Im Gemeinderat schlagen die Wogen hoch, weil die sich die Telekom nicht um Probleme beim Breitband-Ausbau kümmert. Foto: Archiv Norbert J. Leven

Beim Ausbau der Versorgung mit schnellem Internet zieht die Telekom Ärger auf sich. Gemeinderäte empören sich, weil die Kommune die Arbeiten mitfinanziert.

Steinenbronn - Im Allgemeinen schlagen Volksvertreter in einer öffentlichen Gemeinderatssitzung moderate Töne an. Schließlich gelangt jedes Wort nach außen. Wenn aber Äußerungen wie „Nepper, Schlepper, Bauernfänger“, „schlechter Wirtschaftskrimi“, „maßlose Arroganz“ fallen, dann muss doch etwas Besonderes vorgefallen sein – so wie bei der Gemeinderatssitzung am Dienstag. Da ging es um Informationen zu Schwierigkeiten bei der Verbesserung der Breitbandversorgung im Ort, wohinter sich umgangssprachlich der Ausbau schneller Internetanschlüsse verbirgt. Diesen Part übernahm Hauptamtsleiter Wolfgang Bohn, der vorsichtshalber gleich zu Beginn anmerkte, er sei „nicht Sprachrohr der Telekom“.

Hintergrund ist, dass bis dato nur Teile von Steinenbronn mit schnellem Internet durch den Anbieter Kabel BW versorgt sind. Die Lücke sollte nach einer Ausschreibung vor Monaten durch die Telekom gestopft werden, die dafür von der Kommune rund 150 000 Euro kassiert hat und von Waldenbuch aus – das den schnelleren Anschluss gratis bekommen hatte – ein Glasfaserkabel nach Steinenbronn legte. Dieses wurde mit vier Verzweigungen ausgestattet, von denen aus per Kupferkabel das weltweite Netz in die Häuser gelangen soll.

Telefonanschlüsse nicht erreichbar

„Wir haben Hinweise aus der Bevölkerung, dass das nicht so gut funktioniert“, sagte Bohn. So seien normale Telefonanschlüsse über Tage oder gar Wochen nicht erreichbar gewesen, das Internet war zum Teil langsamer als zuvor. Die Auskünfte der Hotline der Telekom sollen verwirrend gewesen sein.

Und Bürger, die sich mit Beschwerden an die Telekom-Shops gewandt hatten, hätten die Auskunft erhalten, dass es keine freien Ports mehr gebe. „Uns hat die Telekom jedoch mitgeteilt, dass es keine technischen Probleme gebe, sondern nur solche vertrieblicher Art möglich seien“, sagte Bohn. Auch seien nach Unternehmensangaben genügend Ports verfügbar. „Ich komme mir vor wie in einer Märchenstunde“, sagte Gitta Obst und sprach von einer „unbefriedigenden Situation“. Sie selbst sei nun seit acht Wochen ohne Telefon, Technikertermine würden ohne Absage nicht eingehalten, sagte die Vorsitzende der Freien Wähler – und war zu diesem Zeitpunkt noch sehr ruhig.

Über „grenzenlose Arroganz“ verärgert

Weitaus deutlicher wurden andere Gemeinderäte. „Diesen Konzern interessiert der Bürger nicht“, sagte Freie-Wähler-Rat Roland Kißling, und Wolfgang Miller (CDU) sprach von „grenzenloser Arroganz“ des Telekom-Vertreters bei seinem Auftritt in der nichtöffentlichen Sitzung vor wenigen Wochen. Auf Fragen habe der lapidar mit „das ist halt so“ geantwortet. „Der Monopolist macht, was ihm passt; das ist ein Paradebeispiel für eine missglückte Privatisierung“, kritisierte Miller. Obst sprach von einem Ohnmachtsgefühl, das sie zornig mache. „Das ist, als ob man gegen eine Wand läuft“, sagte sie und forderte, dass die privaten Kunden ebenso wie die gewerblichen einen direkten Ansprechpartner bekommen.

Kritik wurde allerdings auch an der Verwaltung laut. „Es ist ärgerlich, dass viele Anschlüsse nicht erreichbar waren“, sagte Albrecht Hofmann, Fraktionsvorsitzender der Offenen Grünen Liste. Es ärgere ihn jedoch „granatenmäßig“, dass die Diskussion mit dem Telekom-Vertreter in nichtöffentlicher Sitzung stattgefunden habe. „Wir haben uns vorführen lassen“, sagte er. Bürgermeister Johann Singer begründete dies mit der Sorge, dass Namen hätten fallen können.

500 Anschlüsse umgestellt

Die Telekom hat nach eigenen Angaben in Steinenbronn bereits rund 500 Anschlüsse auf die neue Technik umgestellt. Geschwindigkeiten von bis zu 50 Megabit pro Sekunde stünden allen Kunden offen. Die Kooperation mit Kommunen gebe es überall dort, wo ein Ausbau aus eigenen Mitteln nicht zu stemmen sei. Ansprechpartner für Privatkunden seien die Telekom-Shops in Vaihingen und Echterdingen. Diese hatten – siehe oben – die falsche Information zu fehlenden Ports weitergegeben. Zu den geschilderten Störungen äußert sich der Telekom-Sprecher auf Anfrage nicht.