der daraus sogleich eine korrekte Rechnung erstellt. Es gibt kein Anstehen in der Bezahlschlange vor dem Forstwagen mehr, und Armin Bäßler, der im Vaihinger Rathaus die Abteilung Liegenschaften leitet, muss samstags nicht mehr mit mehreren tausend Euro Bargeld in der Tasche in die Stadt zurück fahren.

Weniger Charme, mehr Effizienz

Der Charme der Auktion gehe mit dem neuen Konzept schon etwas verloren, räumt Bäßler ein. Andererseits: statt einem halben Tag im Wald dauert eine Auktion in der guten Stube nur noch 90 Minuten, maximal. Bei sechs Auktionen pro Winter in einer Stadt mit neun Stadtteilen ist das eine ordentliche Zeitersparnis. „Wir wollen effizienter werden“, sagt Armin Bäßler, der mit 1260 Hektar die größte Waldfläche im Landkreis verwaltet.

Tatsächlich sind die Brennholzversteigerung nicht zum Spaß da, sondern zum Geld verdienen. „Das ist eine wichtige Einnahmequelle für die Kommunen“, sagt Michael Nill. Der stellvertretende Leiter des Fachbereichs Forsten im Landratsamt betreut 35 Kommunen im Kreis, die zusammen rund 11 300 Hektar Wald besitzen. Wie viel Holz und welche Arten eingeschlagen werden, entscheiden die Revierförster in der Regel im Herbst des Vorjahres. In dieser Saison sind besonders viele Eschen gefallen. Ihnen setzt waldweit der Pilz namens Weißes Stengelbecherchen zu, der das so genannte Eschentriebsterben verursacht und die Bäume schwächt. Rund ein Drittel des gesamten Einschlags im Kreis geht als Brennholz auf den Markt, gut die Hälfte wird als höherwertiges Stammholz etwa für den Möbelbau verkauft, und um die 20 Prozent bleiben als Derbholz im Wald liegen.

Gute Preise, gutes Holz

Seit im Dezember die Auktionssaison begonnen hat, sind im Kreis rund 5000 Festmeter Brennholz zu einem Durchschnittspreis von 66 Euro versteigert worden. Weitere 5000 Festmeter sollen bis zum Ende der Saison im März noch unter den Hammer kommen. Michael Nill ist mit dem Zwischenstand sehr zufrieden. Zum Vergleich: Nachdem im Winter 1999 der legendäre Lothar durch die Wälder gefegt war, konnten er und seine Kollegen froh sein, wenn sie für einen Festmeter Brennholz noch 30 Euro verrechnen konnte, so viel minderwertiges Holz war auf einen Schlag auf dem Markt.

Doch wenn die Kommunen aus ihrem Wald keine Einnahmen generieren, dann tun sie sich schwer ihn zu erhalten. Das Pflanzen von Bäumen kostet Geld, ebenso ihre Fällung, die Beseitigung von wucherndem Gestrüpp und natürlich auch die Pflege der Wege. „Ich will gar nicht daran denken, was wäre, wenn es den Brennholzverkauf nicht gäbe“, sagt der Diplom-Forstwirt Nill. Wobei nicht jeder Ort jedes Jahr Holz im Angebot hat. Tamm zum Beispiel ist im waldärmsten Kreis des Landes der kleinste Waldbesitzer. Über vier Hektar verfügt die Gemeinde, die letzte Brennholzauktion hat im Dezember 2011 stattgefunden und brachte 7000 Euro. Und wobei es Orte gibt, die mehr als andere auf die Erlöse aus dem Brennholz angewiesen sind. Die Gemeinde Erligheim zum Beispiel.

Keine Kommune im Land muss mehr dafür tun, um die Schäden, die Lothar – und davor Vivian und Wiebke – in Kombination mit dem berüchtigten Borkenkäfer angerichtet haben, zu beheben. Das liegt daran, dass Erligheim einst einen ungewöhnlich reichen Wald hatte, was wiederum daran liegt, dass die Vorfahren hier bereits aufgeforstet hatten, als der Begriff Nachhaltigkeit noch ein Fremdwort war. Von den 365 Festmeter Holz, die in dem 100 Hektar großen Wald jährlich eingeschlagen werden, gehen mehr als die Hälfte in die Versteigerung. „Wir leben vom Brennholz“, sagt der Revierförster Burkhard Böer, der seine Auktionen entsprechend zelebriert.

Großer Wald, große Sorgen

In Erligheim findet der öffentlichkeitswirksame Saisonstart statt. Böer versorgt seine Stammkunden im Voraus mit, idiotensicheren Lageplänen sowie laienfreundlichen Sortimentlisten, und die sonst matschigen Wege zu den Holzlagerplätzen lässt er eigens schottern. „Das bissle, das wir haben, müssen wir optimal verkaufen“, sagt Böer, zu dessen Verkaufsveranstaltungen sogar Stuttgarter anreisen. Und die im Übrigen seit jeher in einem Gasthaus, stattfinden. Die Kunden schätzten, dass sie nicht lange in der Kälte stehen, und die Stimmung sei klasse.

Das dürfte Armin Bässler in Vaihingen freuen. Wenn alles nach Plan läuft, wird er in dieser Saison 1000 Festmeter Brennholz verkaufen – in kürzester Zeit. Für Speis und Trank ist in den guten Vereinsstuben ja weiterhin gesorgt. Und beim Liederkranz in Enzweihingen vielleicht sogar für Musik.