Entspannt sein beim Empfang großer Datenmengen wie Filme: Glasfaseranschlüsse ans Internet erlauben das. Foto: dpa/Monique Wüstenhagen

Nicht nur die Zukunft des Fernsehens, von Streaming bis Mediathek, reizt beim Internet die Kupferkabel nahezu aus. Glasfaseranschlüsse sind auch für Privatleute zunehmend ein Thema. In Fellbach bietet sich eine Chance darauf.

Fellbach - Schleppend ist die Nachfrage nach der Zukunft des Internets in Fellbach. Die Frist für das Einführungsangebot von Glasfaseranschlüssen in den südlichen Stadtteilen ist bis zum 17. Januar verlängert werden, weil das vom Investor Telekom verlangte Quorum nicht erreicht ist. Der Reiz der hohen Bandbreite von Internetanschlüssen hält sich offenbar in Grenzen: Es scheint, als können sich viele Menschen gar nicht vorstellen, sie tatsächlich zu benötigen.

Auf Drängen der Stadtverwaltung will die Telekom die gesamten südlichen Stadtteile auf einmal mit Glasfaserkabel versorgen

Wer am Abwägen ist sollte allerdings bedenken: Die Zukunft mit Internet-Anwendungen, die hohe Bandbreiten voraussetzen, hat zumindest für Privatleute mit besonderen Interessen, und nicht nur für Gewerbetreibende längst begonnen. Streaming ist das Stichwort, der Fernsehempfang über das Internet. Und das braucht Bandbreiten, die die technischen Grenzen des in jeden Haushalt geführten, aber veralteten Kupferkabels erreichen. Selbst wer die neuen Dienste nicht benutzt sollte sich überlegen, ob er sich schon heute ans zukunftssichere Glasfasernetz anschließen lassen will – jedenfalls dann, wenn er wie jetzt in Fellbach von einer Sonderaktion profitiert. Auf Drängen der Stadtverwaltung will die Telekom die gesamten südlichen Stadtteile auf einmal mit Glasfaserkabel versorgen. Wer bei der Sammelbestellung mitmacht, profitiert, weil ihm die Anschlussgebühr von fast 800 Euro erlassen wird. Der Kunde muss sich allerdings für zwei Jahre an die Telekom binden. Der Hunger nach Bandbreite nimmt stets zu: Schon heute hat sich ein Großteil der Jugend vom klassischen Fernsehen, ob über Kabel, Satellit oder Digitalfunk empfangen, verabschiedet. Sie pfeifen auf die Unterhaltungssendungen der Erwachsenen und holen sich die neuesten Filme und vor allem Serien im Internet – bei Anbietern wie Netflix, Amazon Prime und anderen. Auch klassische Fernsehgucker nutzen vermehrt das Internet: Versäumte Sendungen sind auf dem technisch gleichen Weg aus den Mediatheken der großen Sender zu holen.

Für die Saison 2021/22 hat Sky die Lizenz für die Champions League verloren

Fußballfans werden neuerdings geradezu zum Streaming gedrängt. Zwar ist die Bundesliga weiterhin mit 266 Live-Partien in dieser Saison bei dem Pay-TV-Sender Sky zu sehen. Der Internet-Abo-Sender DAZN zeigt aber schon Montags- und Freitagsspiele sowie die Sonntagsspiele ab 13.30 Uhr über die Datenleitung. Und der Trend zu den neuen Anbietern in Internet geht weiter: Magenta TV, der Streaming-Sender der Telekom, hat sich die Rechte geangelt, Spiele der dritten Liga zu übertragen. Für die Saison 2021/22 hat Sky die Lizenz für die Champions League verloren. Stattdessen streamen in der Königsklasse DAZN und Amazon. Wenn sich dies tatsächlich durchsetzt, lastet während der interessantesten Spiele der Empfang von Fernsehern und Computern der Sportinteressierten in der halben Nachbarschaft auf einem alten Kupferkabel. Dieses Netz droht, durch vielerlei Einflüsse überlastet zu werden.

Die neue schöne Fernsehwelt heißt Ultra HD

Schon in der heute üblichen Bildqualität bedarf es hoher Datenraten beim Empfang, die im herkömmlichen Kupferkabel auch außerhalb von Spitzennachfragen nicht jeder Anschluss ruckelfrei schafft. Im vergleichsweise gut versorgten Fellbach wird das vielleicht noch außerhalb der Großereignisse gehen.

Aber wie lange noch? Es gibt schon die nächste Fernseh-Norm: Streaming-Anbieter zeigen erste Serien in einer neuen Bildqualität mit einer weit höheren Auflösung als das heutige Full-HD. Die neue schöne Fernsehwelt heißt Ultra HD ( für Ultra High Definition). Übersetzt heißt das „extrem hohe Auflösung“. Die Bezeichnung Ultra drückt dabei die höhere Qualität gegenüber Full HD aus, statt 1920 × 1080 Pixel sind es 3840 × 2160 Pixel, exakt vier Mal soviel wie Full HD. Heute gilt UHD als Format für das Fernsehen der Zukunft, verbunden mit der Bildverbesserung HDR (High Dynamic Range) ist es nach Meinung von Testern schon jetzt ein echter Fortschritt der Bildqualität. Doch die Entwicklung der hohen Auflösungen geht weiter. Dadurch steigen die Anforderungen an die Datenübertragung.

Zur Weltmeisterschaft planen selbst ARD und ZDF Übertragungen mit entsprechender Bildqualität

Noch gibt es vergleichsweise wenige Sendungen in UHD. Viele Fernseher erreicht die neue Auflösung aber bereits. Vermutlich wird sie sich durchsetzen. Schon 2022 könnte es soweit sein, denn in jenem Jahr regiert König Fußball das Verbraucherverhalten. Zur Weltmeisterschaft planen selbst ARD und ZDF Übertragungen mit entsprechender Bildqualität. Wer solche Sendungen über das Internet anschauen will oder seinen ganzen Fernsehempfang auf Abos von Telekom, Vodafone und Konsorten umgestellt, braucht Spitzen-Bandbreiten. Der Anbieter Netflix empfiehlt für seine (kostenpflichtigen) Serien in UHD mindestens eine Bandbreite von 25 Megabit pro Sekunde (25 Mbit/s), bei Amazon Instant Video sollten es zumindest 15 Mbit/s sein. Das dürfte aber nur die technische Untergrenze sein, die noch keinen komfortablen Empfang garantiert. Wer das Pech hat, seine Wohnung weit ab vom Verteilerkasten der Telekom zu haben, muss aus technischen Gründen mit weiteren Einschränkungen rechnen. Dieses Problem gibt es für die Glasfaseranschlüsse, die in Kürze in Fellbach verlegt werden sollen, nicht.

Quote liegt in Fellbach inzwischen bei 80 Prozent

Bei der Vermarktung von Glasfaseranschlüssen im Südteil von Fellbach hat es über die Weihnachtsfeiertage noch mal einen Schub gegeben. Nach Zahlen der Telekom sind inzwischen 80 Prozent der geforderten Quote erreicht. Um mit Arbeiten am Breitbandnetz zu beginnen, verlangt das Unternehmen eine Mindestzahl von 2100 Vorverträgen. Nach aktuellem Stand liegen jetzt exakt 1674 Bestellungen vor. Ursprünglich wollte die Telekom die Vorverträge bereits Mitte

Dezember unter Dach und Fach haben. Zum Fristende waren aber nur 67 Prozent der benötigten Quote erreicht. Die Bestellzeit mit vergünstigten Konditionen wurde deshalb um gut einen Monat verlängert und läuft nun bis 17. Januar.