Eine schnelle Internetverbindung gilt als wichtiger Standortfaktor bei der Gewerbeansiedlung. Foto: dpa

Der Esslinger Kreistagsausschuss für Technik und Umwelt hat grünes Licht für eine regionale Backbone-Planung gegeben. Das Rückgrat des schnellen Internets soll mit Hilfe einer noch zu gründenden Anstalt des öffentlichen Rechts installiert werden.

Esslingen - Um die weißen Flecken auf der Breitband-Landkarte in der Region zu tilgen, wollen die Landkreise Esslingen, Böblingen, Göppingen, Ludwigsburg und Rems-Murr im Schulterschluss mit der Landeshauptstadt Stuttgart eine gemeinsame Kommunalanstalt ins Leben rufen. Die, als Anstalt öffentlichen Rechts (AöR) betrieben, soll eine landkreisübergreifende Backbone-Infrastruktur auf die Beine stellen. Über dieses Internet-Rückgrat werden dann die innerörtlichen Netze der teilnehmenden Kommunen angebunden. Ziel ist es, das schnelle Internet auch in die Wohn- und Gewerbegebiete zu bringen, die von den gewerblichen Anbietern bisher links liegen gelassen worden sind.

Der Esslinger Kreistagsausschuss für Technik und Umwelt hat in seiner jüngsten Sitzung den Startschuss für die Backbone-Planung erteilt. Gleichzeitig bewilligte die Ratsrunde 207 000 Euro als Anschubfinanzierung. Bis zum 1. Januar soll zudem ein Breitbandkoordinator gefunden sein, der die Fäden für den weiteren Ausbau in der Hand hält. Parallel dazu soll eine entsprechende Stelle auf Regionsebene geschaffen werden.

Das schnelle Internet lahmt ausgerechnet in den Gewerbegebieten

Die Notwendigkeit, mit einer flächendeckenden Breitbandversorgung dem schnellen Internet den Weg nicht nur in die Haushalte, sondern auch in die Büros und Produktionshallen der Unternehmen im Landkreis zu ebnen, ist von der Ratsrunde nicht in Frage gestellt worden. Ein leistungsfähiges Breitbandnetz und der damit verbundene schnelle Informations- und Wissensaustausch gilt als Voraussetzung für das Gedeihen der heimischen Wirtschaft. Umso ärgerlicher ist es für Unternehmen und Betriebe, wenn das schnelle Internet ausgerechnet in Gewerbegebieten lahmt. Ärgerlich auch für die Politik, der die Ansiedlung von Unternehmen eine Herzensangelegenheit ist.

So haben sich die Wirtschaftsförderer des Landkreises im Wettstreit um die Unternehmensgunst zuletzt immer häufiger einer übermächtigen Konkurrenz erwehren müssen. „Wir haben auf der Gewerbeimmobilienmesse Expo-Real in München die Erfahrung gemacht, dass andere Regionen im Gigabyte-Bereich unterwegs sind, während wir nicht einmal überall eine Mindestgeschwindigkeit von 50 Megabits pro Sekunde vorweisen können“, klagt der Esslinger Landrat. In der Tat hatte eine von der Firma Geodata erhobene Bestandsaufnahme ein ernüchterndes Ergebnis erbracht. In 41 Prozent der Gewerbegebiete im Landkreis Esslingen ist demnach eine Versorgung von mindestens 50 Mbit pro Sekunde nicht gegeben.

Neun Kommunen sind von der Datenautobahn abgehängt

Das hat sich – auch weil die Telekom zuletzt systematisch daran gegangen war, Versorgungslücken zu schließen – inzwischen gebessert. Trotzdem geht Jürgen Anders, der dem Ausschuss das von der Fachhochschule Furtwangen, der Rechtsanwaltskanzlei iuscomm und der Steuerberatungsgesellschaft SL T Treuhand erstellte Organisationsgutachten präsentiert hat, davon aus, dass im Kreis Esslingen auch nach der jüngsten Telekom-Offensive noch neun von 44 Städten und Gemeinden auf Dauer unterversorgt wären.